Elmshorn. Das Stadttheater Elmshorn startet in die neue Saison. Dach und ein Teil der Fassade wurden für 1,2 Millionen Euro erneuert
Noch versperrt ein Bauzaun den Eingang zum Foyer. Der Putz über den Buchstaben Stadttheater ist rissig. Doch die letzten Spuren, die davon zeugen, dass seit fast 50 Jahren nichts an dem Gebäude gemacht wurde, sollen bald verschwunden sein. Bereits 2016 soll die zweite Bauphase mit den letzten Reparaturen an der Elmshorner Spielstätte abgeschlossen sein. Dann werden zwei Millionen Euro verbaut sein, und auch die historische Front von 1900 hat dann ein Facelifting erhalten.
In anderen Städten kämpfen die Theaterhäuser ums Überleben
Schon jetzt sind große Schritte in Sachen Sanierung getan. Das Dach, durch das es schon seit Jahren regnete, wurde erneuert. Ebenso die Außenfassade an der Rückseite und der Bühnenturm. „Möglich war dies durch eine großzügige Anschubfinanzierung des Vereins der Freunde und Förderer des Stadttheaters Elmshorn“, sagt Peter Thomsen, seit 18 Jahren Geschäftsführer der Elmshorner Spielstätte. 500.000 Euro hat der Verein gespendet. Die Politiker entschlossen sich daraufhin, den Betrag für die Sanierung aufzustocken.
Das ist keine Selbstverständlichkeit. In Zeiten klammer Stadtkassen kämpfen viele Kulturstätten mit Kürzungen wie etwa ein Blick Richtung Rostocker Volkstheater offenbart. Dort betrachten die Politiker das Volkstheater lediglich unter ökonomischen statt kulturellen Gesichtspunkten. Intendanten, die sich gegen Einsparungen gerade machen, müssen in regelmäßigen Abständen ihren Posten räumen – und das in der mit 200.000 Einwohnern einzigen Großstadt in Mecklenburg-Vorpommern. Das rund 120 Jahre alte Theater in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) beispielsweise wurde wegen Einsturzgefahr abgerissen. „Der Neubau soll 20 Millionen Euro kosten“, sagt Thomsen. Wo das Geld herkommen soll, ist allerdings nicht klar. Vor diesem Hintergrund erscheint das Bekenntnis der Krückau-stadt zu ihrer Bühne noch einmal in einem ganz anderen Licht. Etwa 1,2 Millionen Euro wurden für den ersten Bauabschnitt benötigt. Im Gastronomiebereich wird noch fleißig gewerkelt, Arbeiter erneuern den Fußboden. „Ein Wasserrohrbruch vor fünf Wochen hatte alles unter Wasser gesetzt. Der Tresen war aufgequollen und muss ausgetauscht werden“, sagt Thomsen.
Doch pünktlich zur Eröffnung der Spielsaison am 8. Oktober soll die Gastronomie wieder eröffnet werden. Dann wird die deutsche Kabarettistin Jutta Wübbe alias Marlene Jaschke die neue Spielsaison in der Krückaustadt einläuten.
Kabarett und Comedy sind die Zugpferde im Geschäft. „Mit diesem Veranstaltungen erreichen wir auch die jungen Menschen um die 20“, sagt Thomsen. „Außerdem stopfen sie die finanziellen Löcher, die das Schauspiel reißt.“ Mehr Schauspieler in einem Stück, aufwendigere Bühnenbilder treiben die Produktionskosten in die Höhe. Die liegen schnell mal bei 10.000 Euro, inklusive Tantiemen. „Das holen Sie auch mit einem ausverkauften Haus nicht wieder raus“, sagt Thomsen. „Dennoch werden wir uns Schauspiel immer leisten, schon um unseren kulturellen Auftrag zu erfüllen.“ Zudem beobachte er den Trend, dass vermehrt auch die Generation 40 plus das Schauspiel für sich wiederentdeckt.
Die Auslastung im Stadttheater Elmshorn liegt stabil bei 80 Prozent
Populäre Stücke wie „Das Boot“, „Die Wanderhure“ oder „Die Blechtrommel“ ziehen. Das ältere Publikum hingegen schätzt auch die plattdeutschen Aufführungen. 120 bis 130 Veranstaltungen pro Theatersaison bietet das Stadttheater Elmshorn. Die geht von September bis Mai. Doch nicht nur der Umfang des Programms ist entscheidend für den Erfolg.
Auf die richtige Mischung kommt es an im Theatergeschäft, und die scheint Thomsen immer wieder zu gelingen. So liegt die Auslastung in seinem Haus seit Jahren bei 80 Prozent. „Damit können wir sehr zufrieden sein.“ Die Zahl der Abonnenten habe in den vergangenen zwei Jahren zudem um 15 Prozent zugelegt – entgegen dem allgemeinen Bundestrend. Lediglich als das Foyer 2012 geschlossen werden musste, weil die Decke gefährlich absackte, hatte er einen Einbruch von sechs Prozent hinnehmen müssen. „Die Gastronomie hatte noch mehr darunter gelitten“, sagt Thomsen.
Nun soll es mit frischem Glanz in die neue Saison gehen, und den bringen auch in diesem Jahr wieder bekannte Namen mit sich. „Die Künstler kommen gern nach Elmshorn“, sagt Thomsen. Sie schätzten die plüschige Atmosphäre hier.