Uetersen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernimmt die Ehrenpatenschaft für das siebte Kind der Familie Bandiko-Horn.

Die frohe Kunde erreichte die Familie, als sie gerade von einem zehntägigen Urlaub auf Mallorca wiederkam – dem ersten seit Jahren. „Das war wie Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk zusammen“, sagt Imke Bandiko, Mutter von sieben Kindern. Denn ihrer jüngsten Tochter, der sieben Monate alten Frida Elise, wurde eine große Ehre zuteil. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Ehrenpatenschaft für die Tochter von Imke Bandiko und Vater Carsten Horn übernommen.

Bürgermeisterin Andrea Hansen überreichte am Freitag im Uetersener Rathaus die Urkunde an die Großfamilie. Als einmaliges Geschenk erhält die Patentochter 500 Euro vom Bundespräsidenten. „Das Geld werden wir auf ihr Sparbuch packen“, sagt die Mutter.

Siebtes Kind der Großfamilie bekommt

Zuvor war Frida Elise erstmals mit all ihren Geschwistern – Frederik (16), Lennox (13), Greta (12), den Zwillingen Emilia und Annemarie sowie Fritz (2) – in die Ferien geflogen. „Gewohnt haben wir da in zwei Appartements“, sagt Carsten Horn, der wie seine Lebensgefährtin als Erzieher in Uetersen arbeitet. Ein Leben als Großfamilie ist eben manchmal kompliziert, im Urlaub sowieso.

In ihrer Heimat wohnt die neunköpfige Familie in einem 140 Quadratmeter großen Haus mit sieben Zimmern am Rande der Haseldorfer Marsch. Bis auf die beiden Kleinsten hätten alle Kinder ihr eigenes Zimmer, sagt die Mutter, die Steinmeiers jüngste Patin noch stillt. „Sie schläft bei mir im Bett.“ Vater Horn habe zudem noch eine eigene Wohnung. „Für mich ist zu wenig Platz im Haus.“

Mutter erhält viele persönliche Fragen

Für die gebürtige Tornescherin übten große Familien schon immer einen besonderen Reiz aus. „Meine damalige Nachbarin, die sechs Kinder hat, erzählte mir, dass ich als Kind gerne die Koffer für viele Puppen gepackt habe, mit denen ich in Urlaub fahren wollte“, erzählt die Mutter. „Diese Familie hat mich immer beeindruckt. Ich konnte klingeln, wann ich wollte, es war immer jemand da.“

Die meisten Menschen begegneten der Großfamilie freundlich und mit Respekt. Nur wundere sie sich, dass oft die erste Frage sei, ob die vielen Kinder alle vom selben Vater seien. „Was ändert das?“, sagt Imke Bandiko. Zumal das eine „sehr persönlichen Frage“ sei. Sie antworte inzwischen immer mit „Ja“, auch wenn das nicht stimmt.

Auch Zwillinge sind Teil der Großfamilie

Denn die ersten fünf Kinder sind aus ihrer ersten Ehe, sagt die Mutter. Als sie ihr drittes bekam, hätte jemand aus dem Freundeskreis zu ihr gesagt: „Nun reicht es aber, oder?“ Das habe sie innerlich regelrecht wütend und rebellisch gemacht. Wieso sollte sie sich vorschreiben lassen, wie viele Kinder sie haben will? Also hätten sie ein viertes Kind geplant – dann kamen allerdings Zwillinge zur Welt.

Nach der Trennung von ihrem Mann und der neuen Liebe mit Carsten Horn hat es sich für sie bald so „angefühlt“, als sollte auch diese Beziehung mit einem Kind beglückt werden. Und als der kleine Fritz da war, sollte der natürlich nicht der einzige ganz Kleine in der Familie sein. „Die anderen sind ja schon so groß“, so die Mutter. Und so folgte im März schließlich ihr jüngster Spross, die kleine Frida Elise. Dieses Mal nicht als Hausgeburt in Uetersen, wie die vier älteren Geschwister. „Ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl, dass ich lieber ins Krankenhaus gehen sollte“, sagt die Mutter. Und ihr Gespür trügte nicht. Frida Elise musste in der Itzehoer Klinik mit Kaiserschnitt entbunden werden.

Sie habe ihre große Kinderschar unbedingt vor ihrem 40. Geburtstag zusammenhaben wollen, erzählt Imke Bandiko. „Das habe ich geschafft. Im September bin ich 40 geworden.“

Plan organisiert das Familienleben

Zu Hause habe jeder seine Aufgaben, berichten die Eltern. Es gebe einen monatlichen Plan, wer beim Tischdecken, Abwaschen, Staubsaugen, Katze-Versorgen oder Sockensortieren dran sei. „Für einen gibt es eine Freikarte“, so die Mutter zum Erziehungssystem. Sie hat Floristin gelernt, als Tagesmutter gearbeitet und wirkt nun seit vier Jahren im Waldkindergarten der Christuskirche, in dem bereits alle ihre Kinder betreut worden sind.

„Dafür habe ich extra noch meine Erzieherausbildung in Pinneberg gemacht“, sagt die Mutter. Jeden Montag gehe sie mit ihren Kindern in den Wald in Langes Tannen. „Das entspannt mich. Die kleinen Kinder schlafen dabei meist ein.“ Sie freue sich schon, wenn sie bald wieder in der Wald-Kita arbeiten könnte.

Durch das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes gebe es für die Familie sogar ein paar Vergünstigungen. So würden davon Klassenfahrten, Ausflüge und das Essen in der Schule sowie die Mitgliedschaft im Sportverein getragen. Ihr Auto, ein neunsitziger Fiat-Ducato, habe gerade den Geist aufgegeben. „Der ist leider nicht mehr durch den Tüv gekommen.“ So würden Einkäufe nun mit dem Wagen von ihrem Lebensgefährten erledigt. „Carsten unterstützt mich sehr.“

Das Anstrengendste am Leben in der Großfamilie sei, „dass es praktisch keine Ruhepause gibt“, so die siebenfache Mutter. Immer gebe es etwas zu regeln, Streit zu schlichten, Hausaufgaben zu betreuen, das kaputte Fahrrad zu reparieren. „Ich versuche, dabei mehr als nur Schadensbegrenzung zu machen, damit jeder zu seinem Recht kommt.“