Wedel. Der Hamburger betreibt in Wedel eine kleine Kaffee-Rösterei. Von dort aus beliefert der 47-Jährige auch Privatkunden.

Ein ganzes Regal voller Kaffeezubehör hängt an der Wand, Eimer voller brauner Bohnen verströmen einen süßlichen Duft. Das laute Rattern der Röstmaschine vermischt sich mit sanfter Folkmusik, die im Hintergrund dudelt. Wer achtlos vorbeiläuft, kann den unscheinbaren Laden an der Gärtnerstraße in Wedel leicht übersehen, in dem sich Jan-Cort Hoban (47) sein eigenes Kaffeereich aufgebaut hat. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Nina (47) betreibt er in den Räumen einer ehemaligen Bäckerei „Mr. Hoban’s Coffee Roastery“, in der er elf verschiedene Kaffeesorten röstet, um sie vorwiegend an Hotels, Gastronomen und Büros zu verkaufen.

Seine irisch-amerikanische Herkunft kann der sportliche Typ mit roten, lockigen Haaren und Sommersprossen kaum verleugnen und hat sie kurzerhand zur Marke gemacht, wie der englische Firmenname und die irische Schirmmütze, die zu seinem Outfit gehört, beweisen. Sein Kaffee stammt aus wärmeren Gefilden: Bohnen aus Indien, Äthiopien, Brasilien und weiteren lateinamerikanischen Ländern hat er im Sortiment und verleiht ihnen mit seiner schonenden Röstung ein meist mildes und fruchtiges Aroma.

Als Handelsvertreter bereiste Jan-Cort Hoban die Welt

Seine Liebe zum Heißgetränk entdeckte der Hamburger, der mit seiner Familie im Stadtteil Rissen lebt, bei seinem früheren Job als Handelsvertreter für eine Rösterei. „Nach und nach habe ich mich immer mehr für das Produkt begeistert, das ich verkauft habe“, sagt Hoban. Am Kaffee begeistert ihn vor allem, dass er „so komplex und vielfältig“ ist. Zahlreiche Faktoren, so Hoban, tragen zu einem guten Endprodukt bei – vom Anbau über die Aufbereitung bis zur Röstung. Der reiselustige Hoban besuchte einen Crashkursus bei einem dänischen Röster, begann, viel zu lesen und sich verschiedene Betriebe auf der ganzen Welt anzuschauen. „Der Austausch ist wichtig“, sagt er. „Das Problem ist nur, dass viele Experten ihr Wissen ungern teilen.“

Doch Hoban ließ nicht locker und eröffnete schließlich 2008 gemeinsam mit einem Freund das Café „Black Delight“ in Hamburg-Eimsbüttel – mit eigener Rösterei. Als ihm der Gastronomie-Betrieb zu stressig wurde, entschied er, sich allein auf das Rösten zu konzentrieren, und gründete 2012 den kleinen Betrieb in Wedel.

Lifestyle

Kleine Röstereien haben gute Zukunftsperspektiven. „Manufakturbetriebe, wie der lokale Röster um die Ecke liegen im Trend“, sagt Holger Preibisch, Vorsitzender des Deutschen Kaffeeverbands.

Bundesweit, schätzt Preibisch, existierten rund 600 solcher Betriebe, Tendenz steigend. In Hamburg seien es mehr als 15, und auch im Kreis Pinneberg gebe es mehrere.

„Kaffee ist Lifestyle für viele Menschen geworden“, so Preibisch. Sein Genuss werde zelebriert, von der Auswahl der Bohne über die Zubereitung bis hin zur Präsentation in der Tasse. Herkunft, Qualität und handwerkliche Herstellung spielten eine immer größere Rolle.

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Nach wie vor sind die Skandinavier seine Vorbilder, die für ihre hellen und demzufolge sehr fruchtigen Kaffees bekannt sind. Seine Devise: „Ein guter Kaffee sollte auch kalt immer noch gut schmecken.“ Vier Espresso- und sieben Filterkaffee-Röstungen hat Hoban unter diesen Vorzeichen entwickelt, außerdem vertreibt er eine Trinkschokolade. Sein wichtigstes Arbeitsgerät ist ein 35-Kilo-Trommelröster, der fast einen ganzen Raum füllt.

Wenn er die Maschine anwirft, dann ist der Kaffee-Experte mit allen Sinnen im Einsatz und lauscht beispielsweise, wann die Bohnen anfangen zu zerplatzen. Kurz nach diesem sogenannten „First Crack“ ist für viele seiner Röstungen Schluss, so bleiben sie mild und bekömmlich. Nur die Espresso-Bohnen bleiben etwas länger in der Trommel.

Aroma der Sorte „Fox Rox“ geht in Richtung Zigarre

Hobans Espressos tragen programmatische Namen: „Flame Girl“ ist so fruchtig, dass man sein Aroma selbst in einem Latte Macchiato noch durchschmeckt. Der „Fox Rox“, auf dessen Etikett ein Fuchs im Sakko prangt, geht in Richtung Zigarre, während „Madame Jag“ eher süß und karamellig schmeckt. Die Filterkaffees sind schlicht nach den Ländern benannt, aus denen sie stammen: „Brazil“, „Columbia“, „El Salvador“. In den meisten dieser Länder ist Hoban selbst schon gewesen. Seine Lieferanten tragen zwar kein Fair-Trade-Siegel, aber Hoban betont, dass er bei der Auswahl seiner Farmen auf ordentliche Arbeitsbedingungen und angemessenen Lohn achte.

Die Abnehmer seiner Produkte sitzen zwischen Lüneburg und Kiel, der Großteil in Hamburg, darunter das Café Eisprinzessinnen in Ottensen und die Erste Liebe Bar in der Innenstadt. An Privatleute verkauft Hoban nur in geringen Mengen, entweder über seinen Onlineshop oder montags und donnerstags direkt in seinem Laden. Die Kreationen haben ihren Preis: Zwischen 13,80 und 21,50 Euro kostet das Pfund.

Doch Hobans Geschäft liegt im Trend: Seit einigen Jahren grassiert in ganz Deutschland ein regelrechter Kaffee-Hype. „Die Leute schauen immer mehr auf Qualität als auf den Preis.“

Auch „Mr. Hoban“ selbst verzichtet gerne auf billige Brühe aus dem Automaten oder vom Kiosk. Auf Reisen, so verrät er, habe er daher für alle Fälle immer seinen eigenen Kaffee dabei – natürlich aus eigener Röstung.