Haselau. Obsthandel ist ein großer Wirtschaftsfaktor und längst Werbung für Hofläden, Tourismus und Gastronomie
Er macht es noch einmal. Vor gut zwei Jahrzehnten hatte Helmut Plüschau die Idee zu den Holsteiner Apfeltagen. Für das gute Obst aus der Haseldorfer Marsch wollte der damalige Landtagsabgeordnete seinerzeit werben. Die hiesigen landwirtschaftlichen Produkte sollten ähnlich populär gemacht werden wie das qualitativ gleichwertige Pendant aus dem Alten Land.
Nun, zur 20. Ausgabe der Holsteiner Apfeltage – die Veranstalter haben die Reihen breiter aufgestellt, um zusätzliche, in der Marsch ebenfalls wichtige Wirtschaftszweige mit in den Fokus zu rücken – mischt der heute 83-Jährige noch einmal mit und übernimmt die Schirmherrschaft. „Ich freue mich, wie sich die Apfeltage entwickelt haben“, sagt der Wedeler bei der Vorstellung des neuen Programms auf dem Haselauer Hof von Tim Plüschau. Die beiden Plüschaus sind übrigens weder verwandt noch verschwägert.
Aus einem Monat wurden sechs Monate Programm
Erste Schirmherrin der Apfeltage war die Ministerpräsidentin Heide Simonis, erinnert sich der Sozialdemokrat. Sie kam zur Eröffnungsveranstaltung und wurde dabei mit Äpfeln aufgewogen. „Leider war sie sehr leicht“, erinnert sich der Politik-Pensionär.
Helmut Plüschau sorgte auch dafür, dass ein wenig finanzielle Starthilfe aus Kiel kam. Diese Zeiten sind allerdings lange vorbei. Mittlerweile sorgt die Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe (IHG) aus Uetersen – „Wir sind schließlich das Tor zur Marsch“, so Lebrecht von Ziehlberg von der IHG – und die Marktgemeinschaft Altes Land (MAL), über die auch Obst aus dem Kreis Pinneberg vermarktet wird, mit Sponsoren für den finanziellen Rahmen.
Geändert hat sich zudem die Ausrichtung. „Wir wollen auch Werbung machen für die Schönheiten der Region“, sagt von Ziehlberg. Tages- und Fahrradtouristen sollen in die Marsch kommen, nicht nur in den Hofläden einkaufen, sondern auch die Natur genießen, die Marsch-Cafés und Restaurants besuchen, in den Hotels übernachten. Gas-tronomie und Hotellerie wurden gestärkt. Bürgern können Arbeitsplätze vor Ort geboten werden statt Hamburger Jobs mit langem Anfahrtsweg.
Aus dem anfangs gut einmonatige Programm im Herbst wurde eine ganze eine Apfelsaison gemacht, die im Mai mit der Apfelblüte startet und deren Höhepunkt zur Ernte die Apfeltage vom 9. September bis 14. Oktober sind. Im Mittelpunkt steht der Holsteiner Apfelmarkt mit Lampionfest am 7. Oktober in Uetersen mit dem Apfelbiss der Bürgermeister als Zeichen dafür, dass die neuen Früchte lecker sind. In wesentlichen Punkten blieb das Programm unverändert, etwa der Tag des offenen Hofes, der Apfelquetschertag, Motorradgottesdienst und die Führungen durch den Obstgarten alter Sorten. Nur wurden immer wieder kleine Neuerungen integriert. In diesem Jahr gibt es erstmals ein Apfel-Backseminar und ein Seminar „Alkoholfreie Cocktails rund um den Apfel mixen“ in der Elmshorner Berufsschule, beide am 29. September.
Im Flyer der Holsteiner Apfeltage finden sich zudem Informationen über gastronomische Betriebe, Museen, Fahrradverleihe, Ausstellungen, E-Bike-Tankstellen, Tipps für Wanderer, Wohnmobilstellplätze und die beliebten Fahrten des Flachbodenschiffes „Tidenkieker“ ins Haseldorfer Naturschutzgebiet.
Gefeiert wird übrigens nicht nur im Herbst, sondern bereits in der jetzt beginnenden warmen Jahreszeit. Zur aktuellen Obstblüte gibt es bereits am
10. Juni ein Erdbeerfest auf dem Hof von Tim Plüschau und ein Kirschenfest am 29. Juli auf dem Obstgut Deekenhörn, ebenfalls in Haselau.
Die Voraussetzungen für die Ernte sind gut
Die Voraussetzungen sind jedenfalls gut, dass der Hauptakteur der Reihe, der Holsteiner Apfel, in diesem Jahr wohlschmeckend und in ausreichender Menge reifen wird. „Wir haben super Wetter und eine super Blüte“, blickt Tim Plüschau zufrieden auf die in voller Pracht stehenden Bäume und Sträucher seines Hofes. „Das könnte eine gute Ernte werden.“ Diese Prognose gilt nicht nur für die Haseldorfer Marsch, sondern nach seiner Aussage auch für andere Obstanbaugebiete in Deutschland. Die Ernte könnte jedoch noch durch Nachtfröste beeinträchtigt werden, wie es im vorigen Jahr in großen Teilen Deutschlands geschah, gibt er zu bedenken.
„Die Temperaturen im Frühjahr waren so extrem niedrig, dass es bei einigen Betriebe, die nicht beregnet haben, bis zum Totalverlust der Ernte ging“, erinnert sich Tim Plüschau. Erwischt hatte es besonders Höfe vom Bodensee, wo eine Beregnung der Blüten zum Schutz gegen Frost unüblich ist. In der Haseldorfer Marsch werden fast alle Anlagen beregnet, bis auf einige Flächen, die weit abseits stehen und für die eine Wasserversorgung unmöglich ist. „Dort hatten auch wir schwere Verluste“, beklagt Tim Plüschau.
Das Programm der 20. Holsteiner Apfeltage ist in Touristeninformationen, gastronomischen Betrieben und Hotels der Region erhältlich, sowie über die Website www.elbmarschenhaus.de herunterladbar.