Wedel. Die Liinsand soll ab Juli zwischen Stade, Wedel und Altona verkehren. Die genauen Pläne – und woran der Start der Elblinien noch hängt.

Lang ist es her, dass regelmäßig Fährschiffe von Hamburg nach Wedel fuhren und zahlreiche Besucher brachten. Immer wieder gab es Versuche, die Strecke neu zu beleben. Zuletzt sah es düster aus. Denn auch die Hadag stellte ihr Angebot aus betriebswirtschaftlichen Gründen ein. Die Hamburger Reederei betrieb zumindest am Wochenende noch den Elb-Hüpfer.

Das Angebot war nicht Teil des HVV. Gäste zahlten für die dreistündige Rundfahrt von den St. Pauli Landungsbrücken über Blankenese, Wedel und zurück 30 Euro. Das nutzten laut Hadag lediglich rund 7000 Fahrgäste pro Jahr. Hinzu kam, dass die Reederei derzeit ein Fährschiff aufgrund einer Havarie mit dem Großcontainerschiff „Ever Given“ weniger zur Verfügung hat.

Fähr-Überführung ist wetterabhängig

Während einige schon fürchteten, dass Wedels schöner neuer Anleger verweist, taucht plötzlich ein neues Unternehmen auf, das gleich in die Vollen geht. Die Watten Fährlinien GmbH verlegt ihr Schiff „Liinsand“ aus dem Wattenmeer an die Elbe. Bereits am 9. Juli stellt das Schiff seinen Dienst als Wattentaxi zwischen Föhr, Amrum, Dagebüll, Hooge und Langeness ein und steuert die Hansestadt an, um zeitnah eine neue Elbverbindung zwischen Stade, Wedel und Hamburg zu schaffen.

„Wir müssen gutes Wetter abwarten, um das Schiff zu überführen. Aber wir gehen davon aus, dass wir mit der Liinsand Mitte Juli in Wedel das erste Mal anlegen“, sagt Geschäftsführer Sven Jürgensen. Dann werden bereits Testfahrten angeboten und auch Besucher mitgenommen. Der reguläre Fahrplan soll von August an greifen, wenn alles gut geht.

Anlege-Genehmigung für Hamburg steht aus

Denn noch steht eine Anlege-Genehmigung für das Schiff in Hamburg aus. Daran sind allerdings schon viele gescheitert. Doch Jürgensen ist optimistisch. Es gebe Vorgespräche mit der Hamburg Port Authority (HPA) als Genehmigungsbehörde. Er rechne damit, dass die Genehmigung bald eintreffe. Seinen Optimismus nimmt er auch daher, dass die „Liinsand“ nicht die sehr stark beanspruchten St. Pauli Landungsbrücken ansteuern wird, sondern vorerst am Altonaer Fischmarkt festmacht.

Vorfreude in Wedel – unter Vorbehalt

Wedels Bürgermeister Niels Schmidt freut sich über das neue Angebot. „Die Stadt wird rasch die notwendige befristete Anlege-Genehmigung erteilen“, kündigt er an. Allerdings achtet die Stadt auch darauf, dass es zu keiner Konkurrenz mit der teils selbst betriebenen Fähre nach Lühe kommen wird. „Unsere Hoffnung ist, dass sich die beiden Fährlinien bei einer geschickten Taktung gegenseitig attraktiver machen, weil vielleicht eine quasi nahtlose Verbindung von Lühe bis Hamburg entsteht.“ Die Gesellschafterversammlung wird sich im August damit befassen.

In 55 Minuten von Wedel nach Hamburg

Von Wedel aus braucht das Schiff, das 50 Passagiere und 15 Fahrräder fasst, laut Jürgensen 55 Minuten. Möglicherweise zeigt die Praxis, dass es auch zukünftig schneller geht. Doch vorerst ist das die auferlegte Geschwindigkeitsbegrenzung. Wenn die „Liinsand“ wenig Wellen schlägt und aufgrund des Hybridantriebes leise ist, kann es auch schneller gehen.

Dreimal täglich sieben Tage die Woche soll das Schiff in Wedel anlegen, und zwar um 9.40 Uhr, 13.40 Uhr und um 17.40 Uhr. Eine Winterpause gibt es nicht. Ein Ticket von Wedel nach Altona beziehungsweise umgekehrt soll laut Jürgensen neun Euro je Fahrt kosten. Hin und zurück also 18 Euro. Auch Jahreskarten sind langfristig geplant.

"Liinsand" soll auch Pendler ansprechen

„Anfangs werden wir uns touristisch ausrichten. Aber wir möchten auch gern Pendler ansprechen“, erklärt Jürgensen. Daher sei auch der Fahrplan flexibel und erweiterbar. „Wir möchten jetzt erst einmal anfangen und dann sehen, wie der Bedarf ist“, sagt der Geschäftsführer, der sich beispielsweise für Pendler frühere Abfahrtszeiten vorstellen kann.

Stade wird der Heimathafen sein

Woher plötzlich das Interesse an der Elbverbindung kommt? Dafür gibt es zwei gute Gründe. Zum einen haben die Wedeler die neue Fähranbindung den Bemühungen aus Stade zu verdanken. Seit zwei Jahren ist man im Gespräch. Hier wird auch der Heimathafen der „Liinsand“ sein, werden die Touren jeweils beginnen. Die Stader richten sogar eigens einen Bus-Shuttle von der Stadt bis zum Fähranleger ein. Der andere Bezugspunkt liegt dagegen in Hamburg beziehungsweise Wedel begründet.

Name von geplatztem Projekt übernommen

Denn das hybride Antriebssystem der „Liinsand“ stammt vom Hamburger Unternehmen Becker Marine Systems. Das hatte noch vor einigen Jahren große Pläne, wollte, wie berichtet, eine Autofähre zwischen Wedel und Jork schaffen. Daraus wurde nichts. Aber der damalige Name Elblinien ist geblieben und wird nun an das neue Konzept abgetreten. So ist zumindest ein bisschen was von der damals innovativen Idee übrig geblieben. Zeitnah sollen dann auf www.elblinien.de der Fahrplan, Preise, Charterangebote und weitere Infos zum neuen Schiffsverkehr auf der Elbe zu finden sein.