Schenefeld. Aus für das geplante Gästehaus auf dem Forschungsgelände. Stadt will den Traum vom Science-Center aber noch nicht aufgeben.

Gleich zum Start der Woche ereilte Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof eine Nachricht, die ihr gar nicht schmeckte. Die Verhandlungen zwischen European XFEL und dem Bauunternehmer Terrabaltic sind gescheitert und damit der Traum vom Gästehaus samt Kantine in unmittelbarer Nachbarschaft zum Forschungsareal an der Schenefelder Straße Holzkoppel geplatzt. Somit rückt das Projekt, von dem sich die Rathauschefin und die Politiker positive Effekte für die Stadt versprachen, in weite Ferne – wieder einmal.

Denn das einst auf dem XFEL-Gelände geplante Gästehaus sowie die Kantine standen bereits vor dem Aus. Diese Gebäude mussten aus Kostengründen aus dem eine Milliarde Euro umfassenden Bauprojekt gestrichen werden, das mithilfe von Zuschüssen internationaler Partner aus elf Ländern gestemmt wird. Auch das darin einst geplante Besucherzentrum fiel diesem Spardiktat zum Opfer. Um dessen Realisierung wird jedoch weiter gerungen.

In Sachen Gästehaus wurde mit etwas Beihilfe der Bürgermeisterin eine Verwirklichungs-Allianz zwischen XFEL und dem Schenefelder Unternehmer geschmiedet, die Hoffnung machte. Jetzt sieht es wieder düster aus. Dabei standen die Zeichen noch vor einigen Wochen auf Verwirklichung. Die Verhandlungen über das gemeinsame Gästehaus-Projekt waren immerhin soweit gediehen, dass es den Kommunalpolitikern öffentlich präsentiert wurde.

Geplant war auf dem rund 2000 Quadratmeter großen Grundstück direkt neben dem XFEL-Areal an der Holzkoppel ein bis zu fünfstöckiges Gebäude. 50 Appartements sollten den erwarteten Forschern aus aller Welt eine Herberge geben. Zudem war hier eine Kantine vorgesehen, die etwa 350 Personen hätte versorgen können. Herberge und Kantine hätten auch Besuchern außerhalb des XFEL-Forschungsbetriebs offengestanden.

Die Kommunalpolitiker machten den Weg für das Projekt frei, stimmten für eine nötige Änderung des Bebauungsplans, die nun nicht mehr nötig ist. „Wir werden das Projekt nicht gemeinsam realisieren“, macht XFEL-Pressesprecher Bernd Ebeling am Dienstag klar. In den weiteren Verhandlungen zwischen European XFEL und dem Unternehmen Terrabaltic, dessen Inhaber auch Besitzer des 2000 Quadratmeter großen Grundstücks ist, wäre keine Einigung über die gemeinsame Zusammenarbeit erzielt worden. Mehr will er zu den Gründen, an denen die Verhandlungen scheiterten, nicht sagen. Ob es am Ende an der Finanzierung, dem Betrieb oder unterschiedlichen Erwartungshaltungen haperte, bleibt damit unklar. Klar ist, dass es auch keine weiteren Gespräche und Verhandlungen mit Terrabaltic geben wird.

„Es ist sehr schade, dass die Akteure nicht zusammengefunden haben. Ich bedauere das sehr“, sagt Bürgermeisterin Küchenhof auf Abendblatt-Nachfrage. Es sei vor allem deshalb auch so bedauerlich, weil das geplante Gästehaus samt Kantine eine Verknüpfung zwischen Forschungseinrichtung und Stadt gewesen wäre. Genau um diese Verknüpfung und die damit erhofften positiven Effekte für den Standort, darum ringen die Schenefelder schon länger. Bislang ohne Erfolg.

Küchenhof will sich nicht geschlagen geben. Sie hofft auf eine Lösung fürs Gästehausproblem, entweder doch auf dem Gelände des XFEL-Areals – was laut Ebeling nun noch einmal geprüft werde – oder in der Nachbarschaft. So ist die Stadt selbst gerade Eigentümer einer drei Hektar großen Gewerbefläche am angrenzenden Osterbrooksweg geworden. Ob sich dort eine Fläche für ein Gästehaus abzweigen lässt, müsse man politisch diskutieren, so die Rathauschefin. XFEL-Pressesprecher Ebeling lässt keinen Zweifel daran, dass der Bedarf spätestens mit Inbetriebnahme der Forschungsanlage ab 2017 da sei. „Wir werden nach Alternativen suchen“, verspricht Ebeling. Allerdings stehe man wieder ganz am Anfang.

Anders sieht es beim Besucherzentrum aus. In diesem Punkt geht es einen Schritt voran. Nachdem eine Machbarkeitsstudie dem Projekt eine Realisierungschance und den nötigen Bedarf auswies, kommt das Thema nun auf die Tagesordnung in Hamburg und Kiel. Bei der nächsten gemeinsamen Sitzung der Landesregierungen soll über die Zukunft des Besucherzentrums entschieden werden.