Kreis Pinneberg. Hohe Grundstückspreise im Kreis Pinneberg führen dazu, dass sozial orientierte Projekte immer häufiger ins Hintertreffen geraten.
Der Kampf um Grundstücke in der Metropolregion Hamburg macht es den Baugenossenschaften schwer, im Bieterwettstreit mit privaten Investoren mitzuhalten. Immer öfter drohen sozial orientierte Wohnungsbauprojekte ins Hintertreffen zu geraten. Teils, weil Projekte von Privatinvestoren von Politikern als imageträchtiger angesehen werden, aber auch, weil die Grundstückspreise ständig steigen.
Die Preissteigerungen in teilweise zweistelliger Prozenthöhe, die in Hamburg innerhalb eines Jahres auf dem Wohnungsmarkt festgemacht wurden, sie machen auch vor dem Kreis Pinneberg nicht halt. „Die Konkurrenz zwischen den Akteuren am Immobilienmarkt, gleich ob es sich um klassische Wohnungsunternehmen, Privatinvestoren oder Genossenschaften handelt, führt dazu, dass im Wettstreit um das knappe Gut Baugrund die Grundstückspreise immer weiter steigen“, sagt etwa Benjamin Schatte von der Adlershorst Wohnungsbaugenossenschaft, die 2016 unter anderem in Tornesch, Wedel, Quickborn und Elmshorn Projekte realisiert hat. Schatte: „Wir spüren, dass der Immobilienmarkt im Kreis Pinneberg deutlich angespannt ist.“
Die Baugenossenschaften stellt diese Entwicklung vor Probleme. „Wenn wir sozial verträgliche niedrigere Mieten anbieten wollen, sind wir im Kampf um Grundstücke schneller an unseren Preislimits als renditeorientierte Mitbewerber. Je nach Vergabekriterien haben wir dann das Nachsehen“, sagt Schatte.
Timo Jürs, Sprecher der Neuen Lübecker, die im Kreis Pinneberg 1970 Wohnungen bewirtschaftet, von denen mit 475 etwa ein Viertel gefördert sind, bestätigt das. „Wenn Grundstücke zu einem Höchstpreisverfahren veräußert werden, können die fairen Mieten in der Regel nicht mehr realisiert werden“, sagt Jürs. Ein überteuertes Baugrundstück falle zwangsläufig aus dem Fokus der Genossenschaft und gehe an einen privaten Investor.
Projekte drohen an Kommunalpolitik zu scheitern
Bezahlbarer Wohnraum, vor allem gefragte Ein- und Zweizimmerwohnungen, benötigt große, teure Grundstücke. Bauten wachsen in die Höhe, um Kosten niedrig zu halten, sieben und mehr Stockwerke sind üblich, aber nicht immer erwünscht. Im Dezember vergangenen Jahres etwa drohte in Uetersen ein Projekt der Pinnau eG zu scheitern, weil Ratspolitikern die Höhe des Gebäudes aus städtebaulicher Sicht nicht passte. Lediglich der dringende Bedarf nach günstigem Wohnraum bei gleichzeitigem Mangel an alternativen Bauflächen sorgte letztlich dafür, dass das Projekt genehmigt wurde.
Problematisch für die Genossenschaften ist auch, dass private Investoren im Gegensatz zu den Genossenschaften nach einer bestimmten Zeit, meist nach fünf Jahren, die Mieten erhöhen können, um die Investitionen später wieder reinzuholen. Baugenossenschaften dürfen dies nicht. Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsbauunternehmen (VNW), der Genossenschaften und sozial orientierte Wohnungsunternehmen vertritt, hat daher unlängst Hilfe für Baugenossenschaften gefordert: weniger Bürokratie, geringere Hürden für den sozial orientierten Wohnungsbau und Rabatte von bis zu 90 Prozent auf den normalen Grundstückspreis beim Erwerb von Bauflächen für Baugenossenschaften. Nur so sei die Schaffung bezahlbaren Wohnraums langfristig umsetzbar. In Städten wie Lübeck sei eine solche Unterstützung für Baugenossenschaften bereits vorhanden, sagt Breitner.
Richtfest
„Die von Herrn Breitner angeregte Verfahrensweise könnte in dieser Hinsicht in der Tat die Wettbewerbsfähigkeit der Genossenschaften verbessern“, meint Benjamin Schatte von Adlershorst. „Den am Markt aktiven Wohnungsbauunternehmen und vor allem den Genossenschaften sollte der Bau neuer Wohnungen erleichtert werden“, sagt auch Timo Jürs von der Neuen Lübecker. Dazu zählten nach seiner Einschätzung ein leichterer Zugang zu Bauland, aber auch weniger Vorschriften bezüglich Energieeinsparverordnungen und Vorteile bei der Grunderwerbssteuer.
Das Thema hat vor dem Regierungswechsel in Schleswig Holstein auch den damaligen Innenminister Stefan Studt (SPD) beschäftigt, der sagte, er könne die Sorgen und Forderungen der Genossenschaften nachvollziehen. „Das Land kann hier aber wenig helfen“, sagte Studt. Es seien vor allem die Kommunen gefordert. Sie müssten Rahmenbedingungen schaffen, damit auch Baugenossenschaften zum Zug kommen.