Kreis Pinneberg. Umfrage des Unternehmensverbandes ergibt Top-Werte bei Auslastung und Umsatz in den Betrieben. Datenschutz wichtiges Thema.

Die wirtschaftliche Ausgangslage war für die Unternehmen im Kreis Pinneberg noch nie so gut wie derzeit. Gleichwohl verschärft sich der Fachkräftemangel weiter. So beurteilen nach der aktuellen Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste zwei von drei befragten Firmenchefs ihre Umsatzentwicklung als günstig. Das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur Winterbefragung, als dies knapp die Hälfte so aussagte. Und der Bestwert der letzten Jahre.

Gleichzeitig gelingt es immer weniger Betrieben, qualifizierte neue Mitarbeiter zu finden. Innerhalb eines Monats eine freie Stelle zu besetzen sei im Kreis Pinneberg praktisch unmöglich geworden, fasst Verbandssprecher Ken Blöcker das Ergebnis der Befragung zusammen, an der sich dieses Mal kreisweit 33 Unternehmen beteiligt haben. So eng sei der Arbeitsmarkt aus Arbeitgebersicht hier noch nie gewesen. Drei von vier befragten Managern beklagten sogar, dass der Mangel an Arbeitskräften sie bereits in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung einschränke. So wollte im Dezember ein Drittel der Betriebe mehr Personal einstellen. Bis zum Juni sei dies nur einem Viertel gelungen.

Ärger, Kosten und Unsicherheit verbreiteten bei den Unternehmen die neue Datenschutzverordnung und der bevorstehende Handelsstreit mit den USA, berichtet Verbandsgeschäftsführer Sebastian Koch. So wende jedes achte Unternehmen schon mehr als 50.000 Euro dafür auf, die neuen EU-Richtlinien zu erfüllen. Firmen, die mehr als zehn Mitarbeiter beschäftigen, müssten intern oder extern einen eigenen Datenschutzbeauftragten damit betrauen. Diese Regelung betreffe viele Bereiche im Betriebsablauf, von der Geburtstagsliste der Belegschaft bis hin zur Größe der Arbeitskleidung, sagte Michael Hentrich von der Firma Salvana, die in Klein Offenseth-Sparrieshoop Tiernahrung herstellt und 200 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir gehen davon aus, dass uns das 10.000 Euro pro Jahr kosten wird.“ Die Unsicherheit sei so groß, dass Betriebe nicht wüssten, ob sie ihre Schichtzettel noch mit allen Namen versehen dürften, weil der Kollege dann sehen könnte, welche Zulagen der andere verdient. „Da ist der Gesetzgeber übers Ziel hinausgeschossen“, sagt Koch und fordert, beim Datenschutz „die Kirche im Dorf zu lassen“.

Alles in allem brummt aber die Wirtschaft im Kreis Pinneberg kräftig weiter, betont Verbandssprecher Blöcker. Jedes vierte Unternehmen im Kreis Pinneberg sei zu 100 Prozent ausgelastet. Dies ist der Spitzenwert innerhalb des Unternehmensverbandes, der von Wedel bis Sylt und damit vier Kreise umfasst. Diese Vollauslastung berge allerdings die Gefahr, dass Aufträge nicht mehr angenommen und so Kunden verprellt werden könnten, warnt Blöcker.

Investiert werde ebenfalls kräftig. Jedes fünfte Unternehmen will – so wie der Mitgliedsbetrieb Salvana – Investitionen sogar ausweiten. Der Tiernahrungshersteller investiere sechs Millionen Euro in die Modernisierung der Produktionsanlage aus den frühen 60er- Jahren am Firmensitz. Damit soll die Produktion des Mineralfutters von zurzeit 15.000 Tonnen auf deutlich mehr als 20.000 Tonnen im Jahr vergrößert werden.