Elmshorn. „Kräutermischung“ bringt vier Elmshorner Schüler in Klinik. Rektorin sucht nach Rädelsführer – Suchtberaterin warnt vor „Legal Highs“.

Nachdem mehrere Schüler der Elmshorner Anne-Frank-Gemeinschaftsschule nach dem Konsum von Rauschmitteln stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten, arbeitet die Schule den Vorfall auf. „Wir stehen in Kontakt mit den betroffenen Eltern und sind dabei, den Sachverhalt aufzuklären“, sagt Rektorin Maren Schramm. Sie kündigt schulrechtliche Konsequenzen an, die im Extremfall bis zum Verweis von der Einrichtung reichen könnten.

Laut Erkenntnissen der Schule haben sich am Dienstag mehrere Acht- und Neuntklässler außerhalb des Schulgeländes getroffen, um vor dem Unterricht eine noch unbekannte Substanz, möglicherweise eine sogenannte Kräutermischung, zu rauchen. Auf dem Weg zum Klassenraum sei dann eine Schülerin mit Kreislaufproblemen zusammengebrochen und ins Krankenhaus gebracht worden. In diesem Fall ging die Schule zunächst von einem normalen medizinischen Fall aus. Der Zusammenbruch ihrer Mitschülerin reichte offenkundig als Warnung nicht aus: Nach Schulende trafen sich den Angaben zufolge weitere Jugendliche an der Kleiststraße, um die Substanz zu probieren. Dabei brachen drei Schüler vor den Augen eines Anwohners zusammen und kamen ebenfalls in Krankenhäuser.

„Die Schülerschaft ist über den Vorfall zutiefst erschüttert“, sagt Maren Schramm. Der Konsum dieser Substanz habe innerhalb weniger Minuten zu schwersten Ausfallerscheinungen geführt, obwohl die Schüler offenbar nur ein bis zwei Züge genommen hätten. Laut der Schulleiterin sei auch ein Mädchen betroffen, die nicht probiert hätte, jedoch über Passivrauchen mit dem Stoff in Berührung kam. „Die haben extrem darauf reagiert.“

Nachdem in der Einrichtung am Mittwoch bekannt wurde, dass nun mehrere Schüler im Krankenhaus liegen, „haben wir einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen herstellen können“, sagt Schramm. Sie habe daraufhin mit mehreren Schülern über die Vorfälle gesprochen. „Wir haben Zeugenaussagen. Die Schüler haben erkannt, dass sie mit ihrem Leben gespielt haben. Das wird eine abschreckende Wirkung haben.“ Über mögliche Strafen müsse die jeweilige Klassenkonferenz entscheiden. Sollte ein Rädelsführer ermittelt werden können, sei ein Schulverweis denkbar.

Bereits Ende 2012 waren mehrere Schüler der Einrichtung mit Drogen in Schulnähe erwischt worden, auch damals waren Schulverweise die Folge. „Seitdem hatten wir Ruhe, was das Thema angeht“, sagt Schramm. Um Aufklärungsarbeit zu leisten, seien mit den Schülern diverse Präventionsprojekte gemacht und auch Erfolge erzielt worden: „Das Rauchen unter den Schülern ist rückläufig.“

Wie groß das Problem mit Kräutermischungen – auch „Legal Highs“ genannt – ist, kann Birgit Hadel, Suchttherapeutin bei der Diakonie in Elmshorn, nur schwer einschätzen. „Dass in den Schulen gekifft wird, ist ein offenes Geheminis. Die ,Legal Highs’ sind noch ein Dunkelfeld.“ Dass Schüler in dem Alter sehr neugierig sind und auch bewusst – gerade in der Gruppe – Grenzen überschreiten, sei normal. „Die ,Legal Highs’, die zum Teil im Internet frei verkäuflich sind ,,gehen in ihrer Wirkung in Richtung von Psychopharmaka“, sagt die Suchtexpertin. Dank des Internets und der Smartphones sei es heute viel einfacher als früher, an derartige Stoffe zu gelangen. Über deren Wirkung sei dringend weitere Aufklärungsarbeit zu leisten. Hadel: „Ich biete der betroffenen Schule an, in dieser Sache präventiv tätig zu werden.“