Elmshorn. Die umstrittene Kabarettistin kommt am Freitag, 23. März, mit ihrem aktuellen Programm ins Stadttheater Elmshorn.

Kabarettistin und Schauspielerin Lisa Fitz tritt am Freitag, 23. März, im Stadttheater Elmshorn mit dem Programm „Weltmeisterinnen - gewonnen wird im Kopf“ auf. Die 66-Jährige spielt, spricht und singt mit ihrer rauchig-tiefen Stimme in mehreren Rollen: die Putzfrau Hilde Eberl, die Feministin Inge von Stein, die CSU-Abgeordnete Gerda Wimmer und Geheimagentin Olga Geheimnikowa. Alle vier Frauen sind Weltmeisterinnen in ihrem Universum. Egal, ob es um Bodenhaltung für Freilandhühner, Verarbeitung von Fuchs im Döner, Männer oder Verschwörungen geht, jede beansprucht das ultimative Geheimrezept für soziales und privates Miteinander, das Funktionieren der Welt.

Apropos Verschwörungen. Zuletzt war Fitz mit ihrem neuen Song „Ich sehe was, was du nicht siehst“, veröffentlicht auf YouTube, in der Presse in die Kritik geraten. In ihrem Text bediene sie sich klassischer antisemitischer Verschwörungstheorien, so die Vorwürfe. Auch auf Facebook wurde kontrovers diskutiert. In dem Lied singt die Bayerin: „Die Welt wird fieser und an wem mag’s liegen?“/„Der Schattenstaat, die Schurkenbank, der Gierkonzern,/Wer nennt die Namen und die Sünden dieser feinen Herrn?/Rothschilds, Rockefeller, Soros & Consorten,/die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten.“ Codewörter wie „Rothschilds“ oder „Goldman Sachs“ nutzen auch Antisemiten, um auf eine angebliche jüdische Weltverschwörung aufmerksam zu machen.

Auch Theaterchef Peter Thomsen sieht das kritisch, verweist aber darauf, dass es sich um ein satirisches Programm handelt, mit dem Fitz im Stadttheater auftritt. „Politische Satire überspitzt, überhöht und versucht, komplexe politische Sachverhalte auf den Punkt zu bringen.“ Dass Eliten der Wirtschaft und der Finanzwelt auch indirekt auf die politische Kultur einen stärkeren Einfluss genommen haben, dürfte unbestritten sein, so Thomsen. „Die General-Motors-Krise in den USA oder die weltweite Finanzkrise der Banken 2008 beweisen uns, dass die Politik nur noch bedingt handlungsfähig ist beziehungsweise reagieren kann. In der Konsequenz wurden die Lasten der Inkompetenz von Managern oder die Gier von Finanzmanagern ,sozialisiert‘, zu Lasten des Bürgers. Wenn ich Lisa Fitz in diesem Sinne richtig interpretiert habe, gebe ich ihr recht.“

Wenn Lisa Fitz in diesem Zusammenhang Namen wie Rothschild und Soros erwähne, die dafür verantwortlich gemacht werden, bediene sie sehr wohl antisemitische Klischees, die er nicht akzeptieren könne, so Thomsen. „Weder die Finanzwelt noch die Wirtschaft wurden und werden von Bürgern jüdischer Herkunft dominiert und können dafür zur Verantwortung gezogen werden.“ Die Krise eines Wirtschaftssystems liege im System selbst und lasse sich nicht an Personen festmachen. „Der indirekte Vorwurf ,Die Juden sind unser Unglück‘ von Heinrich von Treitschke hat eine unleidliche Tradition. Ich kann nur hoffen, dass ihre Äußerungen in diesen Kontext zu stellen ihrer eigenen historischen Inkompetenz entsprungen sind“, sagt Thomsen.

Fitz versteht ihr Lied als Kritik am Geld- und Machtsystem

Das Lied wird Fitz in Elmshorn nicht singen. Es ist Teil ihres neuen Programms „Flüsterwitz“, das im April in München Premiere hat. „Ich bin auch keine Verschwörungstheoretikerin, ich lese nur aufmerksam Zeitung. Aktuell steht da was von Sarkozy, der in Untersuchungshaft ist wegen 50 Millionen Euro Spendengeldern, die er vielleicht von Gaddafi erhalten hat, und ich erinnere an die 100.000 DM, die beim Schäuble in der Schublade verschwunden sind, den Kohl-Skandal...“, so Fitz.

Sie distanziert sich auch von der „Unterstellung“, antisemitisch zu sein. „Von den genannten Bankiers war Rockefeller nicht jüdisch, J.P. Morgan auch nicht. Goldmann Sachs schon, aber es muss möglich sein, ein solches Imperium zu kritisieren, weil es ein weltweites Imperium ist, und wenn man so etwas nicht mehr kritisieren kann, wozu ist dann ein Kabarettist da?“ Die Diskussionen um das provokante Lied haben sich für Fitz jedenfalls ausgezahlt: Es wurde mehr als eine halbe Million mal geklickt.

Kabarett: Fr 23.3., 20 Uhr, Klostersande 30, 25 Euro, 04121/611 89