Pinneberg. Der pensionierte Schulleiter und passionierte Musiker Holger Meyer hat als Integrationslotse beim VfL Pinneberg eine Aufgabe gefunden.
Holger Meyer ist ein Kümmerer. Das war er schon von Berufs wegen. Menschen an die Hand zu nehmen, das liegt ihm. Er organisiert und plant, gibt Hilfestellung, wo sie nötig ist. Das hat er in annähernd 40 Jahren im Bildungsbetrieb gelernt. 25 Jahre war er Schulleiter der Grundschule in Pinneberg-Thesdorf. Im Sommer 2015 ging er in den Ruhestand – wider Willen.
„Ich hätte gern weitergemacht und hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Der wurde aber abgelehnt, und ich musste aufhören“, sagt Meyer. Heute ärgert er sich: Er hätte mehr dafür kämpfen sollen, weitere drei Jahre im Schulbetrieb bleiben zu dürfen. „Es hat mir sehr gefehlt – die Schule, die Schüler, die Kollegen, die Eltern. Ich habe das Eingebundensein vermisst, das Gefühl dass ich gebraucht werde“, sagt der inzwischen 68-Jährige.
Eingebunden, das ist er heute wieder. Holger Meyer ist Integrationslotse im Sport beim VfL Pinneberg. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Landessportverbandes Schleswig-Holstein. Ziel ist es, Geflüchtete, Menschen mit Migrationshintergrund und ganz generell sozial Benachteiligte in die Vereine und Verbände zu integrieren und sie dadurch am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.
„Der VfL suchte jemanden, der das macht. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich mich gemeldet habe oder ob jemand zu mir kam und gefragt hat, ob ich das machen möchte“, sagt Meyer, der seit vielen Jahren selbst Mitglied in dem Sportverein ist. Das sei auch egal. Es sei ein Posten, der notwendig ist, und er sei sich sicher gewesen, dass er ihn ganz gut ausfüllen kann.
„Es gibt nur wenige Menschen in Pinneberg, die mich nicht kennen oder die ich nicht kenne“, sagt Meyer und lacht. Und Kontakte seien wichtig. Ein Hauptteil seiner Arbeit als Integrationslotse bestehe im Netzwerken. „Es geht darum, den Bedarf zu erkennen und die bestehenden Möglichkeiten bekannt zu machen“, sagt der Pensionär.
Meyer vermittelt Sportinteressierte an bestehende Gruppen, meistens geht es dabei um Fußball. Er schafft aber auch neue Angebote. Gerade ist er dabei, ein neues Tischtennis-Angebot ins Leben zu rufen. Schläger und Bälle hat er schon besorgt. Er ist bei den regelmäßigen Ehrenamtstreffen dabei. „Ich gebe Informationen an die Ehrenamtlichen weiter, frage, wer was braucht, und versuche weiterzuhelfen“, so Meyer. Auch wenn er eine kleine Aufwandsentschädigung für seine Tätigkeit bekommt, stellt er klar, dass es ein Ehrenamt ist. Er investiere sehr viel Zeit in die Arbeit als Integrationslotse.
Im vergangenen Jahr war Meyer nicht nur durch sein Engagement im Sport voll eingespannt, sondern auch durch seinen Einsatz für das Drostei-Jubiläum. Seit vielen Jahren ist der Lehrer im Ruhestand Mitglied im Förderverein der Drostei. Der Pinneberger war 1980 in den Verein eingetreten, zu einer Zeit, zu der er noch gar nicht in der Stadt lebte. „Damals wollte ich zumindest einen Beitrag zahlen“, sagt er heute.
Für die 250-Jahr-Feier des Pinneberger Kulturzentrums wollte er mehr machen und bot der künstlerischen Leiterin Stefanie Fricke seine Hilfe an. Und so wurde er zum Programmplaner für die Festwoche. Er organisierte alles um die Hauptauftritte herum – sortierte die Bewerber, teilte ein, sprach mit der Bühnentechnik, moderierte das Programm. „Das hat sehr viel Spaß gemacht“, betont Meyer.
Der Spaß an der Aufgabe steht über allem
Überhaupt: Spaß zu haben. Darum geht es dem Pädagogen bei seinem Einsatz eigentlich, das gesteht er ganz offen. „Ich mache das nicht, weil ich jetzt unbedingt etwas Gutes tun möchte. Das klingt manchmal komisch für mich. Aber mein oberstes Gebot ist, dass es mir Spaß machen muss. Dann klappt es auch.“
Das war auch sein Motto als Lehrer. Holger Meyer wollte eigentlich Künstler werden. „Um genau zu sein, wollte ich ein berühmter Künstler werden“, betont Meyer und grinst. Er hat auf der Kunsthochschule studiert, ist nach drei Jahren aber doch ins Lehramt gewechselt. 13 Jahre war er Lehrer an einer Hauptschule in Quickborn, zwei weitere in Barmstedt, dann wurde er Schulleiter in Thesdorf.
„Mir hat mein Beruf immer Spaß gemacht. Ich glaube, ich habe es geschafft, dass ein gutes Klima an der Schule herrschte. Es gab viele Eltern, die sich sehr eingebracht haben, und ich hatte ein tolles Kollegium“, erzählt der Vater dreier erwachsener Söhne. All das habe auch dazu geführt, dass er sich niemals überfordert oder überlastet gefühlt habe.
Der Job als Integrationslotse füllt für Holger Meyer eine Lücke, daraus macht er gar kein Geheimnis. Durch die Tätigkeit fühlt er sich wieder gebraucht. Er ist wieder eingebunden. Gleichzeitig ist es gewissermaßen aber auch die Fortsetzung seines Berufes und Engagements. Sich einsetzen. Menschen ermuntern, etwas zu tun. Sie miteinander vernetzen. All das hat er schon immer gemacht. Und damit macht er weiter. Motivieren, das kann er.