Quickborn. Beamte graben Areal in Quickborn um. Bewohner tötete Rentnerin in Appen und könnte auch den Boxer Tunahan K. erschossen haben.
Das Grundstück nahe der A 7 in Quickborn ist total vermüllt. Am Donnerstag wimmelt es hier am Harksheider Weg nur so von Polizei. Spürhunde laufen über das Areal, vorbei an alten Autoreifen, Holzresten, abbruchreifen Schuppen und einem Wohnwagen mit durchlöcherten Scheiben. Mit Hilfe von mehreren Baggern graben die Beamten tiefe Löcher ins Erdreich. Sie suchen Beweismaterial.
Hier lebte Frank L.. Am 4. Januar nahm ein Sondereinsatzkommando der Polizei den Quickborner an seinem Wohnort fest, nachdem die Ermittler die DNA des 58-Jährigen am Tatort eines brutalen Raubüberfalls nachweisen konnten. Dabei war am 23. November 2017 eine 76 Jahre alte Rentnerin in Appen zu Tode gekommen. Ein Amtsrichter hatte gegen den 58-Jährigen Haftbefehl wegen Mordes erlassen.
Der Quickborner hat den Mord an der Rentnerin gestanden
Diese Tat hat Frank L. laut Polizeiangaben gestanden. Sie gilt als aufgeklärt, die Beweislage als eindeutig. Doch die Beamten vermuten, dass der Quickborner noch weitere Straftaten begangen hat – darunter möglicherweise auch mehrere Morde. Nur wenige Hundert Meter vom Grundstück des 58-Jährigen entfernt war am 21. Juli die Leiche von Tunahan K. gefunden worden. Der 22 Jahre alte Nachwuchsboxer, der in Schenefeld gewohnt hatte, war am 23. Juni verschwunden. In der Nacht zuvor schoss ein Unbekannter in Wedel auf den 37-jährigen Trainer des Boxtalents, den eine Kugel ins Knie traf. Auch Tunahan K. wurde erschossen.
Hängen alle diese Fälle zusammen? Merle Neufeld, Sprecherin der Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe, bestätigt, dass nach „Beweismitteln aus anderen Straftaten“ gesucht wird. „Ein Zusammenhang zu dem Tötungsdelikt an dem jungen Boxer aus Schenefeld wird geprüft“, so Neufeld.
Wie könnten die Fälle zusammenhängen?
Wie genau die Fälle zusammenhängen können, ist noch unklar. Den Mord in Appen beging der 58-jährige Frank L. laut eigenem Geständnis aus Geldnot. Er wusste offenbar, dass es im Haus der 76-jährigen Rentnerin etwas zu holen gibt und hatte sich durch Einschlagen einer Scheibe Zutritt verschafft. Als das Opfer nach mehrfacher Aufforderung kein Geld herausgab und stattdessen zu fliehen versuchte, verlor Frank L. offenbar die Nerven. Immer wieder prügelte er mit einem etwa 50 Zentimeter langen Metallrohr auf den Kopf der Seniorin ein, ehe er in Panik ohne Beute aus dem Haus lief.
Das Opfer konnte sich noch auf die Straße flüchten und eine Nachbarin alarmieren. Zwei Tage vor Heiligabend erlag die vermögende 76-Jährige, deren Zustand sich im Krankenhaus zunächst stabilisiert hatte, ihren schweren Kopfverletzungen. Auch der Boxer Tunahan K. machte trotz seines jungen Alters einen solventen Eindruck. Der 22-Jährige besaß eine Firma für Auto-Überführungen, fuhr selbst einen auffälligen schwarzen Maserati Ghibli.
Laut den Informationen der „Bild“-Zeitung soll Thomas L. einem Mithäftling verraten haben, dass er auf dem mehrere 1000 Quadratmeter großen Grundstück in Quickborn diverse Verstecke angelegt hat. Polizeisprecherin Merle Neufeld bestätigte, dass die 50 Beamten Beweismittel gefunden haben. Gerüchte, wonach es sich unter anderem um Munition handeln und der 58-Jährige das Grundstücke für Schießübungen genutzt haben soll, bestätigte sie nicht. Die Fundstücke müssten nun noch genauer untersucht werden, die Ermittlungen werden laut Neufeld noch längere Zeit andauern.
Am Wochenende nahm sich Frank L. in der Haft das Leben
Die Durchsuchung auf dem Quickborner Grundstück, an der Beamte der Mordkommission und Spezialkräfte aus ganz Schleswig-Holstein beteiligt waren, nahm bisher zwei Tage in Anspruch und dürfte angesichts der Größe des Areals ebenfalls noch fortgesetzt werden. Frank L., der einschlägig vorbestraft ist, mehrere Jahre wegen Gewaltdelikten in Haft saß und zuletzt 2012 aus dem Gefängnis entlassen wurde, können die Ermittler nicht mehr fragen. Er hat sich vergangenes Wochenende in der JVA Itzehoe das Leben genommen.