Kreis Pinneberg. In Uetersen, Tornesch und Elmshorn wurde an diesem Wochenende sehr unterschiedlich, aber ausgelassen und interkulturell gefeiert.

Brigitte Berger steht am Zeltrand und lächelt. Um sie herum füllen sich allmählich die Bänke. Es wird gelacht. Es wird gegessen. Tornesch feiert die zehn Jahre zurückliegende Verleihung der Stadtrechte – und zwar multikulturell. Brigitte Berger hat Flüchtlinge eingeladen, die sie in ihrer Freizeit betreut. All jene Tornescher, die sich derzeit als Paten um Asylbewerber kümmern, hat sie hinzu gebeten. Verständigungsprobleme sind zwischen den Wänden des Zelts der Kulturen kein Thema. „Ein Lächeln und schon geht die Post ab“, sagt Berger, während von der Bühne typisch deutsche Spielmannszugklänge herüberwehen und es im Zeltinneren nach orientalischen Gewürzen duftet.

„Wir haben Flüchtlinge darum gebeten, heute landestypische Leckereien aus ihrer Heimat beizusteuern“, sagt Berger. Die Reaktion sei überwältigend gewesen. Ihr Vorschlag, die benötigten Zutaten zu bezahlen, sei fast schon als Affront wahrgenommen worden. „Diese Menschen sind froh, etwas zurückgeben zu können.“ Das bestätigt auch Inga Pleines, Leiterin der Tornescher Volkshochschule, die vor einem Jahr das Konzept der Sprachpaten umsetzte. Die Patenschaften gingen längst über den Bereich der Sprachförderung hinaus.

In Uetersen spielten Bands für Freunde irischer Musik
In Uetersen spielten Bands für Freunde irischer Musik © HA | Andreas Daebeler

Während sich rund ums Tornescher Rathaus Hunderte tummeln, Wikingerschach spielen und sich auf die Auftritte der ehemaligen DSDS-Kandidatin Vanessa Valera-Rojas freuen, geht es einige Kilometer entfernt ein wenig beschaulicher zu.

Rund um das Uetersener Kloster haben Handwerker, Kleinkünstler und in mittelalterliche Gewänder gehüllte Freunde der Historie ihre Zelte aufgeschlagen. Kinder dürfen einem Schmied über die Schulter schauen. Mitglieder des Kulturvereins Hetlingen lassen die fast vergessene Tradition der Bandreißer aufleben. Keine Spur von Hektik oder Gedränge. Das Altstadtfest besticht durch Charme.

Und den schätzt auch der Uetersener Norbert Zeplien. Der 70-jährige Ex-Soldat hat sein Hobby zum Beruf nach dem Beruf gemacht. Er drechselt mit Edelholz. Es entstehen filigran gearbeitete Füllfederhalter, die für bis zu 1000 Euro den Besitzer wechseln. Verarbeitet werden auch Bernstein und Perlmutt. „Früher habe ich die Stücke verschenkt, heute zählen Geschäftsleute und große Unternehmen zu meinen Abnehmern“, so Drechsler. Das Uetersener Altstadtfest ist für ihn ein Pflichttermin, auch wenn er hier wenig verkauft. „Das ist ein Markt mit Seele“, sagt Zeplien und erklärt einem Pärchen, welche Techniken er anwendet.

Das Drachenbootrennen gehört zu den Highlights des Elmshorner Hafenfestes
Das Drachenbootrennen gehört zu den Highlights des Elmshorner Hafenfestes © HA | Andreas Daebeler

Knapp zehn Kilometer nördlich wird am Sonntag ebenfalls gefeiert. Wenn auch sehr viel kommerzieller als in Uetersen. Beim Hafenfest in Elmshorn reiht sich eine gewerbliche Gastrobude an die andere. Es gibt Zuckerwatte, Pizza und Co. Wer sich durchschütteln lassen will, steigt in den Beat Jumper. Es herrscht klassische Rummelplatzatmosphäre, die am Hafenrand dominiert. Auf dem Wasser geht es derweil sportlich zu. Das Drachenbootrennen fasziniert Tausende. Etwas mehr als eine Minute benötigen die Teams, die lautstark angefeuert werden. Gegen Mittag wird es für die Wassersportler richtig hart – das ablaufende Wasser macht es ihnen schwer.

Charmante Kleinkunst, Jahrmarktflair und das Miteinander von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen – bei einem der letzten Partywochenenden des Sommers im Kreis Pinneberg war für jeden Geschmack etwas dabei. Auch das Wetter spielte weitgehend mit, von dem einen oder anderen kurzen Regenguss abgesehen.