In unserer Sommerserie stellen wir Landgasthöfe vor, zu denen ein Ausflug lohnt. Heute: Das Landhaus Haselau in der Haseldorfer Marsch.

Es ist noch nicht mal zwölf Uhr mittags, da betreten bereits die ersten hungrigen Gäste das Landgasthaus Haselau im gleichnamigen Örtchen in der Haseldorfer Marsch. Sofort werden sie mit einem herzlichen Lächeln von Julie Klein und Jana Timm begrüßt. Zuvor haben die Servicedamen die Tische eingedeckt, eine Tätigkeit, die beide ebenso schätzen wie den Kontakt zu den Gästen, denen sie das aktuelle Tagesmenü gleich mündlich vorstellen. Heute gibt es typisch Norddeutsches: Birnen, Bohnen und Speck. Wenig später sind bereits viele Plätze in der Stube besetzt, die Mitarbeiterinnen huschen von Tisch zu Tisch und nehmen Bestellungen auf. Inhaberin Saskia Linau wundert sich nicht über ihre frühen Gäste: „Es ist ja jetzt Mittag. Hier war das schon immer so, Punkt zwölf wird gegessen.“ Solche Gepflogenheiten haben eben auf dem Land überdauert.

Das Landhaus Haselau in Haselau. Im Hintergrund die Heilig-Dreikönigskirche
Das Landhaus Haselau in Haselau. Im Hintergrund die Heilig-Dreikönigskirche © HA / KlausBodig | Klaus Bodig

W ährend drinnen der Lärmpegel ansteigt, ist es draußen vor allem eines: ruhig. Idyllisch liegt das reetgedeckte Gebäude des Restaurants eingebettet inmitten eines Gebäudeensembles gleich neben der Heilig-Dreikönigskirche, die die älteste Glocke des Kreises Pinneberg beherbergt. Vieles hier ist alt und liebevoll restauriert. Wie wichtig Traditionen sind, schlägt sich auch auf der Speisekarte nieder. „Dat hebbt wi hüüt“ – das haben wir heute, steht dort, die Salate finden sich unter der Überschrift „Wat Gesunnes“ und die Kindergerichte unter „För den lütten Hunger und för Kinner“. Jan Linau, Inhaber und Küchenchef, hat das Restaurant 2012 von seinen Eltern übernommen. Sein Vater Otto Linau habe mit vielen Gästen noch Plattdeutsch gesprochen, sagt er. Auch heute bestellen viele noch auf diese Weise.

Landhaus ist seit 300 Jahren im Familienbesitz

Das sollten sich Besucher nicht entgehen lassen

Pferdenarren: Die reetgedeckte Hengststation ist heute die älteste in Schleswig-Holstein und besteht seit 1906. Das Gebäude kann man sich auch von innen ansehen, es liegt auf dem Gelände des Landgasthofs und sogar die Wetterfahne auf dem Dach hat die Form eines Pferdes. Auch heute noch werden von der Besitzerfamilie Pferde gezüchtet.

Fahrradfahrer: Körperliche Ertüchtigung mit optionaler Unterstützung – wer noch kein E-Bike ausprobiert hat, kann sich direkt vor Ort im Haselauer Landhaus eines leihen und damit einfach nur entspannt die Haseldorfer Marsch erkunden. Die Miete beträgt 18 Euro pro Tag.

Kirchgänger: Die spätromanische Heilig-Dreikönigkirche, die nicht nur in der Ortsmitte, sondern auch direkt neben dem Landhaus liegt, stammt aus dem Jahre 1251. Sie beherbergt die älteste Kirchenglocke im südlichen Schleswig-Holstein, eine kleine Stundenglocke in langgezogener Zuckerhutform. Sie läutete bereits zu Sturmfluten und Pestepidemien. Von dieser speziellen Form gibt es nur noch wenige Exemplare in Deutschland, dieses wird noch täglich zu jeder halben und vollen Stunde geläutet. Außerdem gehört zur Kirche ein kleiner Friedhof mit der ältesten Grabplatte des Kreises Pinneberg.

Museumsbesucher: Die „Historische Sammlung Haselau“ zeigt historische Gegenstände wie Handwerksgeräte, landwirtschaftliches Gerät und Haushaltsgegenstände. Ziel ist es, zu vermitteln, wie schwer das Leben früherer Generationen war. Die Sammlung verteilt sich auf zwei Gebäude: das ehemaligen Spritzenhaus der Feuerwehr in der Haseldorfer Chaussee 50 und die schräg gegenüberliegende „Durchfahrt Wüstenberg“, ein ehemaliges Stallgebäude. Öffnungszeiten: von Mai bis Oktober jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung unter Telefon 04129/468. Der Eintritt ist kostenlos. Weitere informationen unter www.historische- sammlung.de

Kinder: Die Freizeitanlage Deekenhörn in der Deichstraße im Haselauer Stadtteil Hohenhorst liegt auf einem früheren Hafengelände und war Teil des ehemaligen Elbdeiches. Sie liegt an zwei Teichen und bietet Spielgeräte für Kinder, eine Bahn zum Boulespielen und eine Torwand, Bänke und Tische. Als Regenschutz steht im Sommer ein offenes Zelt zur Verfügung. Die Anlage kann tageweise gemietet werden. Anfragen unter Telefon 04129/979 90.

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Mit dem Betrieb hat das Besitzerehepaar auch die Geschichte geerbt, und die ist lang. Über 300 Jahre ist die Gaststätte nun schon im Familienbesitz. An der Wand der Gaststube hängt eine Fotografie: Das Porträt von Linaus Großvater Hermann wacht noch heute über die Gaststätte. „Das hängt da, solange ich denken kann“, sagt Jan Linau. „Tradition ist wichtig und passt zu uns.“ Das Einzugsgebiet erstrecke sich vor allem Richtung Wedel, Uetersen und das Hamburger Randgebiet. „Unsere Gäste finden Traditionelles ganz schön, nur alt allein darf es nicht sein.“ Er wolle nicht nur Gastwirtschaft betreiben, sondern auch immer etwas Neues anstoßen, sich selbst verändern. „Man muss sich immer ein bisschen abheben von anderen“, so Linau. So finden sich auf dem kulinarischen Kalender sowohl überlieferte Rezepte und Saisonales – Pilzwochen, Wildwochen, Grünkohl- und Schwarzsauer-Essen – als auch Neues und Internationales wie das mediterrane Buffet, brasilianisches Rodizio und „Gamba Zamba“. Für dieses Event im Sommer war der Andrang so groß, dass die Gäste sich sogar auf dem Rasen vor dem Lokal niederließen.

Blick in das Restaurant vom Landhaus Haselau
Blick in das Restaurant vom Landhaus Haselau © HA / KlausBodig | Klaus Bodig

Die Öffnung für neue Ideen war kein Umbruch, sondern ein längerer Prozess. Bereits vor dem Wechsel im Haselauer Landhaus 2012 hätten beide Generationen Hand in Hand gearbeitet, sagt Saskia Linau. Den Landgasthof lernte sie schon als Schülerin kennen – als Aushilfe im Service in den Sommerferien. „Das hat mir einfach Spaß gemacht, es ist ja auch was Schönes, mit Menschen umzugehen.“ Die gelernte Bankkauffrau kann ihre Kenntnisse heute bei ihrer verwalterischen Arbeit einbringen, in den Service ist sie „einfach so reingerutscht“, sagt sie, die ein oder andere Fortbildung kam dazu. Wenn sie im Frühstücksdienst für das angeschlossene Drei-Sterne-Hotel mit den zwölf Zimmern tätig ist, muss sie um kurz nach vier aufstehen. Dafür ist sie mittags zu Hause, wenn ihre Kinder aus der Schule kommen.

„Schön wäre es, wenn einer weitermacht“

Ihr Mann kennt aus eigener Erfahrung die Vor- und Nachteile für Eltern und Kinder, die sich aus dem Gastronomiebetrieb ergeben. „Es ist anders, als wenn man in einer normalen Familie aufwächst“, erzählt er. Mama und Papa seien zwar immer da, die Zeit aber sei begrenzt. Dafür könnten die Kinder aktuelle Probleme immer gleich abladen. Dass sie mittags im Restaurant ihr Menü von der Speisekarte aussuchen könnten, sähen sie nicht als Privileg an. „Wenn man etwas immer haben kann, ist es nichts Besonderes mehr“, so Saskia Linau. Ihr Mann packte schon als Kind mit im Landgasthaus an, empfand das aber nicht als Belastung, sondern wuchs so ganz natürlich in seine Aufgaben hinein. Seine Kinder setzen diese Tradition fort und helfen beim Tresengeschäft, dem Frühstücksdienst und Abwasch mit. Ob sie den Betrieb einmal übernehmen werden, steht aber noch in den Sternen. „Schön wäre es ja, wenn einer weitermacht“, sagt Linau dazu, aber man wisse ja nicht, wie die Branche sich weiterentwickele.

So kommen Sie hin

Adresse: Haselauer Landhaus, Dorfstraße 10, 25489 Haselau, Telefon 04122/9 87 10, Fax 04122/98 71 97, www.haselauer-landhaus.de

Öffnungszeiten: Die Küche hat von Donnerstag bis Dienstag ab 12 Uhr durchgehend geöffnet, Mittwoch ist Ruhetag. Das angeschlossene Hotel ist ganzjährig geöffnet.

Mit dem Auto: Über die Autobahn A 23 an der Ausfahrt Pinneberg-Mitte abfahren, Richtung Pinneberg halten. Nach 0,3 km rechts auf die Hauptstraße, nach 3 km wieder rechts ab und auf der Mühlenstraße bleiben. Nach 8,5 km links auf Wedeler Chaussee. Letzter Abzweig nach 2,6 km rechts auf Hauptstraße. Dem Straßenverlauf 3,4 km folgen bis Dorfstraße. Parkplätze finden sich auf dem Gelände.

Mit Bus und Bahn: Ab Hauptbahnhof Hamburg fährt die S-Bahn Linie 1 Richtung Wedel. Von dort mit dem Bus 589 Richtung Uetersen, Buttermarkt oder Uetersen, Seminarstraße fahren. Haltestelle Haselau aussteigen. Bis zum Ziel sind es dann noch rund fünf Gehminuten.

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Nicht nur in dieser Hinsicht gebe es Veränderungen, die Menschen hätten ihre sozialen Aktivitäten ebenso verändert. „Früher waren die Skatspieler da und abends saßen die Leute am Tresen. “ Menschliche Unikate in Kombination mit Alkohol führten zu kuriosen Vorfällen wie diesem: Bei einer Feier im großen Saal wurde spätabends ein Gast vermisst. Als Linaus Vater zum Getränkeholen in den Gewölbekeller ging, fand er den Vermissten dort an der Wand, wo er schon einige Zeit gelehnt haben musste. Auf die Nachfrage, was er denn dort mache, erklärte der Mann, er warte auf die U-Bahn. „Die anderen Gäste haben sich natürlich halb totgelacht“, erzählt der Chef.

Heute sei positiv, dass der Alkoholkonsum wie das Rauchen deutlich zurückgegangen seien. So könnten seine Gäste und er in der Gaststube endlich wieder tief durchatmen.

Empfehlung der Küche: Birnen, Bohnen und Speck

Zutaten für vier Personen: 1,5 Kilogramm Brechbohnen, 1 Kilogramm kleine, möglichst feste Birnen (keine Kochbirnen, da diese nicht die Süße entwickeln), 750 Gramm durchwachsener Speck, Bohnenkraut, frische Petersilie. Für die Beilage eignen sich am besten festkochende Kartoffeln.

Planen Sie Vorbereitungszeit ein, denn der Speck soll als Erstes eineinhalb Stunden in einem Topf mit Wasser garen. Dann die Bohnen putzen und in mittelgroße Stücke schneiden. Die gewaschenen Birnen halbieren und das Kerngehäuse entfernen.

Birnen, Bohnen und Speck im Landhaus Haselau
Birnen, Bohnen und Speck im Landhaus Haselau © HA / KlausBodig | Klaus Bodig

Nun die Bohnen, das Bohnenkraut und die Birnen mit dem Speck zusammen garen. Alternativ etwas Fond aus dem Topf mit dem Speck nehmen und mit Bohnen, Birnen und Bohnenkraut extra dünsten.

Den fertigen Speck in Stücke schneiden. Die Bohnen und die Birnen aus dem Topf nehmen und warmstellen, das Bohnenkraut entfernen. Die Flüssigkeit mit etwas Stärke binden und dann mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Alles zusammen auf einem Teller anrichten und mit Petersilie bestreuen. Dazu werden Salzkartoffeln gereicht. Zu diesem typisch norddeutschen Gericht empfiehlt der Küchenchef ein kühles Pils.

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