„Ich war noch niemals. . .“ in Uetersen/Heist auf dem Flugplatz. Abendblatt-Redakteurin Katy Krause hebt zum Rundflug ab.

Es ist unfassbar still. Unter einem Flugplatz hätte ich mir, die die typischen Großflughäfen kennt, einfach mehr Gewimmel, Hektik und Lärm vorgestellt. So ganz anders ist es hier im Nirgendwo zwischen Uetersen und Heist. Schon der Anfahrtsweg ist ein kleines Abenteuer. „Sie geben Schlackenweg in ihr Navi ein und dann fahren Sie einfach immer weiter geradeaus, wenn das Navi nicht mehr weiter weiß“ – so hatte es die sehr freundliche Aleksandra Patitz aus dem Hamburger Büro der Fluggesellschaft Canair mir als Neuling am Telefon erklärt. Sie sollte Recht behalten.

Blick aus dem Flugzeug: So sieht der Flugplatz Uetersen/Heist von oben aus.
Blick aus dem Flugzeug: So sieht der Flugplatz Uetersen/Heist von oben aus. © krk | Katy Krause

Von der B 431 zwischen Uetersen und Holm geht es dem Hinweisschild nach in Richtung Flugplatz/Tävsmoor. Zur linken Seite liegt der Hochseilgarten, der an diesem Sonnabend ausgesprochen gut besucht ist. Dann immer der Nase nach beziehungsweise dem Feldweg nach, während das Navigationsgerät wie angekündigt seinen Dienst quittiert. Die Bültenkoppel 19, so lautet die eigentliche Adresse des Flugplatzes, scheint der modernen Technik kein Begriff zu sein. Ein Tipp für andere Flugplatz-Neulinge: Auch wenn man das Gefühl hat, schon da zu sein beziehungsweise nie anzukommen, einfach immer weiterfahren. Zum Schluss erreicht man eine Wiese, wo man parken kann. Wer mit dem Rad kommt, für den stehen am Eingang Abstellmöglichkeiten parat.

Durch eine gläserne Tür – links befinden sich der Tower und Büros der Fluggesellschaften, rechts geht es zum Restaurant – bin ich in wenigen Schritten auf dem Flugplatz. Flugfeld und Besucherbereich trennt nur eine halbhohe blühende Hecke. Dahinter erstreckt sich das rund 120 Hektar große Areal samt Rollfeld, Hallen für Vereine und Unternehmen sowie Abstellmöglichkeiten für Flugzeuge. Fasziniert lasse ich mich auf einer der Bänke nieder.

Schnickschnack wie Loungemöbel gibt’s nicht

Es gibt immer etwas zu sehen: Hier hebt ein Hubschrauber ab, beobachtet von vielen Besuchern.
Es gibt immer etwas zu sehen: Hier hebt ein Hubschrauber ab, beobachtet von vielen Besuchern. © krk | Katy Krause

Es gibt so viel zu sehen. Die Segelflieger gleiten an diesem herrlichen Sommertag hoch oben um die Wette mit Greifvögeln. Schwalben zischen spielerisch über das Feld, als würden sie sich über die starren Flugkästen der Menschen amüsieren. Nur das Geräusch der Seilwinde, die gelegentlich ein Segelflugzeug auf Geschwindigkeit und in den Himmel katapultiert, durchbricht die Stille. Das gute Wetter hat so einige Besucher hergelockt. Doch es geht beschaulich zu. Der Außenbereich ist praktisch und rustikal hergerichtet. Nach Schnickschnack wie Loungemöbeln sucht man vergebens. Wer dagegen etwas für Currywurst und Schnitzel über hat, der kommt auf seine Kosten. Auch bei Kaffee und Kuchen lässt sich auf der Terrasse oder drinnen im Tower Restaurant das Geschehen auf dem Flugplatz beobachten. Da werden Maschinen eingeparkt, eine andere zum Tanken manövriert, ein Hubschrauber macht sich zum Rundflug bereit.

Blick über die Schulter des Piloten: Dieser steuert die Cessna 172 SP gekonnt in Richtung Elbe.
Blick über die Schulter des Piloten: Dieser steuert die Cessna 172 SP gekonnt in Richtung Elbe. © krk | Katy Krause

Ja, Rundflüge. Wer nicht nur zusehen möchte, sondern selber zum Überflieger werden will, dem werden relativ einfach und günstig zahlreiche Möglichkeiten geboten. Unser Canair-Paket – ein Weihnachtsgeschenk, das an diesem Tag endlich eingelöst wird – umfasst einen 20- bis 25-minütigen Rundflug sowie ein Pilotendinner im Tower Restaurant. Kosten pro Person: 79 Euro. Das ist fair. Vor allem wenn man wie an diesem relativ wolkenlosen Sommertag einen unfassbaren Blick über Hamburg dafür geboten bekommt.

Mit unserem Piloten Christoph – man duzt sich hier auf dem Flugplatz – heben wir nach einer kurzen Einweisung und einem Check ab. Die Cessna 172 SP lässt sich gar nicht lange bitten und erreicht schnell an Höhe. Von hier oben lässt sich auch erkennen, dass die Hecke am Rand des Flugplatzes ein Herz bildet. „Für Hochzeitsanträge“, erklärt Christoph über Headset und Kopfhörer. Das Angebot werde von Paaren genutzt, besonders gern bei einem Flug in den Sonnenuntergang. „Heute morgen hatten wir schon einen Hochzeitsantrag“, so Christoph. Der zweifache Vater fliegt seit seinem 16. Lebensjahr. Er vermittelt ein sicheres Gefühl, auch wenn es schon eine ganz andere Sache ist, mit so einer kleinen Maschine zu fliegen. Wer Höhenangst hat, sollte die Finger davon lassen. Alle andere werden die Freiheit über den Wolken genießen und lieben.

In 500 Metern Höhe geht es über die Elbe

Christoph erläutert uns derweil gern, die Technik, den Sprechfunk und natürlich, was es auf der Erde zu sehen gibt. Dann muss er kurz innehalten, um sich ein Ok vom Hamburger Tower zu holen. Es geht ins Hamburger Hoheitsgebiet, aber nur wenn die Hanseaten auch zustimmen. „Hier ist die imaginäre Grenze“, sagt Christoph und weist auf das unter uns liegende Wedeler Kraftwerk, das an der Landesgrenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein steht. Wer ohne ausdrückliche Erlaubnis weiterfliegt, handle sich Ärger ein. „Die verstehen da keinen Spaß und schicken gegebenenfalls auch einen Hubschrauber los, der einen abfängt“, erklärt uns der Pilot.

An diesem Tag geht alles gut. Es gibt ein Okay und wir dürfen Richtung Hamburg schwenken. In 1400 Fuß, also rund 500 Metern Höhe, geht es über die Elbe, um unterhalb der großen Flugzeuge zu bleiben, die den Hamburger Flughafen ansteuern. Ist die Flugschneise passiert, geht es höher. Das ermöglicht eine noch bessere Übersicht über das Treiben im Hafen, zeigt Strukturen des Hamburger Städtebaus auf. Nach einem ausgedehnten Blick über die Binnenalster geht es zurück über Övelgönne, Teufelsbrück, den Wedeler Hafen bis zum Flugplatz. Faszinierend und schön ist die Vogelperspektive.

Mein Magen fühlt sich aber aufgrund einiger Luftlöcher doch etwas flau an. Ich muss kurz pausieren, bis es mit dem Essen weitergehen kann. Das macht aber nichts. Das Schnitzel mit frischem Tomatensalat (13,90 Euro laut Karte) mundet. Anschließend gibt es noch ein Eis. So kann man sich seinen Tag auf dem Flugplatz sehr gut schmecken lassen.

Mein erster Besuch wird nicht mein letzter gewesen sein. Ganz bestimmt.

Rundflüge, Kulinarisches und Veranstaltungen

Pause: Nach dem Rundflug fühlt sich der Magen von Redakteurin Katy Krause etwas flau an.
Pause: Nach dem Rundflug fühlt sich der Magen von Redakteurin Katy Krause etwas flau an. © krk | Katy Krause

Vom Flughafen Uetersen/Heist aus bieten einige Firmen Rundflüge über die Region an. Das Unternehmen canair bietet beispielsweise auch Pakete wie ein Candle-Flight Dinner und einen Cessna-Schnupperflug an, bei letzterem darf der Gast sogar selbst ans Steuern. Die günstigste Version: Ein kleiner Rundflug von bis zu 15 Minuten kostet pro Person 54 Euro. Weitere Infos unter www.canair.de oder per Telefonnummer 040/34 43 08. Alternativ können auch Rundflüge mit der Flugschule Hamburg oder hanseair vereinbart werden. Auch Hubschrauberrundflüge (www.hubschrauberflug.de) oder ein motorloser Flug mit einem Segelflugzeug (www.lsv-pinneberg.de) sind möglich. Welche Anbieter es im Detail an welchen tagen und zu welchen Konditionen gibt, lässt sich auch über die Internseite edhe.jimdo.com des Flugplatzes sehen.

Das Tower Restaurant hat von Mai bis August von Dienstag bis Freitag 9.30 bis 21 Uhr, sonnabends von 9.30 bis 21 Uhr und sonntags von 8.30 bis 20 Uhr geöffnet. Montags ist Ruhetag. Es gibt einen kulinarischen Kalender, im August etwa Burgervariationen und am 14. August einen Einschulungslunch. Zudem gibt es zahlreiche Veranstaltungen. Weitere Infos unter www.tower-restaurant.de. Von April bis Oktober gibt es jeden Sonntag einen Flohmarkt auf dem Parkplatz. Am 11. August ist ein Kinderfest geplant. Wer selbst verkaufen möchte, kann sich unter 04122/927 58 77 einen Platz sichern. www.flohmarkt-flugplatz-heist.de krk