Barmstedt. Museum der Grafschaft Rantzau ist dank Heimatverband und Geschichtswerkstatt sonntags wieder geöffnet/ Sanierungsbedarf ist groß.

Monatelang war das Museum der Grafschaft Rantzau auf der Barmstedter Schlossinsel geschlossen. Nun ist es wieder regelmäßig am Sonntag geöffnet. Zwei Dutzend freiwillige Helfer vom Heimatverband des Kreises Pinneberg und der Barmstedter Geschichtswerkstatt wechseln sich künftig ab, die Aufsicht bei den öffentlichen Besuchszeiten zu führen, kündigt Rainer Adomat vom Heimatverband an.

Zudem soll die gesamte Ausstellung, die von Fundstücken aus der Frühgeschichte – etwa ein 1000 Jahre altes Rad und alte Urnengräber, geborgen aus dem Moor – über landwirtschaftliche Gerätschaften sowie die Schuhmacher-Historie bis zur Geschichte der Grafschaft Rantzau reicht, komplett neu aufgearbeitet und konzipiert werden, erklärt Michael Theilig von der Geschichtswerkstatt. Dafür müsse aber erst Platz in den 300 Quadratmeter großen Räumen geschaffen und ein Großteil der Sammlung zwischengelagert werden.

Millionen-Kosten erwartet

Damit nicht genug, werde jetzt ein Sanierungskonzept des Gebäudes erarbeitet, erläutert Bürgermeisterin Heike Döpke. Denn das frühere preußische Amtsgericht aus dem 19. Jahrhundert, in dem bis zum Jahre 1977 noch Recht gesprochen wurde, sei marode und müsse dringend saniert werden.

So seien nur noch wenige Fenster zu öffnen, tragende Stützen müssten erneuert werden, der Brandschutz sei mangelhaft, Notausgänge fehlten, so die Verwaltungschefin. Als Vorsitzende des neuen Fördervereins möchte sie ohnehin das denkmalgeschützte Gebäudeensemble auf der Schlossinsel, das der Stadt 1983 vom Land geschenkt wurde, mit finanzieller Hilfe des Landes erneuern. Die ersten 63.000 Euro dafür seien bereits bewilligt. Insgesamt würden dafür aber wohl gut zehn Millionen Euro an Investitionen nötig sein, für die die Stadt Barmstedt ein Drittel selbst beisteuern müsste.

Fast 50 Jahre lang hatten die Familie Uschi, Jürgen und Jochen Proll sowie Herbert Dürr das Heimatmuseum ehrenamtlich geleitet. Zunächst als Sammlung in einem Privathaus am Marktplatz, seit 1979 dann im Gerichtsgebäude auf der Schlossinsel. Nachdem die Betreiber nun aus Alters- und gesundheitlichen Gründen ihre Leidenschaft für die Heimatgeschichte aufgeben mussten, fand sich mit dem Heimatverband und seinen 2500 Mitgliedern die passende Nachfolgeorganisation, um die Orts- und Regionalgeschichte Barmstedts in neues Licht zu rücken, freut sich Bürgermeisterin Heike Döpke. Die geschichtliche Einordnung und Bedeutung Barmstedts mache nicht an der Stadtgrenze halt, erinnert Ex-Geschichtslehrer Theilig. „Hier war 900 Jahre lang ein Herrschaftssitz, zunächst eine Burg, dann ein Schloss und schließlich ein preußisches Amtsgericht.“ Die Residenz der Grafschaft Rantzau, die 1650 begann und mit der Ermordung des Grafen Christian Detlef zu Rantzau 1726 aufhörte, sei eines der kleinsten reichsunmittelbaren Territorien im „Heiligen Römischen Reich“ gewesen.

Und die Ritter von Barmstede veranlassten hier den Bau einer Burg in der Krückau und der Kirche in Barmstedt, wovon heute noch der Wall um die Schlossinsel zeuge. Zudem errichteten sie bei Uetersen im 12. Jahrhundert zwei Burgen, eine Brücke über die Pinnau und stifteten dort das Kloster Uetersen, beschreibt Theilig die Tragweite ihres Wirkens. Diese Ritter gehörten zu den Schauenburger Grafen, die ihre Residenzstadt im niedersächsischen Bückeburg hatten, nahe der Heimat von Bürgermeisterin Döpke.

Auch die Geschichte der Schuhmacherei, die nach dem Krieg mit der Firma Gabor, die heute ihren Sitz in Rosenheim hat und bis 1992 in Barmstedt 600 Menschen beschäftigte, soll systematisch aufgearbeitet werden. Eine originale Schuhmacher-Werkstatt ist in dem Museum bereits heute zu bestaunen.

Museum der Grafschaft Rantzau, Rantzau 13, Schlossinsel Barmstedt, sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.