Schenefeld . Auf dem XFEL-Forschungsareal hat die wohl internationalste Kantine im Kreis Pinneberg eröffnet. Dort kann jetzt jeder essen.

So nah wie hier kommt man den Wissenschaftlern vom Röntgenlaser XFEL sonst nirgends. Denn das Schenefelder Forschungsareal ist abgesperrt, ein Zugang für Besucher nur mit Ausnahmegenehmigung möglich. Zumindest bis jetzt. Denn mit der Eröffnung des neuen Betriebsrestaurants BeamStop hat sich das geändert. Besucher von auswärts dürfen von nun an das Gelände zum Restaurantbesuch betreten, Tisch an Tisch mit den Wissenschaftlern essen und ein wenig von der Atmosphäre spüren, die auf dem Forschungscampus herrscht.

„Damit erfüllen wir ein Versprechen“, erklärt Nicole Elleuche als Geschäftsführerin bei European XFEL. Durch den Bau des Röntgenlasers im Landschaftsschutzgebiet habe man der Stadt und ihren Bewohnern ein Stück Natur genommen und dafür einen Mehrwert in anderer Form in Aussicht gestellt. Die Öffnung nach außen ist nur ein Teil dieses Versprechens, weitere wie ein allgemein positiver Wirtschaftseffekt auf den Standort sowie ein Besucherzentrum sollen folgen. Bis dahin können Interessierte nun im BeamStop zwischen den internationalen Forscherteams ein wenig davon erfahren, was in Schenefeld gerade passiert.

Immerhin wird hier an einem einmaligen Projekt gearbeitet, in das mehr als eine Milliarde Euro investiert wurde. Experten versprechen sich Bahnbrechendes von dem einmaligen Röntgenlaser, dessen Leuchtkraft milliardenfach stärker sein soll als die bislang besten Röntgenstrahlungsquellen der Welt. Mit dem XFEL – das steht für X-Ray Free-Electron Laser – sollen zum Beispiel Erkenntnisse über das Innere von Planeten gewonnen oder Molekülstrukturen entschlüsselt werden. Mit diesem Wissen könnten neue Medikamente und Werkstoffe entwickelt werden. Dass hier in Schenefeld die Nobelpreisträger von morgen tätig sind, hoffen und vermuten viele. Und diese müssen besonders gut versorgt werden.

Nobelpreisträger von morgen bekommen Brainfood serviert

„Exzellente Wissenschaft braucht exzellente Rahmenbedingung“, ist die XFEL-Geschäftsführerin überzeugt. Deshalb kommt im BeamStop, dessen Bau rund fünf Millionen Euro gekostet hat, auch nicht irgendwas auf den Teller. Unter anderem wurden spezielle Gerichte für die Denker kreiert. Das „Brainfood“ ist fettarm und leicht verdaulich, es enthält bestimmte Mineralien und Vitamine sowie Omega-3-Fettsäuren, die den Geist beflügeln sollen.

Wegen der vielen auf dem Forschungscampus vertretenen Nationen muss auch auf Besonderheiten geachtet werden. Beispielsweise ist Rind in Indien heilig und Schweinefleisch für Menschen muslimischen Glaubens ein Tabu. Zudem ernähren sich offensichtlich viele der Forscher vegetarisch beziehungsweise vegan. Denn das ist das Gericht, das gefragt ist. „Wir bieten jeden Tag ein veganes Gericht an, und das geht auch am besten weg“, kann Betriebsleiter Carsten Heidemann nach drei Wochen Testphase mit durchschnittlich 180 Essen pro Tag – und damit besser als erwartet – berichten. Die vegane Nachfrage ist eine Schenefelder Besonderheit. in anderen von Klüh Catering betriebenen Kantinen werden die fleischhaltigen Gericht besser nachgefragt. Besonders ist für die Betriebskantine auch das wechselnde Publikum. Denn zusätzlich zu den 300 festen Mitarbeitern werden pro Jahr rund 3000 Nutzer aus aller Welt erwartet, die mit dem Laser experimentieren wollen.

Die neue Xfel-Kantine BeamStop ist bereits kurz nach Eröffnung sehr gut besucht.
Die neue Xfel-Kantine BeamStop ist bereits kurz nach Eröffnung sehr gut besucht. © European XFEL | European XFEL

Das bundesweit agierende Unternehmen Klüh Catering hatte sich in einem Ausschreibungsverfahren gegen 13 Mitbewerber durchsetzen können. Laut XFEL-Geschäftsführerin Elleuche überzeugte der Cateringbetrieb mit seinem Konzept, auf regionale Produkte und nachhaltige Verpackung zu setzen. Doch vor allem war es die Firmenkultur, die überzeugte. Die beworbene Toleranz und Offenheit kamen gut an beim internationalen Forschungsbetrieb. Das fängt beim Küchenteam schon an. So wurde bei der Einstellung der zehn Mitarbeiter für den neuen Schenefelder Standort darauf geachtet, dass mehrere Sprachen gesprochen werden. So beherrscht Ilaria Bartolozzi an der Snackbar außer ihrer Heimatsprache Italienisch noch Französisch, Englisch und Deutsch. Praktisch: Sie versteht nicht nur viele der Mitarbeiter, sie kennt auch bereits einige, weil ihr Mann für European XFEL arbeitet.

Am 1. April startete der Betrieb von BeamStop, wie das Restaurant nach einem Namenswettbewerb unter den XFEL-Mitarbeitern getauft wurde. Nach drei Wochen Testphase werden nun die Türen von 11.30 bis 15 Uhr auch für externe Esser geöffnet. Über 150 Plätze verfügt BeamStop, weitere 40 sollen im Außenbereich folgen. Außer Snacks und Getränken werden warme Gerichte für 1,50 Euro (Suppe) bis acht Euro angeboten. Der Speiseplan ist unter www.xfel.eu/beamstop abrufbar.