Pinneberg. Kritik der Woche: Drei Künstler aus dem Kreis Pinneberg zeigen in der Ausstellung „Helgoland in Sicht“ neue Perspektiven.
Nur die Spitze der Langen Anna ist zu sehen, sie ragt hinter einem Berg aus Wellen hervor. Ein vergessener Koffer vor einem verwaisten Kiosk. Schaumkronen, die auf den Wellen tanzen, Metallstücke, die aus dem Boden ragen wie die Lange Anna aus dem Meer – die neue Ausstellung in der Pinneberger Drostei hat viele spannende Perspektiven zu bieten.
Sie zeigt Helgoland, wie man es noch nie gesehen hat. Lilo Tadday, Thorsten Berndt und Erhard Göttlicher machen in ihren Fotografien und Malereien das Verborgene sichtbar und bringen so ganz neue Seiten vom äußersten Winkel des Kreises Pinneberg zum Vorschein. Am Sonnabend wurde die Schau „Helgoland in Sicht“ feierlich eröffnet, sie ist bis zum 10. Juni zu sehen.
Bei der gut besuchten Eröffnungsfeier machte Paul C. Schmidt den Anfang. Der junge Pianist aus Kiel untermalte die Vernissage mit drei berührenden Musikstücken, darunter eine Eigenkomposition mit dem passenden Titel „Starting something new“.
„Das Thema dieser Ausstellung ist so nah, dass es fast wehtut, dass wir sie nicht schon hatten“, begann die künstlerische Leiterin der Drostei, Stefanie Fricke, ihre Begrüßung bei der Eröffnungsfeier. Es sei durchaus gewagt, eine Ausstellung über eine Insel zu machen, die täglich tausendfach von Touristen fotografiert wird. Zugleich sei es aber auch nicht gewagt, weil die drei Künstler bekannt für ihren besonderen Blick seien.
Das betonte auch Kunsthistoriker Friedhelm Häring, der die einleitenden Worte zur Ausstellung sprach. Die drei Künstler würden mit ihren Bildern nicht das einfangen, was jeder sieht. „Sie zeigen nicht das Wahrscheinliche und Augenscheinliche, sondern die Wahrheit“, so Häring.
Mit geschultem und erkenntnisreichem Blick fotografiere Lilo Tadday das dramatisch Schöne, aber nicht das Geschönte. Die Bilder von Thorsten Berndt seien auch ein Mahnmal, in ihnen spiegele sich unsere Gesellschaft. Und Erhard Göttlicher mit seinen Gemälden sei seit Jahrzehnten ein Mund der Wahrheit und der Präsenz.
„Helgoland in Sicht“, das bedeute auch „Klarheit und Entdeckung in Sicht“, so Häring. Die Worte des Kunsthistorikers hängten die Erwartungen an die Ausstellung hoch. Ein Anspruch, dem alle drei Künstler in dieser Ausstellung gerecht werden. Es sind berührende und bewegende Bilder, die einen mitnehmen auf eine Reise nach Helgoland. Bilder von schlichter Schönheit und voller Details, die man immer wieder sehen kann, weil man jedes Mal, etwas Neues entdeckt. Bilder, die die Sehnsucht nach einer Reise wecken. Also, auf in die Drostei, auf nach Helgoland.
„Helgoland in Sicht“ bis 10. Juni in der Drostei, Dingstätte 23. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr, Eintritt 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro, Schüler haben freien Eintritt