Rissen. Naturschützer und Landwirte wehren sich gegen 33-Millionen-Euro-Umbau des Geheges in Hamburgs Westen. Was sie kritisieren.

Die einen stellen es sich so schön vor: Das Wildgehege Klövensteen 2030 könnte mit deutlich mehr Tierarten, einem Waldcampus, mit Werkstatt- und Ausstellungsflächen, einer Waldbühne sowie einer Gastronomie mit großer Außenterrasse bei den Besuchern punkten. Für die anderen ist diese Vorstellung aus dem kürzlich präsentierten Masterplan ein Graus.

Unterschriftensammlung geplant

Die Kritiker haben sich nun zur Interessengemeinschaft verkehrsberuhigter Klövensteen zusammengeschlossen und wollen gegen die im Masterplan präsentierte Entwicklung des Geheges trommeln. Sie wollen informieren und haben dafür die Internetseite (verkehrsberuhigter-kloevensteen.de) bestückt, zudem planen sie Unterschriften zu sammeln und sich in die geplante Bürgerbeteiligung einzubringen. Eine Entwicklung, die im angrenzenden Wedel aufmerksam beobachtet wird.

Unter den Kritikern sind viele Anwohner, aber auch betroffene Landwirte und Naturschützer. Sie alle eint, dass sie das Wildgehege in seiner jetzigen Form schätzen und beschützen wollen. Denn aus ihrer Sicht stellt der Masterplan ein überdimensioniertes Konzept dar, das dem bisherigen Charakter des Geheges überhaupt nicht gerecht wird. „Es würde alles kaputt machen und das Gehege total verändern“, befürchtet Thure Timmermann.

Den Charme mache es doch aus, dass es nicht kommerziell sei, sagt Anwohnerin Angela Malet mit Blick auf die angestrebten kostenpflichtigen Angebote wie Tierfütterungen sowie die Einführung einer Parkgebühr. „Ich bin von den Plänen geschockt“, fasst es die Imkerin Judith Heimann aus Schenefeld zusammen, und Barbara Meyer-Ohlendorf vom Naturschutzbund (Nabu) wünscht sich „mehr Bescheidenheit und Bürgerbeteiligung“.

Was sie besonders verärgert: Obwohl der Nabu eng mit dem Bezirk und der Revierförsterei zum Beispiel bei der Pflege des angrenzenden Naturschutzgebiets Schnaakenmoor zusammenarbeitet, habe der Verein erst vom Masterplan erfahren, als der plötzlich auf dem Tisch lag.

Völlig überrumpelt fühlt sich auch Landwirt Olaf Hansen. Dessen Hof findet sich in den Plänen wieder, allerdings mit dem Vermerk: „potenzieller Erwerb des Hansen-Hofes“. „Es hat nie Gespräche über einen Verkauf meines Hofes gegeben. Solch ein Satz verunsichert meine Kunden. Es herrscht großes Misstrauen. Dabei verdiene ich damit den Lebensunterhalt meiner Familie“, sagt der Landwirt, der seinen Betrieb im Feldweg 85 hat.

Nachbarn befürchten mehr Verkehr

Fast noch verärgerter ist der Rissener Götz Burckhardt. Er hat zusammen mit vielen Anwohnern für die kostspielige Verkehrsberuhigung des Sandmoorweges gekämpft, an dem das Wildgehege liegt. Für den Ausbau der Straße zahlen auch die Anlieger kräftig. Aus Sicht vieler Betroffener wird die Verkehrsberuhigung durch den Masterplan konterkariert. Sie fürchten eine starke Zunahme des Verkehrs und können kein Konzept entdecken, wie dieses Problem gelöst werden soll. „Wenn das so kommt, zahle ich nicht für den Straßenumbau. Das lasse ich mir nicht gefallen“, so Burckhardt.

Dabei betonen die Kritiker, dass sie nicht generell gegen eine Veränderung sind. Sie befürworten eine Sanierung des Geheges, eine neue und einheitliche Beschilderung, zudem wünschen sie sich öffentliche Toiletten und größere Tiergehege sowie pädagogische Angebote für Kinder. „Aber im Kleinen, nicht spektakulär“, betont Meyer-Ohlendorf. So könnte sich die Gruppe eine Schmetterlingswiese und Bereiche zum Erleben und Fühlen, etwa einen Barfuß-Weg, vorstellen.

Unterstützung erhalten die Kritiker auch vom Botanischen Verein Hamburg sowie von dem Tierschutzverein Vier Pfoten, die beide in Schreiben an den Bezirk Altona große Bedenken gegen den Masterplan angemeldet haben.