Elmshorn/Hörnum. Bauunternehmer Semmelhaack will in Hörnum 100 Wohnungen errichten – und zwar auf dem Grundstück des Fünf-Städte-Vereins.

Sylt, die Insel der Schönen und Reichen. Dort, wo auch gern Prominente urlauben und wo Hamburgs Schickeria feiert, ausgerechnet dort plant das Elmshorner Bauunternehmen Semmelhaack, Sozialwohnungen sowie preisgünstigen Mietwohnraum zu errichten – und zwar im Süden der Insel, in Hörnum.

Das Konzept steht, Visualisierungen liegen seit längerem auf dem Tisch. Das Grundstück hat sich Semmelhaack vertraglich gesichert. Doch mit den Plänen geht es nicht voran. Dabei blickt vor allem ein gemeinnütziger Verein mit Pinneberger Wurzeln besorgt auf die Entwicklungen. Denn bei dem besagten Grundstück handelt es sich um einen Teil des rund vier Hektar umfassenden Areals des Fünf-Städte-Vereins, der in Hörnum auf Sylt das gleichnamige Heim betreibt.

Wie Reinhold Bauerfeld als Geschäftsführer des Fünf-Städte-Vereins erklärt, sind sich Verein und Bauunternehmen bereits seit 2016 über den Verkauf eines 8500 Quadratmeter großen Grundstücks einig. Unter der Voraussetzung, dass die Gemeinde den Bauplänen zustimmt, könnte auf der Fläche westlich des Fünf-Städte-Heims (zwischen der Rantumer Straße und den Sportplätzen an der Heimstraße) ein Wohnquartier mit zehn zweigeschossigen Gebäuden mit rund 100 Wohneinheiten und bis zu 6800 Quadratmeter Wohnfläche sowie circa 100 Stellplätzen entstehen. Der Verkauf des Grundstückes würde 1,8 Millionen Euro in die Kasse des Vereins spülen, und die werden laut Bauerfeld zur Behebung des Sanierungsstaus dringend benötigt.

„Der Verein ist Träger und bekommt keine Zuschüsse. Wir sind auf eigene Einnahmen angewiesen“, erklärt Bauerfeld. Er betont: „Als gemeinnütziger Verein dürften wir keine Gewinne machen.“ Aber eben auch keine Verluste. Laut Bauerfeld liegt bereits ein konkretes Konzept in der Schublade, wie das Erholungs- und Schullandheim mit dem Geld aus dem Verkaufserlös fit für die Zukunft gemacht werden könnte. Unter anderem bräuchte es mehr Einzelzimmer, und sanitäre Anlagen müssten in dem Heim, in dem seit Mai 1948 Jugendliche Ferien machen können, modernisiert werden.

Verkaufserlös soll der Sanierung des Heims dienen

Der Verein könnte mit dem Verkaufserlös dem Sanierungsstau begegnen, Semmelhaack Mietwohnungen errichten – und die Gemeinde Sylt bekäme dringend benötigten Wohnraum zu einem günstigen Kurs. Alle profitieren, und trotzdem gibt es seit Jahren Stillstand, wie Hartmut Thede als Sprecher von Semmelhaack berichtet. „Man begegnet Investoren auf der Insel mit Skepsis.“ Das kann Thede grundsätzlich nachvollziehen. Allerdings habe das Unternehmen unter dem neuen Dach der gegründeten Familienstiftung Theodor Semmelhaack zugesichert, dass sie bis zu 50 Prozent als Sozialwohnungen errichten. Zudem wäre das Unternehmen Semmelhaack bereit, sich in einem städtebaulichen Vertrag dazu zu verpflichten, diese Wohnungen über
35 Jahre zu binden mit einer Nachfrist von zehn Jahren. Üblich sind 15 oder 25 Jahre. Während die sozialgeförderten Wohnungen bei einer Netto-Kaltmiete von 6,10 bis maximal 7,30 Euro pro Quadratmeter liegen würden, sollen die restlichen Wohnungen mit einer geplanten Kaltmiete von 12,50 Euro vermietet werden und damit deutlich unter Inselniveau. „Hier wird nicht spekuliert und nichts weiterverkauft. Wir schaffen Dauerwohnraum ausschließlich für Sylter und Arbeitnehmer auf der Insel“, so Thede, der das Investitionsvolumen mit 17 Millionen Euro beziffert.

Das ist das Fünf-Städte-Heim

1936 wurde das Gebäude für Offiziere der Luftwaffe auf Sylt gebaut. Nach dem Krieg stand es leer und befand sich in Besitz des Bundes.

Im Oktober 1947 gründeten die Städte und Gemeinden Wedel, Elmshorn, Uetersen, Pinneberg, Tornesch, Kellinghusen und Neuendeich den Fünf-Städte-Verein Pinneberg und planten ein Gästehaus in dem Gebäude. Ein halbes Jahr später wurde das Jugenderholungs- und Schullandheim von Jugendlichen erstmals genutzt.

Mitte der 60er-Jahre wurde es dem Fünf-Städte-Verein kostenlos überschrieben. Später wurde ein Anbau errichtet.

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Doch während die Gemeindevertretung in Hörnum seinen Worten Glauben schenkt und die nötige Änderung des Bebauungsplans auf den Weg gebracht hat, blockieren die anderen Gemeinden das Projekt. Denn auf Sylt gibt es einen Wohnungspakt. Die Nachbargemeinden müssen zustimmen, was sie bislang laut Thede nicht getan haben. Aber sie lehnen auch nicht ab. Den Grund kennt Thede nicht.

Daher es aber „insular“ kein Fortkommen gibt, setzen Bauherr und Verein nun auf die Landesplanung. Kiel könnte Druck machen. Der Landtagsabgeordnete Thomas Hölck, westküstenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, sagte bei einem Besuch vor Ort Unterstützung zu. „Dieses Projekt ist im Interesse der Insel. Selbst Lehrer, Erzieher, Polizisten können sich die Wohnungen auf Sylt nicht mehr leisten“, so Hölck. Die Insel blute aus, während gleichzeitig die Verbindung zum Festland für die steigende Zahl der Pendler immer schwieriger werde. „Hier muss gehandelt werden, zumal ein verlässlicher Bauträger bereitsteht.“ Laut Thede könnte das Projekt, wenn der Bebauungsplan steht, innerhalb von eineinhalb Jahren realisiert werden.