Schenefeld. Machbarkeitsstudie fürs Schulzentrum liegt vor. Stadt muss mindestens 42 Millionen Euro in Sanierung und Neubau stecken.

Das Schenefelder Schulzentrum der Zukunft wird topmodern, aber auch superteuer: Mindestens 42 Millionen Euro muss die Stadt investieren, um den in die Jahre gekommenen Gebäudekomplex auf den neuesten Stand zu bringen. Bis Ende 2025 soll der Altbestand komplett saniert und ein Neubau errichtet werden, der dann von Gymnasium und Gemeinschaftsschule gemeinsam genutzt wird. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die jetzt dem Bauausschuss präsentiert wurde.

Erstellt hat sie das Büro Drees & Sommer aus Kiel. Bevor sich die Experten an die Arbeit machen konnten, hatten die beiden Schulen ein Raumprogramm erstellt. Dieses wurde im Anschluss von einer Arbeitsgruppe aus Politik, Verwaltung und den beteiligten Schulen überarbeitet. Die Projektsteuerer haben parallel den Ist-Zustand der Gebäude begutachtet und schwere Mängel unter anderem bei Brandschutz, Entwässerung, Leitungen, Trinkwasser, Raumluft und Heizungsanlage aufgezeigt. Die Empfehlung lautet, den Teil des Altbestands, der ursprünglich zur Haupt- und der Realschule gehörte, abzureißen. An seine Stelle soll ein Neubau treten. Die Bausubstanz der Bereiche, die zum Gymnasium gehören, ist deutlich besser. Hier soll eine Komplettsanierung erfolgen.

„Wir haben versucht, die Flächenvorgaben des Raumprogramms möglichst einzuhalten und so wenig Wände wie möglich zu verschieben“, erklärte Planerin Sabine Heußel. Dennoch lasse sich im Erdgeschoss ein aufwendiger Umbau nicht vermeiden. Im Obergeschoss dagegen, wo die Stadt in den vergangenen Jahren viele Klassenzimmer bereits saniert hat, seien die Eingriffe weniger schwerwiegend.

Die gesamte Technik soll komplett erneuert werden

Laut den Vorstellungen der Planer sollen im Obergeschoss die Klassenräume des Gymnasiums verbleiben. Der Neubau soll dagegen die Klassenzimmer der Gemeinschaftsschule enthalten. Im Erdgeschoss würden die Verwaltungen beider Schule aneinanderrücken, um Synergieeffekte zu generieren. Die Flachdächer der Bestandsgebäude werden überbaut – je nach Standort durch ein leicht geneigtes oder ein zweiseitig geneigtes Dach. Dadurch könne das Regenwasser vernünftig abgeleitet werden, Leckagen in den Klassenräume würden der Vergangenheit angehören. „Die Dachkörper können für Photovoltaik genutzt werden, unter dem Dach entsteht Platz für die neue Technik der Schule“, so Moritz Nimax von Drees & Sommer.

Die Planer empfehlen, die veraltete Technik des Schulzentrums komplett auszutauschen. Neue Heizung, neue Elektroinstallation, neue LED-Deckenbeleuchtung, den Rückbau der Trinkwasseranschlüsse in den Klassenräumen zur Vermeidung von Legionellen – es dürfte im Bestandsgebäude kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Das hat seinen Preis: 12,6 Millionen Euro sollen in die Sanierung, etwa 29,23 Millionen Euro in den Neubau fließen. Sollten die Politiker den Neubau zusätzlich mit Hightech wie etwa einer Deckenheizung oder einer Wärmepumpe ausstatten, kämen noch knapp drei Millionen Euro hinzu. Dann würde die Investition fast 45 Millionen Euro betragen. „Wir glauben nach jetzigem Stand, mit dieser Summe auszukommen“, so Joachim Lenschow von Drees & Sommer.

In diesen Kosten sind auch Interimslösungen enthalten. Während der Bauzeit müssen gleichzeitig zwischen 16 und 21 Klassen provisorisch woanders untergebracht werden, auch die Verwaltungen werden umziehen müssen. Sechs Bauabschnitte haben die Projektsteuerer angedacht, die Bauzeit selbst würde fast vier Jahre betragen. Mit dem Baubeginn wird aktuell Anfang des Jahres 2022 gerechnet, der Bauantrag könnte Mitte 2021 gestellt werden. „Wir brauchen die Freigabe der Machbarkeitsstudie spätestens im Dezember diesen Jahres“, so Lenschow weiter. Dann würde sich Anfang 2020 ein europaweiter Architektenwettbewerb anschließen, an dessen Ende dann erste Visualisierungen der neuen Schule sichtbar werden würden. Als Wettbewerbsbetreuer werde ebenfalls das Büro Drees & Sommer fungieren. Der Siegerentwurf werde dann Bestandteil der Detailplanungen.

Schulleiter stehen voll hinter dem Konzept

Die Schulen, das machten die beiden Direktoren Jörg Frobieter (Gymnasium) und Dirk Ziegenhagen (Gemeinschaftsschule) deutlich, stehen voll hinter dem Konzept. Allerdings bat Ziegenhagen um eine kleine Änderung beim Raumprogramm, während Frobieter Ideen für eine Einlasskontrolle einforderte. Die sei nicht mehr gegeben, wenn die Verwaltungen fernab des Eingangs angesiedelt wären. Der Rektor des Gymnasiums forderte auch, mögliche Erweiterungsoptionen für die Zukunft einzuplanen, was laut den Projektsteuerern bereits vorgesehen sei.

Zunächst muss die Stadt 2,6 Millionen Euro bis Mitte 2021 investieren, um die Planungen und Projektbegleitung abzusichern. Die dicken Brocken werden dann in den Folgejahren fällig – etwa 14,2 Millionen Euro in 2023 und 9,1 Millionen Euro in 2024. Eine verlässliche Kostenberechnung indes soll erst im Mai 2021 vorliegen. Mathias Schmitz (Grüne) forderte angesichts der immensen Kosten bereits das Land auf, wieder Fördergeld für Schulneubau und -sanierung bereitzustellen.

Die Geschichte des Schulzentrums

Die Realschule zog 1970 in die damals neu erbauten Räume im Schulzentrum Achter de Weiden. Die Hauptschule, die zuvor mit der Grundschule Altgemeinde eine Einheit bildete, folgte 1977/78. Beide fusionierten 2010 zur Gemeinschaftsschule. Das Gymnasium begann 1970 als Zweigstelle des Pinneberger Heuss-Gymnasiums und bezog 1972 eigene Räume im Schulzentrum.