Quickborn. Stadt Quickborn lässt frisch sanierte Brücke über die A7 einseitig für Pkw sperren, weil der Fuß- und Radweg zu schmal gebaut wurde.

Es grenzt beinahe an einen Schildbürgerstreich, der sich hier abspielt: Knapp fünf Monate lang war die Brücke über die Autobahn 7 im Harksheider Weg in Quickborn für den Autoverkehr gesperrt, weil sie im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A 7 umfangreich erneuert werden musste. Seit dem Wochenende ist sie wieder für den Verkehr freigegeben. Und nun das: Sie muss erneut auf unabsehbare Zeit halbseitig für den Autoverkehr gesperrt werden.

Grund dafür ist der infolge der Sanierung jetzt zu schmale Fuß- und Radweg, der es Fußgängern, Radfahrern und vor allem Rollstuhlfahrern sowie Personen mit Kinderwagen unmöglich macht, die Brücke zu überqueren. So jedenfalls urteilt die Quickborner Stadtverwaltung. Als zuständige Verkehrsbehörde hat sie am Mittwoch eine entsprechende verkehrsrechtliche Anordnung an die Baufirma Via Solutions Nord und ihren Auftraggeber, die Deges, erteilt.

Fuß- und Radweg war früher 55 Zentimeter breiter als jetzt

„Wer plant denn so was?“, wundert sich Quickborns Bürgermeister Thomas Köppl. „Das ist eine rücksichtlose Planung für Fußgänger, Radfahrer und alle schwächeren Verkehrsteilnehmer. Das kann nicht sein.“ Die Baufirma sei aufgefordert, den Fuß- und Radweg über die Brücke, der jetzt nur noch etwa 80 Zentimeter breit sei, wieder auf die vorherige Breite von 1,35 Meter zu vergrößern. „So ist es auch planfestgestellt worden.“ Diese Breite entsprach eigentlich schon nicht mehr den heutigen gesetzlichen Vorschriften. Offenbar habe die Baufirma hier nach den Vorgaben einer Brückensanierung gearbeitet, auf der es keinen Fuß- und Radweg gibt, ärgert sich Köppl.

Solange der Fuß- und Radweg nicht verbreitert sei, müsse eine Fahrbahn gesperrt werden, damit Fußgänger und Radfahrer sie nutzen können. Bis zum heutigen Donnerstag müsse dafür eine Ampelanlage auf beiden Seiten der Brücke eingerichtet sein, die wie bei einer Baustelle die Überquerung für Fahrzeuge nur jeweils von einer Seite ermögliche, erklärt Köppl. Es gebe hier ja keine Alternative, weil es die einzige Möglichkeit sei, die Autobahn zu überqueren. „Die Brücke wird auch von Kindern genutzt, die auf die andere Seite zur Schule müssen“, sagt Köppl. Nicht auszudenken, wenn da etwas passiere.

Im Rathaus sind viele Beschwerden eingegangen

Viele Beschwerden aus der Bevölkerung haben die Quickborner Verwaltung auf den Plan gerufen. Durch ein zusätzliches, etwa einen Meter hohes Metallgeländer sei der Fuß- und Radweg „zu Lasten vermeintlicher Sicherheit erheblich verschmälert worden“, kritisierte am Mittwoch CDU-Sprecher Bernd Weiher. „Das ist für uns eine inakzeptable Situation, die korrigiert werden muss“, forderte er die Verwaltung auf, Abhilfe zu schaffen. Was die mit ihrer Anordnung sofort tat.

Wie es sich verhält, wenn sich Radfahrer und Fußgänger auf dieser frisch sanierten Brücke begegnen, beschreibt Johannes Zink, der von Norderstedt aus oft diese Brücke über die A 7 nach Quickborn mit dem Fahrrad nutzt und sie nun wieder ausprobieren wollte. Bei Begegnungsverkehr müssten Radfahrer absteigen und sich vorsichtig aneinander vorbeimogeln. „Wehe, es kommt gleich eine ganze Familie mit Rädern, da ist was geboten: Man kommt ins Gespräch“, berichtet Zink. Die „monströsen, doppelten Schutzplanken“ als Aufprallschutz für den Schwerlastverkehr raubten den Fußgängern mit und ohne Rad den ohnehin schon knapp bemessenen Raum. „Hier wurde trotz teurer Sanierung die Chance verpasst, einen alltagstauglichen Radweg zu schaffen.“ Sein wohl nicht ganz ernst gemeinter Vorschläge zur Abhilfe: Es wird eine Fahrradampel installiert, die wiederum nur auf einer Seite freie Fahrt für Radfahrer gewährt.

Als völlig unsinnig erweise sich der jetzige Fuß- und Radweg, wenn sich auf der Brücke Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen begegneten, sagt Bürgermeister Köppl. Einer müsse dann zurücksetzen oder schieben, damit der andere vorbei komme.

Via-Solutions-Nord-Sprecher Florian Zettel sagte auf Nachfrage, dass die Firma „den Vorgang prüfen“ müsse und dabei „in enger Abstimmung mit Quickborn“ sei.