Haseldorf. Joachim Eichhorn aus Haseldorf ist Experte für historische Porsche-Modelle. Anfragen vom TÜV und dem schwäbischen Autohersteller

Joachim Eichhorn fasziniert das „schnörkellose Design“ des 928. Er lobt die hochwertige Technik mit dem „tollen V8-Motor“ des Porsche, der von 1977 bis 1995 gebaut wurde: Ein Sportwagen für die schnelle Fahrt auf der Autobahn, aber auch fürs „Cruisen um die Alster“. Der Haseldorfer schraubt nicht nur begeistert an den historischen Autos. Knapp ein Dutzend Exemplare hat er wieder zum Fahren gebracht, ist dadurch zu einem 928-Experten geworden, bei dem schon mal der Hersteller oder der TÜV anfragt, wenn es diffizile Probleme zu lösen gilt.

Eichhorn gehört zu den ersten Informatikern, die eine deutsche Universität absolvierten. Bereits während des Studiums in Darmstadt begeistert sich der heute 68-Jährige für Technik und Geschwindigkeit. Er fuhr Rallye, damals allerdings mit Fahrzeugen der Marken Fiat und Renault. „Da ich kein Geld hatte, musste ich alles an den Autos selber machen“, erinnert sich der gebürtige Württemberger. Die beiden Marken waren bestens geeignet für Do-it-yourself-Rennfahrer.

Das Schrauben am Auto sollte Ausgleich für Büroarbeit sein

Nach dem Studium rückten andere Dinge in den Mittelpunkt. Eichhorn arbeitet erst für IBM in Darmstadt, dann in Hamburg. Haseldorf wird als Wohnsitz ausgeguckt. Selbstständig macht er sich mit seiner Frau Antje, einer Softwareentwicklerin. Das Haus mit Blick auf die Apfelbaumreihen wird zum Firmensitz, wo bis zu 15 Mitarbeiter tätig waren.

2002 erinnerte sich Eichhorn seines alten Hobbys. Das Schrauben sollte ein Ausgleich zur Büroarbeit werden. Alt sollten die Autos sein, doch Fabrikate aus Italien oder Frankreich kamen nicht mehr in Frage. Er wollte nicht lange an den Karosserien rumschweißen müssen, bevor sie wieder fahrfertig gemacht werden. Mit dem 928 suchte er sich „einen echten Gran Turismo“ aus. Die Aussage von Porsche, dass etwa 70 Prozent aller gebauten Fahrzeuge der Reihe noch existieren und fahrfähig sind, hält er für durchaus realistisch.

Seinen ersten Porsche, Baujahr 1986, kaufte der Enthusiast bei Ebay „unbesehen“ für 2500 Euro, wie übrigens die meisten der insgesamt zwölf Modelle. Selten hat ihn sein Gespür getäuscht. Nicht alle sind aufgearbeitet worden. Autos wurden auch ausgeschlachtet und dienten als Ersatzteillager. Der Oldtimer-Boom der vergangenen Jahre hat jedoch dafür gesorgt, dass historische Porsche zu ähnlichen günstigen Preisen nicht mehr zu bekommen sind.

Eichhorn bezeichnet sich als „Originalitätsfreak“. Für ihn gibt es nur die ursprünglichen Teile. Optisch und technisch verändern würde er seine Fahrzeuge nie. Nur die Sattler- und Lackierarbeiten werden an kompetente Werkstätten in der Haseldorfer Marsch vergeben. Alles andere erledigt er selbst. Jahrelang suchte er nach einer Anhängerkupplung, die Porsche nur an einem Sondermodell angebaut hatte. Zielgruppe waren Pferdehalterinnen, die mit dem Porsche und ihrem vierbeinigen Liebling unterwegs sein wollten.

Zehn bis 15 Stunden in der Woche investiert der Technikfreund in sein Hobby, da er mittlerweile Ruheständler ist und sich nur noch um das Netzwerk der eigenen Firma kümmert. Trotz dieser hohen zeitlichen Belastung bringt Eichhorns Gattin Antje viel Verständnis auf. Sie schwärmt nicht nur von den im Vergleich mit modernen 911ern bequemen Fahrten auf langen Strecken in den historischen Modellen. Die IT-Expertin schraubt auch gern selber, hat dazu jedoch nur sehr begrenzt Zeit, führt sie doch die Geschäfte der Eichhorn-Firma weiter.

Unter Porschefreunden eine feste Größe

Außerdem begleitet sie ihren Mann zu Treffen mit anderen Freunden der alten Gefährten aus Zuffenhausen. Denn Joachim Eichhorn ist kein einsamer Schrauber in der heimischen Werkstatt. Er tauscht sich gern aus, lässt andere Porschefans an seinem Erfahrungsschatz teilhaben. Beide Eichhorns sind Mitglieder im Porsche Club 928, für den sie schon Jahrestreffen, Ausfahrten und Schraubertreffen organisierten.

„Nur positive Äußerungen“ hat Eichhorn von anderen Menschen auf seine Motorleidenschaft erfahren. Für die gute Stimmung in der Nachbarschaft hält er sich bei seiner Schrauberei strikt an die Mittags- und Nachtruhe. Das kann erhebliche Selbstdisziplin abfordern, denn „erfahrungsgemäß werden Motoren nachts um halb zwölf fertig“. Er muss sich dann das Starten des Aggregats verkneifen. Eichhorn gibt allerdings zu, dass ein historischer Porsche „nicht so viele negative Gefühle erzeugt wie ein roter Ferrari“.

Unter den Freunden alter Porsche hat der Mann aus der Marsch mittlerweile eine gewisse Bekanntheit erlangt. Für den Weltverband der Oldtimerclubs (FIVA) und den ADAC begutachtet er Fahrzeuge. Das von ihm ausgestellte Dokument ist Voraussetzung, damit die Besitzer an den großen Rallyes für historische Autos teilnehmen können.

Anrufe bekommt der Enthusiast auch vom TÜV, etwa wenn ein Prüfer nicht sicher ist, wie er eine Abgasuntersuchung vornehmen soll, oder direkt aus Zuffenhausen. Der schwäbische Autohersteller holt sich ab und an Tipps beim norddeutschen 928-Experten. „Die alten und erfahrenen Meister gibt es ja nicht mehr“, sagt Eichhorn. Manchmal kann er sogar mit einem Ersatzteil aushelfen. Der Autoschrauber aus Haseldorf ist in der 928er-Gemeinde mittlerweile ein fester Begriff.