Wedel . Hansjörg Martin gilt als Begründer des neuen deutschen Kriminalromans. Wegbegleiter und Nachkommen erinnern am 22. April an sein Werk.

Sein Buch „Gefährliche Neugier“ von 1965 gilt als Geburtsstunde des neuen deutschen Kriminalromans. Denn Hansjörg Martin wagte als erster den Schritt und holte Geschichten um Mord und Totschlag raus aus den Metropolen rein in die Provinz. Der Schriftsteller erkannte das Potenzial der Kleinstädte, vielleicht weil er selbst in einer lebte. Denn den in Leipzig geborenen Martin verschlug es in den 60ern nach Wedel. Hier lebte und arbeitete der freischaffende Schriftsteller und engagierte sich zeitweise auch in der Kommunalpolitik.

Zu piefig, zu viel Klüngelei. „Er hatte schnell genug davon“, erinnert sich Helmut Plüschau an das politische Intermezzo. Der Sozialdemokrat hatte seinen Freund für die Parteiarbeit angeworben. Doch der bevorzugte am Ende die Sicht von außen, verarbeitete lieber die Kleinstadtaffären in kritischen Kolumnen oder in seinen zahlreichen Büchern und Hörbeiträgen. Zum Beispiel in dem Rundfunkbeitrag „Blut ist dunkler als rote Tinte“.

Plüschau selbst diente in der Geschichte als Vorlage für eine der Figuren. Auch Wedels Batavia-Kapitän Hannes Grabau kommt unter anderem Namen vor. „Ich bin der Wirt“, erklärt Grabau, der auch noch Bilder von einem Auftritt Martins zusammen mit der Schauspielerin Helga Feddersen in seinem Fundus auf der Batavia hat.

Genau dort auf dem Theaterschiff, wo Krimikönig Martin auch seinen 60. Geburtstag mit Größen der Hamburger Kulturszene feierte, soll ihm zu Ehren am 22. April eine Filmnacht gefeiert werden. Zu der besonderen Veranstaltung werden auch seine Kinder Susanne und Till sowie einige Wedeler Wegbegleiter erwartet. Es ist eine Idee, die Plüschau und Grabau schon lange mit sich herumtragen. Mit dem Verein
„Kino in Wedel“ (KIWI) fanden sie den perfekten Partner dafür.

„Hansjörg Martin hat in seinen Romanen beschrieben, dass sich Kriminalität auch in der kleinbürgerlichen Gesellschaft entwickelt. Das war neu. Zuvor spielten die Krimis in den Metropolen, zum Beispiel im Nebel von London“, sagt KIWI-Chef Peter Jochimsen. Sein Verein will das „Prinzip
Kino“ wieder nach Wedel holen.

Dabei geht es den Filmfreunden vor allem darum, das Kino als Kunstform wieder in den Fokus zu rücken und als gemeinsames gesellschaftliches Ereignis erlebbar zu machen. Dazu passt auch die Martin-Filmnacht. Denn mit der Idee vom Mord im Dorf schuf der Wedeler gleich ein neues Genre, den Regionalkrimi, und fand viele Nachahmer. Dafür erhielt er das Bundesverdienstkreuz und den Ehren-Glauser, der besondere Verdienste um die deutschsprachige Kriminalliteratur würdigt, für sein Gesamtwerk – und das ist umfangreich. Der 1999 verstorbene Martin schrieb zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, Erzählungen und vor allem mehr als 30 Krimis. Ihre Auflage geht in die Millionen. Einige von seinen Geschichten wurden auch verfilmt.

Zwei werden nun am Mittwoch,
22. April, auf Wedels Theaterschiff gezeigt. „Einer fehlt beim Kurkonzert“ (1968) und „Beim Westwind hört man keinen Schuss“ (1976), bei dem Martin auch eine Nebenrolle als Polizeiarzt spielt. Von 19.30 Uhr an werden die Filme gezeigt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Reservierungen unter Telefon 04103/8 58 36.