Tornesch. Torneschs SPD und CDU setzen auf moderne Neubauten statt anbauten. Kita-Mitarbeiter sehen ein hausgemachtes Problem.
SPD und CDU in Tornesch wollen eine weitere Kindertagesstätte in der Stadt bauen lassen, um Platzbedarf im Elementarbereich zu decken. Pläne der Verwaltung, Kitas zu erweitern, finden bei der Politik wenig Anklang. Der Mangel im Elementarbereich hat Torneschs Verwaltung überrascht. Laut Bürgermeister Roland Krügel hatte die Stadt vor kurzem noch ein Überangebot. Eine Erklärung könne darin liegen, dass ältere Bürger, die in Seniorenheime umgezogen sind, ihre Häuser und Wohnungen vermietet anstatt verkauft hätten, wodurch zugezogene Familien aus dem Prognoseraster herausgefallen seien.
„Derzeit liegt unsere Versorgungsquote im Elementarbereich bei 75 Prozent, was entschieden zu wenig ist“, so Torneschs SPD-Vorsitzender Manfred Mörker. Etwa 500 Kinder besuchten im Elementarbereich in die Kitas, 167 im Krippenbereich. SPD-Fraktionschefin Verena Fischer-Neumann kann die Probleme der Verwaltung nachvollziehen. Prognosen des Kreises müssten künftig kritischer hinterfragt werden. „Wichtig ist es, nun nicht nur den momentanen Bedarf zu decken sondern vorausschauend zu planen“, sagt Fischer-Neumann. Daher erwägt die SPD, anders als von der Stadtverwaltung vorgesehen, einen großzügigen und innovativen Kita-Neubau in einem neuen Wohngebiet.
Auch die CDU sieht in einem Anbau an eine bestehende Kita keine Lösung. Sie favorisiert ebenfalls einen Neubau. Die Union kann sich auch vorstellen, Gruppen aus dem Kindergarten am Lüttkamp umzusiedeln und in einen neuen, größeren Kindergarten im Quartier Tornesch Am See zu integrieren.
Die Verwaltung hatte zur Lösung der Situation vorgeschlagen, zwei Gruppen an die Kita Wachsbleicherweg anzubauen. Das würde zunächst reichen, um die 35 Kinder auf der Warteliste versorgen zu können.
Vier Gruppen und eine Option auf einen Anbau von zwei weiteren Gruppen bei einem Neubau wünscht die SPD, um genug Reserven zu schaffen. Auch könnten geforderte elternfreundliche Öffnungszeiten bei einem Neubau eingerichtet werden. So werde den Kindern von Einwanderern aus Krisengebieten eine bessere Chance gegeben, in die Gesellschaft integriert zu werden. Fischer Neumann „Eine Integration kann nur funktionieren, wenn Eltern die Zeit haben, an Sprachkursen und ähnlichem teilzunehmen. Daher müssen sie ihre Kinder in eine Kita geben können.“
Neben diesen Aspekten sorge die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe und die Expansion von Unternehmen wie Hellermann Tyton und Medac für mehr steigende Nachfrage. In Tornesch wird mit etwa 700 neuen Jobs gerechnet, die entstehen könnten. Arbeitnehmern müssten Möglichkeiten der Kita-Betreuung geboten werden. Bei ausreichenden Kapazitäten könnten, so Mörker, Kinder aus der näheren Umgebung aufgenommen werden, was eine Unterstützung für Uetersen und Heidgraben darstelle. Die Stadt solle daher mögliche Flächen für einen Kita-Neubau sondieren.
Mehrere Kindergarten-Mitarbeiter sehen ein hausgemachtes Problem. So sei die Sanierung der Kita an der Friedlandstraße seit Jahren von der Politik nicht vorangetrieben und die Kita im Bonhoefferhaus geschlossen worden. Ein Neubau sei zwar begrüßenswert, löse aber nicht die derzeitigen Platzprobleme, weil das Projekt Jahre brauchen werde, bis es fertig sei. Die SPD plant dennoch mit einem Neubau. „Hinderlich ist aber, dass eine finanzielle Förderung nur aufgrund von Ist-Zahlen erfolgt, ein Anstieg der benötigten Kita-Plätze in unserer Stadt aber abzusehen ist“, so Mörker.