Wedel. Eine Auswahl der Arbeiten von Vilma Lehrmann-Amschler und Alfred Amschler sind vom 23. Januar an im Wedeler Rathaus zu sehen.

Wer in Wedel und Umgebung den Namen Amschler hört, wird womöglich zunächst an Kunstförderung denken. Die gleichnamige Stiftung unterstützt viele kleine Vereine und junge Künstler. Die Namensgeber Vilma und Alfred Amschler, die der Stadt ihren Nachlass und ihr Privatvermögen von 600.000 Mark vermachten, waren aber auch selbst Künstler. Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren wird ab dem 23. Januar eine Auswahl der Werke der Amschlers im Rathaus Wedel gezeigt.

Die aus Serbien stammende Vilma Lehrmann-Amschler (1910–1989) und der in Würzburg geborene Alfred Amschler (1907–1978) kamen 1948 nach Wedel. Sie hatten einander an der Berliner Kunsthochschule kennengelernt. Wer Beispiele für das künstlerische Schaffen des Ehepaars sucht, wird unter anderem in der Moorwegschule, der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule, dem Stadtmuseum, dem Rathaus und vor diversen Hamburger Polizeirevieren fündig.

Die Stadt Wedel erbte auch 400 Bilder und Skizzen

Dieses Aquarell trägt den Namen Elbstrand/Falkenstein/Schulau. Es ist eines von etwa 400 Werken im Besitz der Wedeler Amschler-Stiftung
Dieses Aquarell trägt den Namen Elbstrand/Falkenstein/Schulau. Es ist eines von etwa 400 Werken im Besitz der Wedeler Amschler-Stiftung © HA | Stadtarchiv Wedel

Alfred Amschler arbeitete zunächst als Gebrauchsgrafiker, entwarf Buchillustrationen, Kalenderblätter und Werbemittel. Später unterstützte er seine Frau, die sich auf öffentliche und kirchliche Aufträge spezialisiert hatte und „Kunst am Bau“ in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen schuf. Mit 40 Bronzeskulpturen und Entwürfen für Wandmalereien zählte das Ehepaar zu den meistbeauftragten Künstlern dieses öffentlichen Projekts.

„Die Gestaltung soll durch die Komposition der heutigen Bauweise vollkommen angepasst sein. Die abstrakten Kompositionen sind für mich eine Aufgabe bei bestimmten, besonderen Bauten, die ich durch Metall, Technik und Komposition so gestalte, dass sie sich harmonisch mit dem Bau verbinden. Dabei arbeite ich je nach Thema und Entwurf in Keramik, Holz, Stein und Metall und lege besonderen Wert auf die Gesamtwirkung der Oberflächenbehandlung“, hat sie ihre Arbeitsweise beschrieben.

Kunst und Nationalsozialismus

Auch die Berliner Kunsthochschule stand unter genauer Beobachtung der NS-Führung, die ihr diskriminierendes Konzept der „Entarteten Kunst“ verfolgte, moderne Künstler und Kunstwerke diffamierte.

Vilma Lehrmann-Amschler studierte bei Ludwig Gies und Walter Raemisch, die nach Angaben des Portals wedel.de rassistischen Angriffen ausgesetzt waren. Dennoch studierte sie weiter bei den Professoren.

Politisch zeigte Lehrmann­-Amschler wohl „kein eindeutiges Verhalten“. Aber künstlerisch „passte sie sich dem neuen monumentalen Herrschaftsstil aktiv an und gestaltete Bauplastik, Skulpturen, Reliefs und Goldschmiedearbeiten im Sinne der NS-Kunstpropaganda“.

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„Es war gar nicht so einfach, daraus etwas auszusuchen“

Alfred Amschler war zunächst Gebrauchsgrafiker und Illustrator, ehe er seine Frau Vilma unterstützte
Alfred Amschler war zunächst Gebrauchsgrafiker und Illustrator, ehe er seine Frau Vilma unterstützte © HA | Stadtarchiv Wedel

Nach dem Tod Vilma Amschlers bekam die Stadt Wedel nicht nur das Vermögen des Ehepaars, sondern erbte auch den aus 400 Bildern und Skizzen bestehenden künstlerischen Nachlass. „Es war gar nicht so einfach, daraus etwas auszusuchen“, sagt die Stiftungsratsvorsitzende und ehemalige Stadtpräsidenten Sabine Lüchau. „Aber ich finde, wir haben eine gute Auswahl getroffen.“

Die Amschler-Stiftung hat in den vergangenen Jahren unter anderem die Kinder- und Jugendbuchwochen, die Holocaust-Gedenktage, die Ausstellung „Lebensart und Sterbekunst bei Johann Rist“ und den Wedeler Kulturwettbewerb der Ernst–Barlach-Museumsgesellschaft gefördert.

Bei der Eröffnung der Austellung sprechen Bürgermeister Niels Schmidt, Sabine Lüchau und die Vorsitzende des Kulturforums, Monika Dohmen. Laudator ist Günther Wilke.

Vilma und Alfred Amschler 23.1.-28.2., Rathaus Wedel, Rathausplatz 3-5, Eröffnung 23.1., 19.30, Eintritt frei