Wedel . Wedeler Verwaltungsmitarbeiter veröffentlichen ein Kochbuch mit rund 50 Lieblingsrezepte für regionale Gerichte.
Was hat das Kochen mit dem Klimaschutz zu tun? Eine ganze Menge. Das erfährt auch, wer das Buch „Regional Essen“ liest. Darin gibt es außer den rund 50 Rezepten sortiert nach der Jahreszeit auch Tipps zur klimafreundlichen Ernährung. Das Besondere: Das Buch stammt nicht aus einem Verlagshaus, wurde nicht von einem großen, professionellen Autorenteam verfasst. Sondern es entstand im Wedeler Rathaus. Alle Rezepte samt den dazugehörigen Fotos steuerten die Verwaltungsmitarbeiter selbst bei. Auch die Texte wurden im Rathaus verfasst.
Die Idee zu dem ungewöhnlichen Buch hatte die Klimaschutzbeauftragte Simone Zippel. Im Zusammenhang mit dem Projekt „Wedel is(s)t regional“ hätten sich so viele Initiativen gebildet und mit viel Engagement Aktionen realisiert. „Da fand ich, dass auch wir als Stadtverwaltung einen Teil dazu beitragen sollten“, erklärt Zippel, die seit März 2017 in Wedel als Klimaschutzbeauftragte im Amt ist. Sie stieß die Idee an, doch ein Klimakochbuch mit saisonalen und regionalen Produkten zu veröffentlichen. Und viele Kollegen aus dem Rathaus machten mit.
Auch wenn sich dabei herausstellte, dass das mit dem saisonal und regional viel schwerer ist als gedacht. „Ich koche gern und viel“, berichtet Zippel, die aufgrund des Projekts bemerkte, wie international das ist, was bei ihr auf dem Teller kommt. Was ist zum Beispiel mit Gewürzen? Und sollten die Gerichte im Sinne der Klimaverträglichkeit dann nicht lieber ohne Fleisch und Milchprodukte sein? „Es entbrannte eine Diskussion im Haus“, beobachtete Zippel. Das habe sich wie eine Welle durchs Rathaus bewegt.
„Bei der Herstellung eines Rindersteaks werden etwa 31-mal so viele Treibhausgase freigesetzt wie für die gleiche Menge Gemüse“, erklärt Zippel. Und auch Käse stamme von Kühen, die zur Steigerung der Treibhausgase führen. „Das ist nun einmal eine bittere Erkenntnis, vor der man gern die Augen verschließt“, sagt Zippel, die aber betont, dass es nicht darum gehe, nun alles zu verbieten oder darauf zu verzichten. „Früher gab es auch nur einmal in der Woche Braten, und alle haben sich darauf gefreut“, plädiert die Klimabeauftragte für bewussteren Genuss.
Sie selbst steuerte eine Rezept bei, das sie bei Freunden erstmals aß und das seither zu ihrem Lieblingsessen wurde: „Kürbislasagne mit Spinat und Salbei“. Als Käseersatz empfiehlt sie Hefeflocken und veganen Quark. Wer es weniger vegan mag, verwendet geriebenen Käse und Crème fraîche. Allerdings handelt es sich hierbei um ein Herbstgericht – zumindest für den, der dem Grundgedanken folgen will und regionalen Kürbis verwenden möchte.
Anders verhält es sich da bei dem Gericht von Rathaussprecher Sven Kamin. Er verrät im Kochbuch den Lesern Omas Rezept für Rhabarberkompott. Im Garten seiner Großeltern wuchsen Obst- und Gemüse. Auch Rhabarber fand sich in einer Ecke. Was ihn so faszinierte: „Dass meine Oma aus dem Gebüsch – wie es mir als kleiner Junge erschien – die herrlichsten Süßspeisen zauberte.“ Dabei verwendete sie 1 Kilogramm Rhabarberstangen, 180 Gramm Zucker und ein bis zwei Esslöffel Wasser, um Kompott für vier Personen einzukochen.
Dass teilweise von den Rathausmitarbeitern sogar in ihrer Freizeit erstellte Kochbuch wird zum Herstellungspreis von 6,20 Euro verkauft. Interessierte können es bei Wedel Marketing im Erdgeschoss des Rathauses erstehen. Zudem wird es als Präsent der Stadt genutzt.