Wedel. Bernd Lafrenz zeigt beim 22. Kleinkunstfestival auf der Wedeler „Batavia“ die Metamorphose eines Dramas zur Komödie.

Ein Mann wie Donner und Blitz: So plötzlich und rasant wie ein Gewitter wechselt er Kostüme, Szenen und Ebenen. Bernd Lafrenz, der am Sonnabend auf dem Theaterschiff „Batavia“ sein rasantes Ein-Mann-Stück Macbeth spielte, lacht, reitet, flirtet und mordet, dass einem schwindelig werden kann. „Da hinten bewegt sich was, das ist der Künstler, der es nicht erwarten kann“, kündigt Hannes Grabau, Besitzer des Theaterschiffs, den Darsteller an. „Er scharrt schon mit den Hufen.“ Wenig später steht Lafrenz auf der Bühne.

Er schlüpft abwechselnd in die Rollen von Elvira, Olga und Hermine. Die drei Hexen haben so seltsame Hobbys wie Gedärme wickeln und Schweine würgen und sagen dem Feldherrn Macbeth eine Karriere als König voraus. Zwar erwähnt Shakespeare in seiner Version weder Namen noch Vorlieben der Hexen, doch Lafrenz setzt mit seiner Bearbeitung völlig andere und vor allem komische und aberwitzige Akzente. Unter Einsatz von Mimik, Gestik und Sprache verleiht er jeder Figur ihren eigenen Stil. So sind sie oft schon an körperlichen Besonderheiten wie zusammengekniffenen Augen, einem vorgeschobenen Kiefer oder an verschiedenen Dialekten zu erkennen. Das ist wichtig, denn Verwechslungen sind programmiert. Nicht immer ist sofort klar, auf welcher Ebene, welcher Rolle sich der Darsteller gerade befindet. Der sich kurz darauf einstellende Aha-Effekt ist allerdings beabsichtigt.

Lafrenz braucht nicht viel, um seinen Figuren Charakter und das pralle Leben einzuhauchen. Sein Kostüm ist wandelbar und als Umhang, Kopfputz und Schürze im Einsatz. Zudem spielt das Stück auf mehreren Ebenen, die fließend ineinander übergehen. Da verwundert es kaum, dass auch die Zeiten miteinander verwoben sind. Symbole der Gegenwart wie Smartphone und Nagellack werden mühelos eingebaut und sorgen prompt für Lacher.

Besondere Liebe zum Detail steckt in den Frauenfiguren. Als Lady Macbeth widmet er sich hingebungsvoll Aussehen und Nagelmaniküre, als wäre das die wichtigste Sache der Welt. Zwar bleibt der eigentliche Handlungsstrang erhalten – Macbeth ersticht den König, es gibt weitere Opfer seiner Machtgier und er muss am Ende mit dem Leben bezahlen –, die Gewichtung der Charaktere und Szenen ist aber völlig anders. Die Dramatik des Stoffs weicht einer fulminanten und fantasievollen Komödie. Als hätte das Stück nicht schon genug Protagonisten, fügt er weitere hinzu, etwa Shakespeare selbst, der im Prozess der Entstehung des Dramas von der eigenen Mutter im Probenraum aufgesucht wird.

Das Publikum geht begeistert mit. Lacher folgt auf Lacher, es gibt Zwischenrufe. So wird enthusiastisch laut mitgeknarrt, sobald Lafrenz pantomimisch eine Tür öffnet. Wie sehr er den Publikumsgeschmack getroffen hat, zeigen das lange Trampeln und Klatschen nach Ende des Stücks. Weitere Vorstellungen siehe www.lafrenz.de.