Elmshorn/Itzehoe. Olga Z., 51, lag elf Tage tot in ihrer Wohnung. Sie habe sich ihre Verletzungen selbst zugefügt, sagt ihr Lebensgefährte Sergey P.

Es war eine Beziehung, die von Beginn an unter keinem guten Stern stand. Olga Z. und Sergey P. lernten sich in der Elmshorner Psychiatrie kennen. Beide Spätaussiedler, geschieden und alkoholkrank. Seit dem 3. Juni 2015 ist die Elmshornerin tot – und ihr Lebensgefährte muss sich derzeit wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor dem Landgericht Itzehoe verantworten.

Staatsanwältin Maxi Wantzen wirft dem 48-Jährigen vor, die drei Jahre ältere Frau in der gemeinsamen Wohnung am Schlurrehm im Streit mit einem Küchenmesser attackiert zu haben. Der Angeklagte wiederum gab vor Gericht an, seine Freundin habe sich selbst den tödlichen Stich in den Oberbauch versetzt und ihm verboten, einen Arzt zu rufen. Am nächsten Morgen sei die 51-Jährige tot gewesen – und er sei auf eine „Sauftour“ gegangen.

Die endete mit mehr als vier Promille im Klinikum Elmshorn. Dort versuchte Krankenschwester Maxi K., 46, von dem Patienten seine Adresse herauszubekommen. „Er sagte immer wieder, dass er bei Olga in Elmshorn wohne und sie gekillt sei“, so die Zeugin am Dienstag. Weil er hinzugefügt habe, dass Olga auch häufiger Patientin im Klinikum gewesen sei, habe sie mit den Suchbegriffen Olga und Elmshorn im System geforscht. Sie stieß auf Olga Z. und ließ sich den Nachnamen vom Angeklagten bestätigen. Dann informierte Maxi K. ihren Oberarzt, der die Polizei einschaltete. Auf diese Weise fanden die Beamten elf Tage nach ihrem Tod die Leiche von Olga Z.

Angeklagte soll Opfer früher misshandelt haben

Am Dienstag sagte Rechtsanwalt Andreas W. aus, der Betreuer der Verstorbenen. „Es war eine Liebesbeziehung, aber sie hatte auch Angst vor ihm.“ Mehrfach habe Olga Z. ihn zu Hilfe gerufen, weil es zu körperlichen Auseinandersetzungen mit dem Angeklagten kam. Strafanzeige habe sie nie erstatten wollen. „Seit Anfang 2015 wurden die Vorfälle seltener“, so W.

Die beiden Töchter der Toten bestätigten, dass ihre Mutter in der Vergangenheit mehrere Suizidversuche unternommen habe. „Aber sie hat es nie ernsthaft versucht, sondern wollte immer nur die Aufmerksamkeit auf sich lenken“, so Tochter Ludmila Z., 31, die auch Nebenklägerin ist.

Sie berichtete, dass es ständig Streit zwischen ihrer Mutter und Sergey P. gab und dieser sie häufig misshandelt habe. „Ich habe blaue Flecken bei ihr gesehen, auch Beulen am Kopf.“ Einmal sei Olga Z. barfuß und mit Kopfverletzungen zu ihrem geschiedenen Mann, dem Vater der beiden Schwestern, geflüchtet. „Sie traute sich nicht mehr nach Hause“, so Ludmila Z. Ihre Mutter habe sich von dem Angeklagten ausgenutzt gefühlt und ihn rauswerfen wollen. Dazu sei es jedoch nie gekommen. Die folgenschweren Streitigkeiten hätten sich stets unter Alkoholeinfluss entwickelt.

Schnittwunden am Oberschenkel

„Erst war sie lustig, dann fing sie an zu diskutieren, später wurde sie aggressiv“, beschrieb die zweite Tochter Marina R., 28, wie ihre Mutter auf Hochprozentiges reagierte. Zwischen ihr und Sergey P. sei ständig etwas gewesen. „Wenn ich bei ihr einen ordentlichen blauen Fleck gesehen habe, hat sie behauptet, sie sei gestürzt.“

Ihre Schwester Ludmila Z. berichtete von einem Vorfall vom 6. Januar 2015, bei dem ihre Mutter Schnittwunden am Oberschenkel aufwies. „Sie hat gesagt, er habe auf ihr Herz gezielt, sei aber abgerutscht“, so die Tochter. Auch Polizistin Christina K., 26, vernahm die Kammer zu diesem Vorfall. „Überall war Blut in der Wohnung, Frau Z. lag auf der Couch.“

Sie habe ihren Lebensgefährten als Täter benannt. Dieser sei im Schlafzimmer gewesen und habe stark blutende Schnittverletzungen aufgewiesen. Sie und ihr Kollege hätten ein Küchenmesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge sichergestellt. Das Messer, das für den tödlichen Stich am 3. Juni verwendet wurde, konnte auch sichergestellt werden. Spuren am Griff fanden sich keine. „Ich vermute“, so ein LKA-Sachverständiger, „dass er abgewischt worden ist.“