Wedel . Am Donnerstag wird die Fährverbindung zwischen Lühe und Wedel gekappt. Grund: Der neue Wedeler Anleger liegt bei Ebbe auf. Der Schlick muss weg.
So hatten sich die Planer und die Wedeler das nicht vorgestellt. Der für zwei Millionen Euro neu gebaute Ponton am Willkomm-Höft liegt bereits auf dem Trockenen. Dabei ist das Prachtstück, das Teil der neuen Wedeler Maritimen Meile ist, gerade einmal vier Jahre alt. Zudem wurde der Schiffsanleger so entworfen und gebaut, dass er eben nicht so schnell im Schlick der Elbe versinken kann. Genau das tut er aber nun.
„Wir haben Anfang März festgestellt, dass der Ponton bei extremer Ebbe durch Ostwind auf dem Schlick aufliegt“, sagt Wedels Bürgermeister Niels Schmidt. Der Schlick habe sich offenbar seit dem Bau des neuen Anlegers im Jahr 2011 kontinuierlich abgelagert. Ein Problem, das Wedel aus dem Hafen kennt. In Sachen Schiffsanleger war die Stadt bislang von solchen schlickrigen Schwierigkeiten allerdings verschont geblieben. Laut Bürgermeister Schmidt könnten Veränderungen im Strömungsverhalten der Elbe eine mögliche Ursache für den nun aufliegenden Ponton sein.
3700 Kubikmeter Schlick müssen unter dem Wedeler Anleger verschwinden
Klar ist: Für diese einseitige Belastung ist der Anleger nicht ausgelegt. Es könnten Risse in dem teuren neuen Bauwerk entstehen. „Bislang sind aber keine Schäden am Ponton festgestellt worden“, betont der Bürgermeister. Allerdings soll das auch in den kommenden Jahren so bleiben. „Deshalb besteht Handlungsbedarf“, so Schmidt. Und zwar schnell. Denn Wedel läuft die Zeit davon. Eine eigens vom Kieler Ministerium erteilte Genehmigung erlaubt Arbeiten in den Tiefen der Elbe nur bis zu einer Wassertemperatur von zwölf Grad Celsius und einem Sauerstoffgehalt von sechs Milligramm pro Liter. Mit den ansteigenden Temperaturen wird das immer schwerer einzuhalten sein. Dann könnte erst wieder im Spätherbst gearbeitet werden.
Deshalb drückt die Stadtverwaltung aufs Gaspedal. Noch in dieser Woche soll der Ponton weggeschleppt und die Liegewanne großzügig ausgebaggert werden. Das soll mit Hilfe eines Wasserinjektionsverfahrens geschehen. Sprich: Mit Wasserdruck wird der Schlick aufgewirbelt und von der Strömung davongetragen. 3700 Kubikmeter Schlick sollen so verschwinden.
„Wir verhandeln zurzeit mit einem Fachunternehmen. Ein Angebot wird noch erarbeitet“, so Schmidt. Deshalb seien die Kosten unklar. Am Montagabend hieß es dann aus dem Wedeler Rathaus, dass der verschlickte Anleger die ohnehin angespannte Finanzlage der Stadt mit Kosten von bis zu 17.000 Euro belasten wird.
Am 9. April wird der Wedeler Anleger zum Tonnenhafen geschleppt
Geplant ist, dass am Donnerstag, 9. April, der Wedeler Anleger zum Tonnenhafen geschleppt wird und so Platz macht für die schwimmenden Geräte. Die Arbeiten sollen frühmorgens beginnen und voraussichtlich nur einen Tag in Anspruch nehmen. In dieser Zeit werden Schiffe den Wedeler Anleger am Schulauer Fährhaus nicht ansteuern können. Der Halunder Jet nach Helgoland lässt Wedel an diesem Tag ohnehin aus. Allerdings wird die Fähre zwischen Lühe und Schulau den Betrieb an diesem Tag komplett einstellen müssen.
So richtig rund läuft es mit dem neuen Ponton am Willkomm-Höft schon länger nicht. Bereits bei den Planungen gab es Rechenfehler. Der Anleger verteuerte sich um 400.000 Euro, weil eine Beleuchtung vergessen worden war. Anschließend passte der Ton nicht, mit dem Wedel seit mehr als 60 Jahren ankommende Schiffe begrüßt. Es rauschte und knackste aus den Lautsprechern. Jetzt versackt der Anleger.
Ein paar Meter weiter kämpfen die Wedeler mit anderen Problemen. Der Umbau des Hafenbeckens hat sich rasant verteuert. Altlasten, Pfähle, die im Boden nicht halten wollten, und aufwendige Kampfmittelsondierungen ließen die Kosten kurz vor Baubeginn 2012 von 14 auf 20,4 Millionen Euro ansteigen. Gleichzeitig wurde an der Ausstattung gespart. Zumindest stehen nun zwei Investoren parat, die das Hafenkopfareal kaufen und bebauen wollen. Weitere Bieter ließen trotz Fristverlängerung auf sich warten.
Auf den Kosten für die unerwartete Ausbaggerung wollen die Wedeler nicht sitzenbleiben. „Die Verschlickung ist schneller vorangeschritten als prognostiziert“, so Schmidt. Deshalb will die Verwaltung prüfen, ob Wedel aus dem geplanten Entschlickungsfonds zur Elbvertiefung Geld für die Ausbaggerung in Anspruch nehmen kann. Zudem wird geprüft, wie in Zukunft eine Verschlickung verhindert werden kann.