Schenefeld . VHH setzt weitere Busse mit elektrischem Antrieb in Hamburg ein. Allerdings endet das Projekt an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein.

In Hamburg ist die Richtung klar. Von 2020 an will der dortige Senat vom Diesel nichts mehr wissen. Dann sollen und dürfen dort nur noch Busse mit emissionsfreiem Antrieb über die Straßen rollen. „Das wird eine Zeitenwende“, sagt Martin Beckmann. Er ist Pressesprecher bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH), wo man bereits die Weichen stellt, um die Herausforderung meistern zu können. Denn bis dahin ist noch einiges zu tun.

Die Busbetriebshöfe müssen von der Werkstatt über die Infrastruktur bis hin zu den Fahrern auf die neue Technik eingestellt werden. Wobei nicht klar ist, ob Hamburgs Busse alle mit Strom oder, wie von der Hochbahn getestet, mit Wasserstoff betrieben werden. „Wir müssen die beste Lösung für die Metropolregion finden“, sagt Beckmann. Gesucht wird eine wirtschaftlich tragbare Lösung und ein Antrieb, der reibungslos funktioniert.

Die VHH setzt voll auf Strom und ist mit den bisherigen Erfahrungen ihres ersten E-Busses sehr zufrieden. Seit einem Jahr bahnt sich die E-Ziege, so nennt sich der kleine Bus in Blankenese, den Weg durch die engen Gassen des Treppenviertels. „Wir haben nicht mehr Ausfallzeiten als bei den Dieselfahrzeugen, und von den Fahrgästen und der Belegschaft wird der E-Bus gut angenommen“, sagt Beckmann. Deshalb investiert die VHH in ein weiteres, etwas modifiziertes Fahrzeug. So wurde Kundenwünschen nach Barrierefreiheit und Sitzgelegenheiten bei der neuen E-Ziege entsprochen.

E-Busse sind wesentlich sparsamer im Verbrauch

Zu den genauen Kosten will sich Beckmann nicht äußern, nur so viel: Die E-Bergziege kostet in der Anschaffung knapp 50 Prozent mehr als ein vergleichbarer Dieselbus. Die sind ab 340.000 Euro zu haben. Der E-Bus sei aber wesentlich sparsamer im Verbrauch und deutlich kostengünstiger in Unterhalt und Wartung, so Beckmann. „Wir gehen über die Lebensdauer von einem wirtschaftlichem Betrieb aus.“ Die VHH plant langfristig, die Linie 48 durch Blankenese komplett stromfrei zu betreiben. Dies und die Strom-Pläne auf der Buslinie 3 von Schenefeld bis Hamburg-Tiefstack sorgen für Veränderungen auf dem Schenefelder Busbetriebshof. Dort müssen Anfang kommenden Jahres E-Tankstellen gebaut werden, in Schenefeld erfolgt später auch die Wartung der Fahrzeuge.

Allerdings ist das der bislang einzige Berührungspunkt der „sauberen“ Busse mit dem Kreisgebiet Pinneberg. Denn obwohl vom kommenden Jahr an reguläre Gelenkbusse auf der Linie 3 im Einsatz seien werden, steuern sie nicht wie üblich über die Landesgrenze hinaus bis Schenefelder Platz. Die E-Busse werden in Hamburg-Bahrenfeld stoppen. Dort wird die Haltestelle Stadionstraße umgebaut und eine Stromtankstelle stehen. Es wird die Endhaltestelle für die E-Busse der Linie 3, die dort drehen und gen Tiefstack fahren. Schenefeld wird abgehängt – zumindest was die „sauberen“ Busse angeht.

Überhaupt hat die VHH angesichts der klaren Hamburger Ansage auch vorerst nur die Hansestadt im Blick, wenn es um den Einsatz der Busse unter Strom geht. Denn aus dem Kreis Pinneberg gibt es keine solchen Forderungen nach emissionsfreien Bussen – nur den generellen Wunsch, wenn es wirtschaftlich darstellbar sei, auch hier umzusatteln. Dass ist allerdings Zukunftsmusik.

VHH rechnet mit Übergangszeit von zwölf Jahren

„Letztlich wird auch das Umland von dem Hamburger Vorstoß profitieren“, verspricht Beckmann. Die Frage ist, wann dieses „letztlich“ sein wird. Wenn die VHH von 2020 an nur noch „saubere“ Busse einkauft, rechnet das Unternehmen mit einer Übergangszeit von etwa zwölf Jahren, bis die Flotte von 535 Bussen – Tendenz steigend – durchgetauscht ist. Etwa 45 neue Fahrzeuge schafft die VHH pro Jahr an. Die VHH-Busse sind zu etwa 60 Prozent auf Hamburger Stadtgebiet und zu 40 Prozent im Umland, also auch im Kreis Pinneberg, unterwegs.

Drohen dem Kreis Pinneberg zwölf Jahre, in denen die alten Dieselwagen hier unterwegs sind, während in Hamburg saubere Luft herrscht? Es werde davon ausgegangen, dass die emissionsfreien Busse sicherlich schwerpunktmäßig in Hamburg verkehren, aber auch im Kreis Pinneberg eingesetzt werden, erklärt Oliver Carstens als Sprecher des Kreises. Landrat Oliver Stolz scheint das Thema aber zu elek-trisieren. Er sagt auf Nachfrage: „Unser großer Nachbar Hamburg schreitet mit gutem Beispiel voran. Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Kreispolitik das Ziel der Förderung von E-Mobilität im ÖPNV weiter forciert.“

Ein erster Versuch der kreiseigenen Verkehrsgesellschaft (KViP), deren Busse vor allem im Raum Uetersen und Elmshorn unterwegs sind, war aber weniger elektrisierend. Nach einer zweijährigen Testphase war der E-Bus hier in den Regelbetrieb gegangen. Theoretisch. Praktisch fuhr er nur eine Woche lang. Nun sollen die technischen Probleme aber behoben sein.