Schenefeld. Der Streit zwischen dem Investor und der Stadtverwaltung gefährdet Bau von 109 Wohnungen und Gewerbefläche in Schenefeld

Ein 40 Millionen Euro schweres Projekt in Schenefeld droht zu platzen: „Ja, wir sehen das Vorhaben als gefährdet an“, sagt Wolfram Lukas, Geschäftsführer der Lukas Bauprojekt GmbH. Das Unternehmen will auf dem ehemaligen Altmann-Areal direkt neben dem Stadtzentrum vier Wohnblocks mit 109 Einheiten sowie im vorderen Bereich einen fünften Block mit 3300 Quadratmeter Gewerbefläche errichten.

Diese Planungen hatte der Stadtentwicklungsausschuss im Februar 2016 nach langen Debatten – wenn auch zähneknirschend – abgesegnet. Bis auf die Christdemokraten, für die die geplante Bebauung für Schenefelder Verhältnisse zu massiv ist, stimmten alle Fraktionen dafür. Ein Hauptgrund: die Firma ProDerm, deren Abwanderung aus Schenefeld befürchtet wurde. Das Institut für Angewandte Dermatologische Forschung, deren Hauptsitz im benachbarten Stadtzentrum ist, harrte lange Zeit als letzter Mieter in dem maroden Gewerbekomplex am Kiebitzweg aus. Erst ein Wasserschaden erzwang letztlich den Auszug. ProDerm wollte einen Großteil der Fläche im neuen Gewerbekomplex von Lukas Bau übernehmen.

So soll sich das Projekt zwischen Stadtzentrum und Polizei- und Feuerwehrwache einfügen
So soll sich das Projekt zwischen Stadtzentrum und Polizei- und Feuerwehrwache einfügen © HA | Störmer Murphy and partners

Das ist inzwischen jedoch vom Tisch. „Wir haben kein Interesse mehr“, sagt Marija Offermann, Head of Business Administration bei ProDerm. Dem Institut sei es gelungen, den in diesem Jahr auslaufenden Mietvertrag im Stadtzentrum zu verlängern und weitere Räume in Schenefeld anzumieten, sodass ein Einzug in das Gebäude von Lukas Bau nicht mehr in Frage komme. Offermann: „Hier wurde ein Mietpreis aufgerufen, der für uns nicht abbildbar war. Auch die Planungsunsicherheit hat dazu geführt, dass wir uns umorientiert haben.“

Fläche von Lukas Bau liegt im Sanierungsgebiet

Seit dem positiven Votum des Stadtentwicklungsausschusses verhandelt die Stadt mit Lukas Bau über einen städtebaulichen Vertrag – bislang ohne Einigung. Jetzt ist ein neues Problem aufgetaucht. Das 10.000 Quadratmeter große Grundstück, für das der Bauträger angeblich 3,5 Millionen Euro gezahlt haben soll, liegt im neu ausgewiesenen Sanierungsgebiet. Die Stadt hat Ende 2016 eine Sanierungssatzung verabschiedet, um endlich einen attraktiven Stadtkern schaffen zu können.

„Wir sind nicht sehr glücklich darüber, dass die Fläche im Sanierungsgebiet liegt“, betont Lukas. Und er sagt weiter: „Wir hatten andere Zusagen.“ Die Aufnahme des Areals ins Sanierungsprogramm erschwere die Umsetzung des Projektes. Am Montag gibt es laut Lukas einen erneuten Gesprächstermin mit der Stadt. „Es gibt mehrere Alternativen, das zu lösen.“ Eine Variante sei die Herausnahme der Fläche aus dem Sanierungsgebiet.

Neuer Stadtkern

Eine Verkehrsuntersuchung ist der nächste Schritt im Rahmen der Schenefelder Stadtkernerneuerung, die bis 2030 realisiert werden soll.

Die Ausschreibung der Leistungen soll kommende Woche erfolgen. Im Anschluss ist ein städteplanerischer Wettbewerb an der Reihe, der im Herbst starten soll.

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Grundsätzlich stehe seine Firma zu dem Projekt, betont der Investor. „Wir haben bereits viele Anfragen gehabt und würden das gern realisieren.“ Er befürchte negative Folgen für die Stadt, falls sich sein Unternehmen zurückziehe. Er habe formell die Möglichkeit, vom Kaufvertrag mit Alteigentümer Altmann zurückzutreten. Allerdings habe sein Unternehmen bereits eine siebenstellige Summe in die Planung des Bauprojektes investiert.

Nach Abendblatt-Informationen geht es im Streit zwischen Investor und Stadt vor allem um eines: Geld. Die Stadt kann nach Abschluss der Sanierungsmaßnahme von Grundstückseigentümern einen Ausgleichsbetrag einfordern – also die Summe abschöpfen, um die der Wert des Grundstücks durch die Sanierung steigt. Das betrifft auch die Fläche von Lukas Bau, die allein schon durch das Neubauprojekt eine Aufwertung erfährt. Die Sanierungsmaßnahme ist bis 2030 angelegt. Sollte Lukas Bau die Bauten eher verkaufen wollen, dürfte dies angesichts der späteren Forderung der Stadt nur mit Abschlag möglich sein.

Schenefelds Stadtplaner Ulf Dallmann verweist darauf, dass die Stadt 2014 öffentlich mit den Planungen für das Sanierungsgebiet begonnen habe. Der Vertrag zwischen Grundstücksbesitzer Altmann und Investor Lukas Bau sei später abgeschlossen worden. Dallmann: „Herr Lukas hat die Stadt erst nach dem Vertragsabschluss erstmals kontaktiert.“