Pinneberg. In Pinneberg entstehen 250 Wohnungen, der benachbarte Jugendtreff „Komet“ ist allerdings schon jetzt regelmäßig überfüllt.

Warm und stickig ist es. Und laut. Kein Wunder. Mit dem Beginn der dunklen Jahreszeit verlagert sich das Geschehen im Pinneberger Jugendzentrum „Komet“ nach drinnen. Und da ist nicht viel Platz. Auf knapp 100 Quadratmetern wird gespielt, gekocht, gelacht und auch mal getröstet. Bis zu 45 Kinder drängen sich in dem aus sieben Baucontainern zusammengeschusterten Ensemble. Nicht gerade optimale Bedingungen für die Beratung von Eltern. Einzelgespräche, die in der offenen Jugendarbeit eine wichtige Rolle spielen, werden in einer plüschigen, nur mittels Regal abgetrennten Sitzecke geführt. Eltern machen jetzt mobil. Sie weisen auf die akute Not hin. Und darauf, dass in unmittelbarer Nähe ein neuer Stadtteil mit 250 Wohneinheiten entsteht, der die Situation noch verschärfen werde. Sie richten sich mit einem Appell an die Stadt, fordern mehr Platz für ihre Kinder.

„Hier wird großartige Arbeit geleistet, jedem wird ein offenes Ohr geschenkt“, sagt die zweifache Mutter Bettina Springler. Ihr zwölfjähriger Sohn genieße die Atmosphäre. Trotz der Enge. „Aber Kinder benötigen Platz“, sagt sie. Im Winter sei der Stressfaktor immens hoch. Springler sammelt Unterschriften für eine Erweiterung des Jugendzentrums, das aus allen Nähten platzt. Als Bürgermeisterin Urte Steinberg im Sommer vorbeischaute, nutzte die Mutter die Chance zum Gespräch. Zusagen für einen Ausbau des Jugendzentrums habe es nicht gegeben. „Es wird so viel Geld verplempert, aber für unsere Kinder ist keines da“, sagt auch Nina Starck, deren Söhne ebenfalls im „Komet“ anzutreffen sind.

„Komet“ war als Provisorium geplant

Saim Cetinkaya, den Kinder und Eltern nur „Kasi“ nennen, erinnert sich gut an die Anfänge vor 17 Jahren. Der „Komet“ sei eigentlich zunächst nur als Provisorium geplant gewesen. Eines, mit dem die Stadt auf wachsende Probleme im Süden der Kreisstadt reagiert habe. Von einem sozialen Brennpunkt ist heute nicht mehr die Rede. Die offene Jugendarbeit federt vieles ab. „Natürlich ist es hier mächtig eng“, bestätigt Cetinkaya. Eigentlich müsste er einen Aufnahmestopp verhängen, doch das passt nicht zum Konzept. „Ich kann hier kein Kind aussperren.“

Im Sommer ist die Enge kein Problem. Das 3000 Quadratmeter große Außengelände nebst Bolzplatz bietet optimale Bedingungen für offene Jugendarbeit. Das „Komet“-Team kann während der Ferien sogar eine zweiwöchige Stadtranderholung anbieten. „Wir fühlen uns an diesem Standort grundsätzlich wohl“, bestätigt Cetinkaya, der während der warmen Monate mit seinen Schützlingen gärtnern, grillen und kicken kann. Dass er sich seit Jahren ein richtiges Haus wünscht, ist aber kein Geheimnis. Ihm ist bewusst, dass die hochverschuldete Stadt kein Geld hat. Cetinkaya hofft auf Ideen, auf Kreativität. Womöglich sei ein Sponsorenmodell denkbar.

250 Wohneinheiten sollen hier entstehen

Ab und zu ein Sportler, der das Vereinsheim des SC Pinneberg ansteuert, zuweilen ein Kleingärtner, der seine Hütte im Hasenmoor hat: Die Straße An der Raa war in den vergangenen Jahren ein ziemlich ruhiges Pflaster. Doch diese Zeiten sind vorbei. Laster donnern am „Komet“ vorbei. Nur wenige Meter vom Jugendzentrum entfernt wird gebaut. Es entsteht ein neuer Stadtteil mit 250 Wohneinheiten. Viel Platz für Familien mit Kindern, die für den Jugendtreff zum Klientel werden könnten. Vater Lars Kampa bedauert, dass die Investoren, die auf dem Gelände der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne Wohnhäuser hochziehen, nicht in die Pflicht genommen wurden. Im benachbarten Rosenfeld sei auf diesem Wege schließlich auch eine Kita entstanden.

In einem kleinen Raum sitzen 16 Kinder vor der Playstation. Für Saim Cetinkaya ist das Alltag. Mutter Nina Starck staunt über so viel Gelassenheit: „Ich finde es mit drei Kindern zu Hause schon anstrengend“, sagt sie. Der Stadt müsse daran gelegen sein, die Bedingungen für die Erzieher zu verbessern. Offene Jugendarbeit in alten Containern – das sei nicht zeitgemäß.