Quickborn. Nun setzt TuS Holstein Quickborn auf professionelle Hilfe. Vorfall ereignete sich im privaten Rahmen. Zeichen nicht erkannt.
Ein Missbrauchsvorfall sorgt beim TuS Holstein Quickborn für Entsetzen. Jetzt kam heraus, dass ein Trainer, der fünf Jahre lang bei dem Verein angestellt war, außerhalb des Trainings einen seiner Schützlinge sexuell missbraucht haben soll. Die Mutter des zehnjährigen Jungen hat Strafanzeige erstattet. Der Verein hat sich fristlos von dem Übungsleiter getrennt, der allerdings den Vorwurf abstreitet. Die Kripo Pinneberg ermittelt. Für den Verein, der die Eltern auf zwei Versammlungen darüber informierte, hat der Fall zu weiteren Konsequenzen geführt. 28 Kinder seien abgemeldet worden, zwei von sechs Jugendmannschaften, sagt Vereinschef Jürgen Sohn.
Er könne die Aufregung der Eltern verstehen, sagt der Vorsitzende. Durch Vorfälle wie in der Odenwaldschule, wo es jahrelang zu sexuellen Übergriffen von Lehrern auf Schüler gekommen sein soll, seien die Menschen sensibilisiert. Da müsse der Verein erst langsam wieder um Vertrauen werben. „Das ist ein erheblicher Imageverlust für uns.“ Die Leute würden jetzt denken: „Die haben einen Pädophilen in ihren Reihen. Da bleibt immer etwas hängen.“
Darum bemüht sich der Verein um umfassende Aufklärung. Einem ersten Elternabend im Juli, der hochemotional abgelaufen sei, sollte am Donnerstagabend ein weiterer folgen. Dazu hatte der TuS zwei Experten vom Hamburger Fußballverband und vom Verein Wendepunkt eingeladen, die sich mit Kindesmissbrauch beschäftigen.
Bereits vor dem Vorfall war der Verein den Empfehlungen der Landesverbände gefolgt und hatte sowohl ein polizeiliches Führungszeugnis von seinen Trainern verlangt, das im Fall des Beschuldigten offenkundig unauffällig war, und die Abgabe einer Ehrenerklärung gefordert, sagt Sohn. „Die müssen alle unsere Übungsleiter unterschreiben, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben.“ Darin verspricht der jeweilige Trainer unter anderem, „das Recht des mir anvertrauten Kindes, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf körperliche Unversehrtheit zu achten und keine Form von Gewalt, sei sie physischer, psychischer oder sexueller Art, auszuüben.“
Damit habe sich der TuS richtig verhalten, sagt Karsten Tiedemann vom Kreissportverband (KSV). „Es ist gut, dass der Verein uns sofort informiert und die Angelegenheit mit professioneller Hilfe aufarbeitet.“ Wichtig sei aber auch, so bedauerlich dieser Fall auch ist, dass die Eltern Ruhe bewahrten und niemand fälschlich verdächtigt werde. Denn beim Sport wie Turnen oder Schwimmenlernen käme es auch immer zu Berührungen zwischen Trainern und Sportlern.
Der Landessportverband hat eine Broschüre dazu herausgegeben, wie man sich in Verdachtsfällen verhalten sollte. Zudem veranstaltet der KSV mit dem Kinderschutzbund und dem Sozialministerium in der kommenden Woche in Elmshorn eine Fachkonferenz zum Thema: „Sichere Orte schaffen – Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch“. Und der Kreis werde bald ein Handlungskonzept zum Kinderschutz vom Jugendhilfeausschuss beschließen lassen, sagt Kreisjugendpfleger Karsten Hamdorf. „Darüber hinaus rate ich jedem Verein, aus den eigenen Reihen einen Kinderschutzbeauftragten zu installieren“, ergänzt Tiedemann. „Eine 100-prozentige Sicherheit wird es aber nicht geben.“
Die F-Jugend, in der der Junge gespielt hat, habe den Vorfall gut verkraftet, sagt der neue Trainer. Jemand, der mit dem unter Pädophilie-Verdacht stehenden Quickborner zusammengearbeitet hat, sagt: „Das war ein komischer Typ. Aber alle waren froh, dass er so viel Zeit für den Verein geopfert hat“. Auch die Nähe zu dem betroffenen Jungen fiel einigen im Verein auf. So habe der 41-Jährige dem Jungen Geschenke gemacht und ihn auch oft zum Training und Spiel abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Er soll sogar mit ihm ins Kino gegangen sein. Der Übergriff soll in diesem privaten Rahmen passiert sein. Der Junge sei oft launisch und bockig gewesen, heißt es von Vereinsseite. Doch diese Signale wurden offenbar nicht als gefährlich eingestuft.