Elmshorn. CDU setzt auf Änderung des Naturschutzgesetzes und geschlossene Mülleimer. Beate Raudies, SPD, bittet Umweltminister um Hilfe.

So leicht lässt sich eine Saatkrähe nicht erschrecken. Diese Erfahrung musste die Stadtverwaltung in Elmshorn machen. Die hat schon einiges versucht, um die unter Naturschutz stehenden Vögel aus der Innenstadt zu vergrämen. Besonders zwischen März bis Juni, der Brutzeit, gehen im Rathaus in größerem Umfang Beschwerden von Anwohnern ein, die sich vom Lärm und Schmutz der kommunikativen Tiere belästigt fühlen.

Über Lautsprecher, die Anfang des Jahres an der Bismarckschule angebracht wurden, sollten Panikschreie von Artgenossen sowie Rufe von Greifvögeln die unliebsamen Rabenvögel verscheuchen. Auch mit Schreckschüssen und dem Entfernen leerer Nester rückte man den Saatkrähen, von denen es schon etwa 1000 Brutpaare in Elmshorn gibt, auf die Pelle. Doch keine Maßnahme war bislang von dauerhaftem Erfolg gekrönt. Nun nimmt auch die Politik den Kampf auf.

„Wir wollen eine Änderung des Naturschutzgesetzes“, sagt CDU-Fraktionschef Immo Neufeldt. Dieses besagt, dass Saatkrähen nicht getötet und ihre Brut- und Lebensstätten nicht zerstört werden dürfen. Er hofft dabei auf Hilfe von Landespolitikern und Städtebund. „Die Krähenplage ist nicht nur ein Problem in Elmshorn, sondern ein landesweites.“ Und schließlich würden auch bei landwirtschaftlichen Schäden einzelne Genehmigungen zum Abschuss von Saatkrähen erteilt, so Neufeldt. Ihm gehe es nicht zwangsläufig um den Abschuss. „Vielleicht bringt es aber was, wenn wir die Eier aus den Nestern nehmen“, sagt er. Im Fällen von Bäumen sieht er hingegen keine Lösung: „Die Stadt soll grün bleiben.“ Das Thema Krähenplage sei sogar schon in Bezug auf den Neubau des Rathauses thematisiert worden. So haben sich Politiker selbst schon die Frage gestellt, wie sich verhindern ließe, dass die schwarzen Vögel auch am neuen Standort wieder nisten.

Eine weitere Überlegung betrifft den Müll. Saatkrähen brüten bevorzugt dort, wo sich ihnen günstige Nahrungsangebote bieten. Und im Abfall finden sie davon reichlich. Neufeldt stellte aus diesem Grund in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für kommunale Dienstleister Alexander Rochlitz von der Firma EcoTec aus Kölln-Reisiek vor, der anhand eines im Sitzungssaal aufgestellten Papierkorbes mit solarbetriebener Abfallpresse die Vorteile dieses Systems darlegte. „So könnten den Krähen zum einen die Nahrungsgrundlage entzogen werden, zum anderen die Betriebsabläufe verbessert werden“, so Neufeldt.

Es handele sich dabei um ein geschlossenes System, das mit Füllstandsensoren ausgestattet sei und mit Effizienz, Sauberkeit und Hygiene viele Vorteile biete. Nun solle sich die Stadtreinigung mit dem System auseinandersetzen und ihre Einschätzung dazu abgeben. Wenn Menschen allerdings Essensreste achtlos wegwerfen oder vergessen, Mülltonnen zu schließen, bringe auch der Einsatz moderner Technik nichts. Man wolle alle Möglichkeiten prüfen, so Neufeldt. Denn die Krähenplage sei ein Thema, das die Elmshorner stark beschäftige.

Diese Erfahrung macht auch die SPD-Landtagsabgeordnete Beate Raudies: „Immer wieder sprechen mich Elmshorner Bürger auf die vielen Krähen an, die bevorzugt auf Bäumen rund um den Wochenmarkt, am Bahnhof und am Rathaus nisten“, sagt sie. Mit Kot und Lärm würden die Tiere dafür sorgen, dass einige Bürger die Innenstadt inzwischen mieden. Die bisherigen Versuche, die Tiere zu vergrämen, seien wenig erfolgreich gewesen. Immer wieder gebe es daher Forderungen, die Tiere zu töten oder gar Bäume zu fällen, auf denen sie nisten.

„Das sind für mich keine Lösungsansätze – zumal die Krähen zu den geschützten Arten zählen und dies rechtlich nicht zulässig ist“, sagt Raudies. „Es hat sich jedoch herausgestellt, dass den Vögeln mit herkömmlichen Methoden wie Schreckschüssen oder Vogelscheuchen nicht auf Dauer beizukommen ist.“

Deswegen habe sie sich kürzlich in einem Schreiben an Umweltminister Robert Habeck nach alternativen Methoden und neuesten Erkenntnissen erkundigt, wie Krähen verscheucht werden können: „Gibt es in anderen Städten Schleswig-Holsteins erfolgreiche Beispiele, die zeigen, wie die Krähenpopulation tier- und umweltverträglich einzudämmen ist, und lassen sich diese Projekte auch in Elmshorn realisieren?“ Die Landtagsabgeordnete will zu gegebener Zeit über die Antwort des Umweltministeriums informieren. Zu dem Thema sei bereits eine Veranstaltung in Planung.