Wedel. Kritik der Woche: Wie sechs Musiker mit einem wilden Stilmix für Westernfeeling auf der ausverkauften Batavia sorgten.

„Yippie yi-ay, yippie yi-o“ tönt es durch das Theaterschiff Batavia in Wedel. Das Publikum singt begeistert mit, als die sechs Männer mit den Cowboyhüten den Song „Wild Ghost Rover“ anstimmen. Das Konzert der Band Celtic Cowboys sei im Handumdrehen ausverkauft gewesen, sagt Batavia-Chef Hannes Grabau. Wie es bereits im Namen anklingt, ist die Gruppe keine rein Country-Folkband. Zum Repertoire der Gruppe gehören außer Country auch Western, Rock, Western-Swing und Old-Time, die Country-Spielart Bluegrass sowie Greengrass, also Elemente des Irish Folk.

Das zeigt sich auf dem Theaterschiff gleich beim Eröffnungssong „A Simple Life“. Plötzlich schwenkt das Stück mittendrin in ein Irish Tune über, bei dem Geiger Rising Bow seinem Bühnennamen alle Ehre macht. Trotz seiner Größe von fast zwei Metern ist der Musiker mit seiner Fiddle im Hintergrund kaum zu erkennen, da die Enge im Veranstaltungsraum nur noch von der auf der Bühne übertroffen wird. So steht immer nur ein Teil der Akteure im Rampenlicht. Bei diesem Stück ist es Sitting Bumm, dessen putzig rotes Akkordeon eigentlich eine Nummer zu klein für den Cowboy zu sein scheint. Das rein optische Phänomen hat allerdings keinerlei Auswirkung auf die qualitative Ausbeute des Instruments. „Das kleine Akkordeon hat vor allem weniger Gewicht“, erklärt der Musiker.

Sänger Dirk Schulze, wie Deputy Dirk mit bürgerlichem Namen heißt, beherrscht den echten „Twang“, die typische Stimmlage, die einen authentischen Countrysänger auszeichnet und durch nasalen Klang gekennzeichnet ist. Dass er stimmlich gesehen nicht auf ein Genre festgelegt ist, zeigt sich besonders bei Titeln mit deutschen Texten, die die Band ebenfalls im Gepäck hat. Sie heißen „Nicht wir“ oder „Schulden bei der Bank“ und thematisieren alltägliche Geschichten und Begebenheiten.

Die meisten eigenen Stücke entstammen der Feder des Deputys. „Der nächste Song handelt davon, dass Rising Bow mal seine Freundin auf dem Dach vergessen hat“, sagt er zum kuriosen Geschehen, das den Anlass zur Komposition des Stücks „High Potential Fiddler“ gab. Wie sich vor allem Deputy Dirk und Mando Marshall zwischen den Liedern die sprichwörtlichen Bälle zuwerfen, erinnert an Stand-up-Comedy und trägt zusätzlich zur guten Laune des Publikums bei, das klatscht, singt und auf den Tischen trommelt. Auch dem Wedeler Künstler Ole West gefällt die Musik: „Ich finde einfach gut, was die machen“, sagt er. Dabei vollbringt die Band die beachtliche Leistung, aus der wilden und innovativen Mischung verschiedener Musikrichtungen ein stimmiges Ganzes mit original Westernfeeling zu kreieren. Fehlt nur noch, dass die Cowboys nach Ende des Konzerts filmreif in den Sonnenuntergang der Wedeler Prärie reiten. (nick)

Konzert: Als nächstes spielen die Celtic Cowboys in Hamburg: 31. Januar, 20 Uhr, Freizeitzentrum Schnelsen, Wählingsallee 16, Karten kosten an der Abendkasse zehn Euro