Elmshorn /Itzehoe. Elmshorner gesteht zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Itzehoe mehrere Übergriffe. Anklage wirft ihm versuchten Mord vor.
Der Anlass war nichtig. Was daraus folgte, brachte Markus E. (22) auf die Anklagebank des Landgerichts Itzehoe. Dem Elmshorner werden versuchter Mord, Nötigung, Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Ihm droht eine lange Gefängnisstrafe.
Zum Prozessauftakt legte der Angeklagte, der kürzlich seinen Geburtstag in der Untersuchungshaft feierte, ein umfassendes Geständnis ab. Mit monotoner Stimme schilderte der 22-Jährige seine Erinnerungen an den 1. November vergangenen Jahres, als er gegen 2 Uhr nachts am Ende einer gemeinsamen Autofahrt mit seinem Bekannten Frank N. plötzlich ausrastete. Bei seinen Ausführungen wirkte der Angeklagte seltsam unbeteiligt, innerlich distanziert. Von Reue oder einer Entschuldigung war keine Rede. Das Gericht hat den Psychiater Wilhelm Tophinke als Sachverständigen berufen. Er prüft, ob bei Markus E. die Schuldfähigkeit zur Tatzeit eingeschränkt war – infolge einer Erkrankung oder Alkoholmissbrauchs.
Verlorener Knopf am Handy war Grund des Ausrasters
„Frank hatte mich von Itzehoe, wo ich meinen besten Freund besucht hatte, nach Hause gefahren“, erzählte der 22-Jährige. Am Hainholzer Damm in Elmshorn angekommen, habe er festgestellt, dass ein Knopf von seinem Handy abgefallen war. „Der war vorher lose. Ohne den funktioniert das Handy nicht. Ich war mir sicher, dass er noch im Auto sein muss.“ Er habe danach suchen, sein Bekannter lieber nach Hause fahren wollen. „Irgendwann bin ich dann sauer geworden“, so der Angeklagte. Er beschreibt es wie einen „Messbecher, der übergelaufen ist“.
Für das Opfer Frank N. begann eine Tortur. Laut Anklageschrift schlug ihm Markus E. mehrfach heftig mit der Faust ins Gesicht, er zwang ihn, sich hinzuknien und urinierte in seinen Mund. Auch soll Markus E. auf das Opfer eingetreten und es dann in den Kofferraum des Opel Corsa gesperrt haben. Die kurze Fahrt endete auf dem Parkplatz einer Kleingartenanlage, wo Frank N. erneut mehrfach geschlagen, mit dem Tode bedroht und erneut in den Kofferraum gesperrt worden sein soll.
Letzter Ort des Geschehens war dann der Parkplatz der Liether Kalkgrube, wo Markus E. sein Opfer laut Anklage fragte, auf welche Art es umgebracht werden wolle. „Der Angeklagte sagte, dass er nichts mehr zu verlieren habe“, so Staatsanwältin Maxi Wantzen. Er habe sich dann auf den am Boden liegenden Kontrahenten gesetzt und ihn mehrfach gewürgt, ehe sich das Opfer befreien und flüchten konnte.
Markus E. (kahl rasierter Schädel, Kinnbart), der von seiner Statur her nicht gerade furchteinflößend wirkt, bestätigte in seiner Einlassung im Groben diesen Ablauf. Er habe mehrfach den Ort gewechselt, „weil es ruhig sein sollte, es sollte keine Person dazwischenkommen“. Auch räumte der 22-Jährige ein, seinem Bekannten dessen Handy abgenommen und es zerstört zu haben, damit der keine Hilfe herbeirufen konnte. Auch mindestens einen Fluchtversuch des Opfers habe er vereitelt. Allerdings verwies der Angeklagte immer wieder auf angebliche Erinnerungslücken. Sicher sei er sich allerdings, dass er sein Opfer nicht umbringen wollte. „Ich saß auf seinem Bauch und habe ihn leicht gewürgt. Er hat dabei Luft bekommen, ich habe gehört, dass er atmete.“
Irgendwann habe er realisiert, was er da tue und habe von Frank N. abgelassen. „Er hat mich dann weggeschubst und lief weg. Ich bin nicht hinterher.“ Markus E. fuhr anschließend mit dem Wagen seines Opfers nach Husum, wo er sich 17 Stunden später auf der Polizeiwache meldete. „Sie haben dort gesagt, dass Sie sich wegen eines Mordversuchs selbst anzeigen wollen. Warum haben Sie das so gesagt?“ fragte Richterin Isabel Hildebrandt. „Vermutlich war ich überfordert, hatte Angst“, so der Angeklagte. Er gab an, dass er bereits in der Schule einen ähnlichen Ausraster gehabt und dass er vor der Tat eine halbe Flasche Wodka getrunken habe. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.