Tornesch. Baumschuler werben für eine Rückkehr zu traditionellem Umgang mit Gehölzen. Ihr Rat: Nicht erst im Frühjahr pflanzen.

Wenn nach der kalten Jahreszeit die ersten warmen Sonnenstrahlen die Menschen hinaus ins Freie locken, lässt sich deren Sehnsucht nach Grün an der Auslastung der Parkplätze vor Gartencentern ablesen. Es dominieren dann die „Impulskäufer“, wie Florian Neumann weiß. Der Inhaber von Neumanns Gartenwelt in Tornesch erklärt, dass im Frühling vielfach einjährige Pflanzen gekauft würden. Manche verblühen allerdings schnell, und schon im Sommer sieht der Garten nicht mehr so schön aus. „Das Wissen um Natur und Garten wird immer geringer“, sagt Axel Huckfeldt, Landesvorsitzender des Bundes deutscher Baumschule, und setzt auf Aufklärungsarbeit. Die Baumschuler empfehlen, zurück zu einer traditionellen Gartengestaltung zu kommen. „Der Herbst ist die goldene Jahreszeit zum Pflanzen“, erklärt Huckfeldt.

Und da bieten sich demnach besonders Gehölze und einige Stauden an. Das oberirdische Wachstum sei abgeschlossen, nicht jedoch das Wurzelwachstum, berichten die Experten. Frisch gepflanzte Bäumchen oder Büsche nutzen die Feuchtigkeit und die im Herbst noch vorhandene Bodenwärme, um Wurzeln zu bilden. Im Frühjahr ist die Erde durch den Winter hingegen deutlich kühler.

„Kann ich noch pflanzen? Es wird doch bald frieren“, hört Neumann häufig. „Für die Pflanzen ist es das Beste“, ist seine Antwort darauf. Wer im Herbst setzt, biete den Pflanzen im Frühjahr einen optimalen Wachstumsstart. „Dieser Entwicklungsvorsprung macht sich beim Austrieb bezahlt“, erklärt Neumanns Frau Wiebke, Diplom-Ingenieurin im Bereich Gartenbau. Außerdem müssten Garten- oder Terrassenbesitzer weniger Zeit in die Pflege investieren als bei den Frühlingspflanzungen.

Für einen schön gestalteten Garten haben die Experten einen einfachen Rat. „Jeweils ungefähr ein Drittel Gehölze, Stauden und Einjährige bringt eine gute Mischung“, sagt Florian Neumann. Auf Neumanns Empfehlungsliste stehen etwa Zierapfel, Lebkuchenbaum, Rotahorn, Zaubernuss und japanischer Blumenhartriegel.

Viele Gehölze entwickeln im Herbst ihre besonderen optischen Reize, lassen den Garten somit in einem neuen Glanz erstrahlen. Vor dem Laubabwurf entziehen sie den Blättern wichtige Nährstoffe. Deswegen zeigen die Blätter andere Farbpigmente. So zeigen die Gehölze oft ein starkes Rot oder Gelb.

Die Anforderungen der Hobbygärtner haben sich nach Meinung der Experten in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Gesund, pflegeleicht und klein sollten die Gehölze sein. In der Stadt kämen häufig noch die Anforderungen der Trocken- und Hitzeresistenz hinzu.

Neumann versucht, die Angst vor dem Wachstum der Gehölze zu nehmen. Werden die Gehölze zu groß, könnten sie auch beschnitten werden, so der Baumschulmeister.

Außerdem würden Kunden vermehrt auf Inspiration aus Magazinen setzen. „Wenn in Illustrierten wie ,Landlust’ oder ,Wohnen & Garten’ etwas Neues gezeigt wird, wollen viele Kunden das sofort haben“, sagt Neumann. Die Baumschuler wiederum müssen rechtzeitig die jeweils neuesten Trends erkennen. Denn Gehölze müssen mindestens fünf Jahre wachsen, bis sie eine verkaufsfähige Größe erreicht haben.

Den Privatkunden kommt eine besondere Bedeutung zu. Denn aufgrund knapper Kassen habe die öffentliche Hand in den vergangenen Jahren deutlich weniger nachgefragt. 40 Prozent der in Schleswig-Holstein gezogenen Pflanzen gehen in den öffentlichen Sektor. Großprojekte, wie der Bau des Berliner Flughafens oder die Erneuerung der A9 in Bayern seien Investitionsprogramm für den Wirtschaftszweig, erklärt Huckfeldt. Dort werden besonders große und mittlere Gewächse benötigt.

Zudem exportieren die schleswig-holsteinischen Baumschuler 15 Prozent ihrer Erzeugnisse. Sank in den vergangenen Jahren die Nachfrage aus Osteuropa, speziell aus Russland, so wurde mehr in traditionell gute Abnehmerländer in Mittel- und Südeuropa sowie Skandinavien geliefert.