Pinneberg. Sebastian Eppinger von der Cablesport-Arena in Pinneberg beschert die Hitze die Saison seines Lebens. Anderen im Kreis Pinneberg auch.

Auf dem Tisch stehen Cocktails. An der Wand lehnen Wakeboards. In einem Kabuff warten Neoprenanzüge auf knackige Extremsportler. Wo Sebastian Eppinger arbeitet, verorten andere Urlaub. Die Auszeit vom Alltag. Doch der 30 Jahre alte Chef der Cablesport-Arena am Fahlt hat alle Hände voll zu tun. Und zwar mehr als in den Vorjahren. Sebastian Eppinger ist einer der Gewinner des Jahrhundertsommers. Hitze pur beschert dem Arena-Chef an Wochenendtagen bis zu 1000 Besuchern auf der Anlage – es klingelt in der Kasse. „Macht Spaß“, sagt der Chef.

Zeit, selbst im Liegestuhl am Pinneberger City-Strand zu liegen, hat Sebastian Eppinger nicht. Er hat sich in diesem Jahr noch mehr Arbeit ans Bein gebunden, kümmert er sich vermehrt auch um die Gastronomie im Pinneberger Beachclub, der der Wasserskiarena angeschlossen ist. Deren Konzept hatte er zu Saisonbeginn etwas modifiziert. Weg von Nudelgerichten, hin zu gehobener Imbiss-Tradition. „Wir haben in den Vorjahren zu viel wegwerfen müssen, die Leute haben ständig nach Pommes gefragt“, erinnert er sich. Er setzt nun auf Currywurst & Co. und plant, die Karte um Salate zu erweitern.

Dass die Saison seines Lebens etwas unerwartet kommt, räumt Eppinger ein. Denn die ersten vier Jahre, seitdem er die zuvor insolvente Arena übernommen hatte, gab es in Pinneberg Sonne nur auf Raten. Und es waren kleine Raten. Schlechtes Wetter – für einen Unternehmer wie ihn eine Katastrophe. Zwar trotzen die Extremsportler, die sich auf ihren Brettern über Pinnebergs See schleppen lassen, Kälte und Wind. Doch Geld verdient Eppinger vor allem mit der Gastronomie. Jeder Regentag macht sich am Ende des Jahres in der Bilanz bemerkbar.

Wie übrigens auch die Unbelehrbaren, die noch immer eigene Speisen und Getränke mit auf das Gelände bringen, um Geld zu sparen. „Wir gehen jetzt energischer dagegen vor“, sagt Eppinger. Er habe in diesem Jahr auch schon Besucher rausgeworfen. Die Arena sei keine öffentliche Grünanlage, sondern Privatgelände. „Wir haben hier laufende Kosten, Stühle und Gartenpflege müssen bezahlt werden“, so der Geschäftsführer, der an besonders heißen Tagen mit einem Verzehrbon arbeitet. Besucher zahlen zwei Euro, die sie dann gegen Speisen und Getränke eintauschen können.

Dass die seit Mai nur von kurzen Pausen unterbrochene Hitzeperiode im Hause Eppinger gern genommen ist – keine Frage. „Mit Abstand das beste Jahr bisher“, sagt der Arena-Chef, der sich eigentlich schon beruflich umorientieren wollte. Nach der Saison 2017 hatte er erklärt, einen Käufer für seinen Freizeitpark am Ex-Badesee zu suchen. Das habe allerdings nichts mit dem Wetterfrust vorangegangener Jahre zu tun gehabt , sagt Sebastian Eppinger heute. Eher sei er ausgebrannt gewesen. Derzeit kann er sich vorstellen, noch lange weiterzumachen. Für die kommenden Wochen plant Eppinger, der drei Festangestellte und mehrere Minijobber beschäftigt, ein Sommerkino auf der Anlage. Am 5. August steigt eine Party mit Live-Musik. Anlass ist der fünfte Geburtstags des City-Strands. „Wir werden einige Songwriter zu Gast haben“, sagt Eppinger, der in den Ferien Anfängerkurse und spezielle Angebote für Kinder offeriert. „Meine Grundstimmung hat sich deutlich verbessert.“ Dann muss er wieder arbeiten. Die Sonne brennt vom Himmel, ein Ende ist nicht in Sicht.

Beachclub „28 Grad“ stellt mehr Mitarbeiter ein

Zu den Gewinnern des Sommers zählt auch das „28 Grad“ in Wedel. Jeden Tag ab zwölf Uhr ist der Beachclub geöffnet. Betriebsleiterin Kristine Hartmann freut sich sehr darüber, dass es in diesem Jahr „endlich mal einen richtigen Sommer gibt“. Im vergangenen Jahr musste der Betrieb häufig wegen Regens schließen.

In diesem Jahr ist alles anders. Gutes Wetter bedeutet viel mehr Gäste. Und viel mehr Gäste bedeuten auch mehr Mitarbeiter. Etwa 80 sind es in diesem Jahr. 500 Gäste finden auf Liegestühlen, Holzpaletten und Strandkörben Platz. Wer mag, kann sich auch am Elbstrand niederlassen.

„Das Schönste ist zu sehen, wie glücklich die Menschen hier sind“, sagt Kristine Hartmann. Besonders freut sie sich, wenn jemand sagt, ein Besuch sei wie ein Tag Urlaub gewesen.

Das Karibik-Feeling, das sich schnell einstellt, mag seinen Teil dazu beitragen. Das sind die vielen Lichterketten, und auch Palmen rahmen den Blick auf die Elbe ein. „Es freut mich zu sehen, wie die Gäste das gute Wetter in diesem Jahr voll ausnutzen“, sagt Kristina Hartmann. Vor allem das kontinuierliche Wetter-Hoch trägt zu dem großen Ansturm auf den Beachclub bei.

Der Betreiber Dos Amigos Restaurant Consulting hat auch das Hamburg Del Mar an den Landungsbrücken in Hamburg in der Hand. Beide Beachclubs richten auch Veranstaltungen ab einer Gruppengröße von 40 Personen aus, zum Beispiel Firmenmeetings, Hochzeiten, Abschiedsfeiern oder Geburtstage. Diese Veranstaltungen können mit Zelten überdacht werden und aus diesem Grund auch bei Regen stattfinden – falls das Wetter irgendwann mal wieder nicht so gut sein sollte wie in diesem Ausnahme-Sommer.

Oberglinder Kiosk-Pächter verkauft „wie verrückt“

Kioskpächter Klaus Peter Strehl (62) vom Naturbad Oberglinde schwärmt sehr vom diesjährigen Sommer. Er fühlt sich jetzt bereits entschädigt für das letzte Jahr: 2017 sei „nicht kostendeckend“ und „ein schlechtes Jahr“ gewesen.

Schon seit 2009 pachtet Strehl jährlich den Kiosk am Naturbad als saisonales Hobbyprojekt neben seinem Hauptberuf als Partyservice-Leiter. Nicht nur der Regen und die niedrigen Temperaturen, sondern auch der „Dauermatsch“ auf der Liegewiese bescherten ihm im vergangenen Sommer wenig Gäste: „Der schlechteste Sommer nach dem in 2011, der war noch schlechter“, bemerkt Strehl kopfschüttelnd.

Aber dieses Jahr ist alles anders: Das eintrittsfreie Naturbad verzeichnet in seiner Hochzeit bis zu 3400 Besucher pro Tag, berichtet ein Mitarbeiter der DLRG. Der Hunger und Durst dieser vielen Besucher kommt vor allem Strehls Kiosk zugute: Mit seinem Team verkauft er dieses Jahr jeden Tag von 13 bis 20 Uhr Eis, kalte Getränke und Currywurst – „wie verrückt“, sagt er. Jeden Morgen um sechs Uhr holt er aus Hamburg Nachschub. Muss er auch, sonst wäre der Kiosk ganz schnell ausverkauft. Strehl bestätigt grinsend, dass es dieses Jahr für ihn und sein Team sehr gut läuft. Ein Jahrhundertsommer? Das ist er für ihn schon längst.

Hauptsächlich Familien verbringen oft den ganzen Tag im Naturbad. Der Förderverein Naturbad Oberglinde hält die Grünflächen und Einrichtungen gut instand, während auch Strehl die Liegewiese beaufsichtigt. Außerdem überwacht die DLRG vor Ort elf Stunden am Tag den Schwimmbereich. Der Rest des Sees, der früher eine Tonkuhle war, steht Anglern zur Verfügung. Der Kiosk ist noch bis 9. September geöffnet.

Auf dem Steg gibt’s viel zu tun

Die Bootsvermietung am Rantzauer See in Barmstedt profitiert merklich vom heißen Sommer. Der 74 Jahre alte Inhaber Peter Latsch befindet sich nach eigener Aussage „dieses Jahr auf der Sonnenseite“. Er hat 28 Tret- und Ruderboote. Auffällig oft seien es Großeltern mit ihren Enkeln, die zu einer Fahrt aufbrechen, hat er beobachtet. Täglich von 11 bis 19 Uhr steht er am Steg.

„Wir sind immer zufrieden, und die Kinder würden am liebsten den ganzen Tag in den Booten verbringen“, sagt Stammkundin Elke Kundtke. Am Wochenende komme es gegen Nachmittag häufig vor, dass alle Boote vermietet sind. Wer fahren will, muss kurz warten.

Schon so lange wie der Rantzauer See selbst existiert auch die Bootsvermietung. Latschs Großvater Hermann Penns gründete sie bei der Einweihung im Jahr 1938. Nach 27 Jahren, 1965, übernahm Peter Latsch die saisonale Vermietung und führt sie bis heute mit Unterstützung seiner Frau Karin und einem kleinen Team fort. Neben seinem früheren Hauptberuf als Elektriker hätte ihn ein Sommer wie in diesem Jahr sehr gefordert, als Rentner jedoch freut er sich sehr über das tolle Wetter und die hohen Besucherzahlen. Seit 53 Jahren stellt sich Latsch Problemen wie Wildgänsen oder Wasserpflanzen und liebt dabei seine Arbeit im Bootsverleih nach wie vor: „Mit dem Fernglas beobachte ich manchmal die Fischadler, wie sie am Himmel kreisen“, sagt er. Besonders schön sei es, den ganzen Tag an der frischen Luft zu verbringen und die heimische Natur zu beobachten.

Auf die Frage, ob 2018 für ihn ein Jahrhundertsommer ist, antwortet er mit einem Lachen: „Dieses Jahr ist jetzt schon unglaublich.“

Sommerliche Filmabende locken viele Besucher an

Das Picknick-Open-Air-Kino in Elmshorn gehört auch ganz eindeutig zu den Gewinnern des heißen Sommers. Schließlich ist ein Kinoabend gemeinsam mit der Familie oder Freunden bei einem leckeren Picknick unter freiem Himmel im Sommer doch genau das Richtige.

Auf diese Idee sind in Elmshorn dieses Jahr viele gekommen: Die letzte Vorstellung im Open-Air-Kinos am Freitag, 14. Juli, besuchten sage und schreibe 398 Gäste. Eine so hohe Besucherzahl ist sogar ein neuer Rekord. „Mein Blind Date mit dem Leben“ hieß der Titel, der zum Finale gezeigt wurde. Eine beliebte deutsche Tragikomödie, die für einen besonderen Sommerabend mit gemütlicher Atmosphäre gesorgt hat.

Nicht nur dieser Abend, sondern sogar die ganze Saison war ein voller Erfolg: „Wir hatten drei tolle Veranstaltungsabende, auch wenn das Wetter am zweiten Termin ausnahmsweise nicht optimal war“, so die Stadtmarketing-Chefin Manuela Kase. Eine Gesamtbesucherzahl von rund 750 Gästen – das ist eine Bilanz, die die Organisatoren sehr zufrieden stimmt. Sie meinen, dass das vor allem dem hochsommerlichen Wetter im Juni und Juli zu verdanken gewesen ist.

Im kommenden Jahr feiert das Open-Air-Kino in Elmshorn zehnjähriges Bestehen. Deshalb bekamen die Zuschauer nun die Gelegenheit, über den Film für 2019 abzustimmen. Zehn Filme standen zur Auswahl. Die drei am meisten gewählten Titel sind „Pretty Woman“, „The Rocky Horror Picture Show“ und „Casablanca“. Welcher dieser beliebten Filme im nächsten Sommer im Skulpturengarten am Probstendamm auf die Leinwand kommt, entscheidet sich im finalen Abstimmungsverfahren im Frühjahr 2019.