Pinneberg. Umbau des DRK-Heims mit 1,9 Millionen Euro erheblich teurer als erwartet. Geplante Flüchtlingsunterkünfte wieder fraglich

Bislang kalkuliert Pinneberg mit 15 Flüchtlingen pro Woche. Diese neu zugewiesenen Asylbewerber unterzubringen ist schon jetzt eine riesige Herausforderung. Eine, die offenkundig noch wächst. Am Freitag bestätigte Rathaussprecher Marc Trampe steigende Zahlen. So seien für die kommende Woche 35 Menschen angekündigt, also mehr als doppelt so viele wie üblich. Zugleich brechen der Stadt fest eingeplante Flüchtlingsunterkünfte weg, weil Eigentümer der Gebäude Mietverträge mit abstrusen Klauseln vorlegen oder es sich gleich anders überlegen.

Am Donnerstagabend erreichte die örtliche Politik eine weitere Hiobsbotschaft: Der Umbau eines früheren DRK-Seniorenheims, das seit 2012 leer steht, soll erheblich teurer werden als gedacht. Von 1,9 Millionen Euro ist die Rede. Hinzu käme der Kaufpreis für den Bau am Pinneberger Stadtwald Fahlt, für den das Rote Kreuz 750.000 Euro verlangt. Wohl zu viel für die klamme Kreisstadt, die jeden Cent umdrehen muss. Geht es um die Unterbringung von Flüchtlingen steht Pinneberg vor dem Notstand.

Nötige Investitionen höher als erwartet

Noch im Oktober waren notwendige Investitionen in das Ex-Seniorenheim auf nur 450.000 Euro taxiert worden. Seinerzeit hatte die Politik den Ankauf des Gebäudes in letzter Minute gebremst – und einen umfassenden Fragenkatalog vorgelegt. Den hat jetzt der Kommunale Servicebetrieb der Stadt beantwortet. Und eine detaillierte Kostenschätzung vorgelegt, die 684.012 Euro an Baukosten veranschlagt. Plus 383.180 Euro für den Brandschutz, 413.712 Euro für die technische Gebäudeausrüstung sowie 183.498 Euro für Möbel und Ausstattungsgegenstände. Hinzu kämen Nebenkosten und Gestaltung der Außenanlagen. Silkata Sahin-Adu, Leiterin des Servicebetriebs, erklärt: „Wir haben alles aufgenommen, was zu einer sozial verträglichen Flüchtlingsunterkunft gehört.“

Marc Trampe, der sich neben seinem Job als Sprecher der Stadt seit Monaten um die Unterbringung von Asylbewerbern kümmert, macht aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Wir stoßen bei der dezentralen Unterbringung an unsere Grenzen“, sagt er. „Der Zustrom an Flüchtlingen wird auch im kommenden Jahr nicht abreißen“, so Trampe, der händeringend nach Mietwohnungen sucht, um nicht irgendwann Sporthallen sperren zu müssen. Benötigt die Stadt das DRK-Heim also unbedingt? „Ja, das ist so. Wir brauchen dieses Gebäude“, antwortet Trampe.

Die bereits von der Politik beschlossene Nutzung eines Hauses an der Prisdorfer Straße ist nach Abendblatt-Informationen derweil so gut wie vom Tisch. Eigentlich sollten in dem Gebäude etwa 20 Menschen ein Zuhause finden, doch der Vermieter soll fragwürdige Forderungen an die Stadt gestellt haben. Auch eine Gewerbeimmobilie an der Elmshorner Straße, in der unter anderem eine Tanzschule beheimatet ist, könnte für Asylbewerber umgebaut werden. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass es nach einem Insolvenzverfahren einen neuen Eigentümer gibt. Dabei soll es sich um britische Finanzinvestoren handeln, deren Zustimmung aussteht.

50 Flüchtlinge könnten im Verwaltungsgebäude leben

Etwas Entlastung könnte die Entscheidung bescheren, das ehemalige Verwaltungsgebäude des Amts Pinneberg-Land an der Elmshorner Straße anzumieten. Der Finanzausschuss segnete den Abschluss eines Mietvertrages ab. In der Immobilie an der Elmshorner Straße, die zuletzt als Ausweichquartier für die Rettungsleitstelle diente, können bis zu 50 Asylbewerber unterkommen. Wann der Bau genutzt werden kann, das konnte Trampe am Freitag noch nicht genau sagen. Wie schon im Fall des DRK-Heims gebe es einzelne Nachfragen von Nachbarn zu der geplanten Flüchtlingsunterkunft. „Jetzt, da wir den politischen Beschluss haben, werden wir die Anwohner informieren“, kündigt Trampe Offenheit an.

Eine Entscheidung, ob die Stadt dem DRK das Ex-Seniorenheim abkauft, soll im Dezember fallen. SPD-Fraktionschefin Angela Traboldt sprach am Freitag von „immensen Kosten“. Sie sei schockiert. Andreas Meyer (CDU) kann sich nicht vorstellen, dass seine Fraktion dem Ankauf zustimmt: „Für das Geld sollten wir lieber auf städtischen Grundstücken selbst bauen.“ Uwe Lange von den Bürgernahen wird deutlich; „Dafür kann niemand die Hand heben.“ Selbst Joachim Dreher (Grüne), dessen Fraktion die Umwandlung des DRK-Heims stets befürwortet hatte, ist skeptisch: „Sollten sich diese Kosten bestätigen, wäre das das Aus.“ Allerdings werde er die Berechnungen nochmals hinterfragen. Werner Mende (FDP) überraschen die Zahlen nicht: „Das Gebäude ist marode.“