Helgoland/Pinneberg. Die Insulaner müssen dafür auf das Festland. Krankenkassen tragen die Kosten nicht. KWGP stellt Antrag im Kreistag.
Der Insel Helgoland gehen allmählich die Ärzte aus. Eine Hausarztpraxis habe gerade aufgegeben. Jetzt sei nur noch das Ehepaar Wogawa für die ambulante ärztliche Versorgung da, klagt Bürgervorsteher Peter Botter. Fachärzte gebe es ohnehin keine mehr auf der Nordseeinsel. Dafür müssten die Bewohner extra aufs Festland fahren. Doch die Kosten für die Überfahrt und mögliche Übernachtungen trügen die Krankenkassen nicht.
Eine Idee: Ärzte kommen zur Sprechstunde auf die Insel
Dieses Problem hat jetzt Burghard Schalhorn von der Kreiswählergemeinschaft aufgegriffen. Er stellte im Kreistag den Antrag, der Kreis möge 50.000 Euro zur Verfügung stellen, damit erkrankte Helgoländer sich fachärztlich auf dem Festland behandeln lassen können. Doch der Antrag wurde abgelehnt. Nur Pirat Sven Lange stimmte zu. Auch Botter, der der SPD-Fraktion angehört, stimmte dagegen. Warum, erklärte er sogleich vor dem Kreistag. Grundsätzlich begrüße er diesen Vorstoß. Aber der Antrag der KWGP sei zu unausgegoren, befand Botter. „Der Weg ist falsch. Wir brauchen erst ein Konzept.“ Darüber sollte zunächst der Sozialausschuss des Kreistages beraten, schlug er vor. So bestünde die Gefahr, dass dies „nur der Tropfen auf dem heißen Stein ist und einige nichts bekommen. Das ist für alle 1500 Helgoländer zu wenig.“
Denn wenn die Insulaner beispielsweise mit ihren Kindern zum Kieferorthopäden müssten, seien zahlreiche Folgebesuche vonnöten, die die Eltern immer begleiten müssten. „Da sind 1000 Arztbesuche nichts.“ Mit Schifffahrt und Hotelübernachtung in Cuxhaven oder Bremerhaven könnten schnell erkleckliche Summen zusammenkommen, über deren Verteilung zunächst entschieden werden sollte, bevor den Helgoländern falsche Hoffnungen gemacht würden.
Schalhorn mag das nicht nachvollziehen. Als er mit seinen Leuten im Herbst auf der Insel war, hätten ihn die Helgoländer auf diesen Notstand hingewiesen. Im Nordseekrankenhaus könnten sie nur behandelt werden, wenn sie stationär aufgenommen werden würden. „Mir geht es in erster Linie darum, dass den Helgoländern geholfen wird“, sagt Schalhorn. „Denn jede Fahrt, die sie selbst zahlen müssen, tut ihnen weh.“
Auf Pellworm halten pensionierte Fachärzte Sprechstunden ab
Doch in der Gemeinde werde bereits über mögliche Alternativen beraten, erklärt Bürgervorsteher Botter. Daran seien neben der Politik Vertreter der Klinik, der Ärzte, des Pflegedienstes und der Apotheken beteiligt. So überlegten die Helgoländer, ein Medizinisches Versorgungszentrum auf der Insel einzurichten, wo ein- bis zweimal im Monat spezielle Fachärzte ihre Sprechstunden abhielten. Bei Kinder-, Haut- und Frauenärzten laufe das schon in der Klinik. Etwas Ähnliches gebe es auch in Büsum. Und auf der Insel Pellworm habe sich so ein Modell bewährt, indem meist pensionierte Fachärzte aus ganz Schleswig-Holstein dort regelmäßige Sprechstunden abhielten.
Botter hofft auf eine große Lösung, an der sich die Inselgemeinde, der Kreis und das Land beteiligten. „Im Grunde sind aber die Krankenkassen als Erste gefordert, diese Kosten zu übernehmen.“ Das ist auch die Auffassung des Fachdienstes Gesundheit der Kreisverwaltung dazu: Dort heißt es: „Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung mit Haus- und Fachärzten ist Aufgabe der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung. Wir haben hierauf keinen Einfluss.“