Wedel. Der Wedeler Künstler Ole West wird 65 Jahre alt. Sein Job ist für ihn ein Lebenselixier, ans Aufhören verschwendet er keinen Gedanken.

Sein Skizzenbuch hat Ole West immer dabei, falls er etwas sieht oder ihn die Kreativität einfach überkommt. „Das kann überall passieren“, weiß West aus Erfahrung. Doch in der Regel sieht der Arbeitsalltag des Wedeler Künstlers deutlich strukturierter aus. Täglich arbeitet er mindestens fünf Stunden. Nur zur Mittagszeit gönnt er sich eine Schaffenspause, dann verlässt er auch sein Wedeler Atelier für einige Zeit. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Wohnung in der Altstadt.

Nur wenige kennen die Adresse. Das soll auch so bleiben. Denn West möchte hier gern ungestört arbeiten. Kaufinteressenten empfängt er zusammen mit seiner Frau Elke lieber privat in seiner Wohnung, die zentral gelegen in der Nähe der Bahnhofstraße zu finden ist.

2008 zog es Ole West zurück in seine Heimatstadt. Zuvor hatte er zusammen mit seiner Frau 24 Jahre lang auf der Insel Norderney gelebt. Es war der Ausbruch aus seinem damaligen Job als Bühnenbildmaler, raus aus der Stadt, hinein in die Einsamkeit und die Ruhe, um sich selbst zu verwirklichen. Seine Frau Elke unterstützte ihn dabei, so wie sie es bis heute tut. Denn hinter dem erfolgreichen Künstler steht seine Ehefrau, die ihm unter anderem die Buchhaltung abnimmt.

Leuchttürme und Seekarten: Für solche Motive ist West bekannt
Leuchttürme und Seekarten: Für solche Motive ist West bekannt © Ole West | Ole West

Vor 24 Jahren gab es allerdings noch nicht so viel zu verrechnen. Ole West war ein unbekannter Künstler. Nach seinem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg mit den Fachrichtungen Kinder- und Jugendbuchillustration und Malerei verdingte er sich als Bühnenbildmaler. Für das Ernst Deutsch Theater fertigte er die Kulissen an, fürs Studio Hamburg Hintergründe, die damals eben noch nicht am Computer entstanden. Ein Zeitvertrag reihte sich an den nächsten. „Ich wollte raus aus Hamburg und frei arbeiten“, erinnert sich West. Am 24. November 1984 zog er mit seiner Frau auf die ostfriesische Insel um. Dort, wo er einst als Kellner zu Studienzeiten gejobbt und seine spätere Frau kennengelernt hatte.

West konnte nun frei arbeiten. Für den Broterwerb gründete er zudem eine Malschule. Dann kam der Tag, der sein Leben veränderte. Der Tag, als er einmal eine Seekarte in der Hand hielt und ihm eine richtungsweisende Idee kam. „Das war wie ein Fingerzeig Gottes“, sagt West heute über diesen Moment. Die Kombination aus maritimen Motiven, hinterlegt mit Seekarten, sorgten für seinen Durchbruch. „Das ging ab wie eine Rakete“, erinnert sich der Wedeler. „Heute hängen diese Bilder an Wänden in der ganzen Welt.“ Zahlreiche Ausstellungen folgten. Ob im Deutschen Schifffahrtsmuseum, im holländischen Museum Aquariom, im Trinity House (die Leuchtfeuerverwaltung für England, Wales und die übrigen britischen Hoheitsgewässer) – überall dort finden sich Wests Bilder.

Dass er von seiner künstlerischen Arbeit leben kann, dafür ist West sehr dankbar. „Ich weiß ganz genau, welches Glück ich gehabt habe“, sagt er auch mit Blick auf andere Berufskollegen, denen dieses Glück nicht vergönnt war. Dank seines Glückes kann es sich Ole West sogar leisten, Aufträge abzulehnen. Für ein Unternehmen malte er einst einen Windpark in der Marsch, das war für ihn okay. Aber die Anfrage, ob er für eine andere Firma ein Atomkraftwerk zeichnerisch darstellen könnte, lehnte er ab. Zu tun hat er genug.

Aktuelle Veröffentlichungen

Im Kochbuch „...so is(s)t der Norden“ (23,95 Euro) serviert West zu Rezepten wie Fliederbeersuppe und Rumwaffeln seine maritimen, teils spitzfindigen Zeichnungen.

Zudem bebilderte er die schöne norddeutsche Erzählung von Matthias Brodowny über den Leuchtturmhüter Enno Tütken (19,50 Euro).

Weitere Infos auf: www. tidenhub-verlag.de

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Es gibt zahlreiche Aufträge, die Bücher sind voll. Wer ein Werk bei Ole West in Auftrag geben möchte, muss sich mehrere Monate gedulden. Im Mai wird der Wedeler 65 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er nicht. Viel zu sehr ist die Kunst sein Lebenselixier. „Ich empfinde das nicht als Arbeit. Würde mir das jemand wegnehmen, würde ich krank werden“, sagt er.

Schon früh war ihm klar, dass es nur einen Beruf für ihn gibt: Maler werden wie Papa. Der Kunstmaler Gerhard West war von der Idee seines Sohnes allerdings nicht so begeistert. Trotzdem setzte sich der Junge durch. „Es gab für mich einfach nicht anderes. Ich werde immer einen Schaffensdrang haben“, ist sich Ole West sicher.

Allerdings etwas kürzer getreten sind die Wests dann doch. So haben sie ihren eigens gegründeten und von Ehefrau Elke vor allem betriebenen Tidenhub-Verlag in andere Hände gegeben. Bestellungen für die aktuell neuen Bücher, deren Illustrationen von Ole West stammen, werden nunmehr über das Altstadthaus in Bad Bentheim abgewickelt.