Kreis Pinneberg. Bevölkerungs-Prognose bis 2030: Einwohnerzahl steigt um 5,9 Prozent auf 322.146 Bürger. Immer mehr alte Menschen, die allein leben.

Der ohnehin bevölkerungsreichste Kreis des Landes Schleswig-Holstein wächst kräftig weiter. Eine vom Kreis Pinneberg in Auftrag gegebene Studie zur voraussichtlichen Entwicklung der Bevölkerung geht davon aus, dass sich die Einwohnerzahl bis 2030 um 18.059 Menschen (plus 5,9 Prozent im Vergleich zu 2014) auf 322.146 Bürger erhöhen wird. Da es immer mehr Ein-Personen-Haushalte geben wird, in denen oft Senioren allein leben werden, führt das laut der Prognose zu einem Mehrbedarf von 17.200 neu zu bauenden Wohnungen im Kreis Pinneberg. Aktuell leben hier etwa 310.650 Einwohner.

Treibender Faktor für das weitere Wachstum des Kreises wird die starke Zuwanderung sein. So rechnet das beauftragte Planungsbüro damit, dass jedes Jahr 1600 bis 1900 Menschen mehr in den Kreis Pinneberg ziehen werden, als von hier fortziehen. Bis 2030 führe das zu einem Wanderungssaldo von 36.000 zusätzlichen Bewohnern, während im selben Zeitraum 17.940 Menschen mehr sterben, als geboren werden. Gut ein Drittel des Zuzuges sei auf steigende Flüchtlingszahlen zurückzuführen.

Planer: Dass die Städte wachsen, nützt Infrastruktur

Der Regionalplaner Tobias Kuckuck kann aus der Prognose ablesen, wo im Kreis Pinneberg die am stärksten wachsenden Regionen sind. „Die Zentren werden wachsen, der ländliche Raum wird eher stagnieren.“ Das sei gut so, da in den größeren Orten die Verkehrsinfrastruktur besser ausgebaut sei als in den kleineren. „Es ist sinnvoller, dass Pinneberg anstatt Appen wächst“, sagt Kuckuck. In der Kreisstadt sei eine gute Anbindung an Bus und Bahn bereits vorhanden, während sie in den kleineren Gemeinden oft erst noch geschaffen werden müsste.

So werden die großen Städte Elmshorn (plus 3200, siehe Grafik), Pinneberg (plus 2400) und Wedel (plus 2150) in absoluten Zahlen den größten Zuwachs zu bewältigen haben. Die Mittelstädte Quickborn (plus 1700), Schenefeld (plus 1150), Tornesch (plus 1100) und Barmstedt (plus 900) wie auch die an Hamburg grenzende Gemeinde Halstenbek (plus 1550) werden allerdings prozentual noch stärker wachsen. Bezogen auf die Ist-Bevölkerung fällt die Steigerung in Kölln-Reisiek (plus 400), Heidgraben (plus 350), Groß Nordende (plus 150) und Raa Besenbek (plus 50, dunkelgrüner Bereich auf der Grafik) am höchsten aus. Als Verlierer sieht die Studie die Amtsgemeinden Seestermühe, Haselau, Hemdingen, Bevern, Bokel und Brande-Hörnerkirchen, die bis 2030 allesamt 50 Einwohner weniger als zurzeit zählen sollen.

Auch zur Altersstruktur der künftigen Bevölkerung macht die Studie detaillierte Angaben. So werde der Anteil der Kinder und Jugendlichen moderat um 1000 steigen, was allein schon eine überaus positive Entwicklung sei, heißt es in der Analyse. Denn damit wäre der Kreis Pinneberg neben Stormarn überhaupt der einzige Flächenkreis, in dem die jüngere Bevölkerung noch wächst.

Auch hierbei gibt es erhebliche regionale Unterschiede. So steige die Zahl der unter 20-Jährigen in Elmshorn (plus acht Prozent), Halstenbek, Rellingen (plus jeweils 6,8 Prozent) und Hasloh (plus 6,3 Prozent) am stärksten, während sie in den Gemeinden des Amtes Geest und Marsch Südholstein (minus 450 Kinder und Jugendliche), Rantzau und Uetersen (jeweils minus 170 Personen) deutlich sinken werde.

Land zahlt Studie

Die Kosten von 9000 Euro für die Bevölkerungsprognose habe das Land aus dem Topf der Wohnraumförderung bezahlt, erklärt Regionalplaner Tobias Kuckuck.

Erstellt hat die Studie das Planungsbüro Gertz Gutsche Rümenapp aus Hamburg. Sie sei den Kreistagsabgeordneten und hauptamtlichen Bürgermeistern bereits vorgestellt worden.

Die Kommunen müssten nun die Vorhersagen in Politik umsetzen und diskutieren, ob und wie sie diese Entwicklung steuern wollten.

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Insgesamt wird aber auch die Bevölkerung im Kreis Pinneberg immer älter. Bis 2030 steigt allein die Zahl der über 65-Jährigen um 15.056 auf 82.166 an. Damit wird dann mehr als jeder vierte (26 Prozent) Bewohner im Kreis Pinneberg im Rentenalter sein. Zurzeit liegt dieser Anteil bei 22 Prozent. In Tornesch wird sich der Anteil der älteren Menschen um fast die Hälfte, in Barmstedt sowie den Ämtern Rantzau und Elmshorn-Land um gut ein Drittel erhöhen.

Das Bevölkerungswachstum an sich und die zunehmende Überalterung der Gesellschaft werden nach der Studie dazu führen, dass die Zahl der Haushalte im Kreis um 12.500 (plus 8,6 Prozent) steigen wird. Dafür werde vor allem die Zunahme der Ein-Personen- (plus 6700) und Zwei-Personen-Haushalte (plus 5900) verantwortlich sein. In rund 23.000 der insgesamt rund 60.000 Ein-Personen-Haushalte werden dann Menschen leben, die älter als 50 Jahre alt sind. In Elmshorn, Wedel, Pinneberg und Rellingen wird der Anteil der alleinstehenden über 70-Jährigen um jeweils rund ein Fünftel steigen.

Im Hinblick auf den Wohnungsbedarf bedeute diese Prognose, dass sich die Zahl der 78.400 Ein- und Zweifamilienhäuser und 69.400 Wohnungen im Kreis Pinneberg um 12.600 erhöhen werde. Zusammen mit den 4600 Wohneinheiten, die ersetzt werden müssten, wäre das ein zusätzlicher Bedarf von 17.200 Wohnungen. Für Regionalplaner Kuckuck ist das die wichtigste Aussage der Studie. „Die Nachfrage ist da. Wenn dieser Wohnraum nicht zur Verfügung gestellt wird, werden die Mieten im Kreis Pinneberg in die Höhe schnellen.“