Dem Kreis Pinneberg gehört nun 75,1 Prozent an der KViP, weitere Anteile sollen folgen. Unsicher ist dagegen die Zukunft des Geschäftsführers der Busgesellschaft

Kreis Pinneberg.Der Kreis Pinneberg erhöht seinen Anteil an der Kreisverkehrsgesellschaft KViP, die mit 30 Linienbussen den Nahverkehr im Kreis sicherstellt. Für 118.000 Euro kauft der Kreis vom Mitgesellschafter VHH (Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein) 23,1 Prozent der Anteile zurück und verfügt dann über 75,1 Prozent der Anteile an der KViP. In vier Jahren kann der Kreis die restlichen 24,9 Prozent übernehmen, die die VHH noch hält. Dafür ist bereits jetzt ein Kaufpreis von 127.000 Euro vereinbart worden. Im Gegenzug verkauft wiederum die KViP ihre Anteile von 5,81 Prozent an der VHH, wofür der Kreis 382.000 Euro erhält. Käufer ist eine neue Beteiligungsgesellschaft, an der die vier Kreise Stormarn, Segeberg, Herzogtum Lauenburg und Pinneberg zu gleichen Teilen beteiligt sind. Somit kostet die Teilhabe den Kreis 95.500 Euro.

Hauptgrund für diese Transaktion ist ein lukratives Aktienpaket, das der Kreis Pinneberg am Netzbetreiber Hansewerk in Quickborn, früher E.on-Hanse, besitzt. Diesen Anteil von 2,1 Prozent hatte der Kreis 1999 aus steuerlichen Gründen an die KViP übertragen. Denn er nimmt mit dem Aktienpaket jedes Jahr etwa zwei Millionen Euro an Dividende ein. Als Kreis müsste er davon jährlich etwa eine halbe Million Euro an Kapitalertrags- und Körperschaftssteuer ans Finanzamt abführen. Die KViP dagegen kann ihre Verluste gegenrechnen – und machte so 2014 einen Überschuss von 400.000 Euro.

Zugriff auf das Aktienvermögen, das inzwischen 30 Millionen Euro wert sein soll, hätte ohnehin nur der Kreis Pinneberg und nicht die VHH gehabt, betont KViP-Aufsichtsratschef Hans-Werner Quast. „Die Verträge sind da eindeutig." Gleichwohl seien sie nun modifiziert worden. „Mit dem 75,1-Prozent-Anteil ist nun ein für allemal geregelt, wer der wirtschaftliche Eigentümer dieser Busgesellschaft ist“, erklärt Quast. Die Finanzverwaltung hätte dies zuvor als nicht eindeutig eingeschätzt.

Der Aktienwert, den der VHH-Anteil ausmacht und den die KViP nun veräußert, sei von einem Wirtschaftsprüfer bewertet worden, sagt Quast. Der Buchwert habe 360.000 Euro betragen, sodass die KViP noch einen Bilanzgewinn von 22.000 Euro erzielt.

Auch bei der Geschäftsführung ist die KViP mit der etwa 20-mal so großen VHH eng verwoben. So führt diese seit Juli 2014 der VHH-Geschäftsführer Thomas Becker im Nebenamt. Einmal die Woche muss Becker vertraglich im KViP-Betriebshof in Uetersen sein. Dadurch spare der Kreis „mehr als 50.000 Euro im Jahr“, als wenn er die Geschäftsführung wieder hauptamtlich vergeben hätte, sagt Quast. Nun zeichnet sich ab, dass Becker Ende Juni nächsten Jahres nach fünf Jahren bei der VHH ausscheidet. Sollte dies geschehen, könnte er auch nicht mehr KViP-Geschäftsführer sein. „Das ist miteinander gekoppelt“, erklärt Quast.

Sein Vertrag bei der KViP läuft auch im Juni 2016 aus. An eine hauptamtliche Beschäftigung von Becker sei nicht zu denken, so Quast. Sein Gehalt bei der VHH sei „deutlich im sechsstelligen Bereich.“ Das könne sich die KViP nicht leisten. Der Hamburger Senat veröffentlichte 2015 die Gehälter in öffentlichen Unternehmen. Demnach verdient der VHH-Geschäftsführer 120.000 Euro im Jahr.

Dass Becker bei der VHH ausscheiden soll, habe „Hamburg-interne Gründe“, sagt Quast. Es stehe aber noch nicht fest, sagt er, der auch dem Aufsichtsrat der VHH angehört. So soll mit Becker erst gesprochen werden, habe der Aufsichtsrat entschieden, was bisher nicht geschehen sei. „Bei der KViP hat Becker einen wirklich guten Job gemacht. Sie steht so gut wie lange nicht da.“

Auch Landrat Oliver Stolz lobt: „Wir sind sehr zufrieden mit ihm.“ Betriebsleiter Jens-Uwe Früchtenicht sagt: „Das Fahrpersonal hat bei ihm einen hohen Stellenwert.“ Doch es gab nicht nur Lob. Amtsvorgänger Hans-Jürgen Lamla etwa beschwerte sich, dass Becker ihn trotz anderer Absprachen von heute auf morgen vor die Tür gesetzt habe.