Bönningstedt. Betreiberin des Araber-Gestüts spricht von sechsstelligen Kosten durch zwischenzeitlichen Baustopp. Anwohner klagt jetzt.

So sieht wahre Familienfürsorge im neuen Pferdestall aus. Da ihre Stute Tameri Monah vorige Woche plötzlich starb, ist Christina Krumm quasi als Ersatzmutter eingesprungen, um ihr erst acht Wochen altes Fohlen mit künstlicher Milch aufzupäppeln. „Zurzeit gebe ich ihm fünf Mal am Tag und in der Nacht die Flasche“, sagt Krumm, die mit ihrem Vater Peter den Zuchtbetrieb für ägyptische Vollblutpferde an die Brakelstwiete nach Bönningstedt verlagert hat.

„Das ist wie bei den Babys“, sagt sie. Die jungen Pferde würden normalerweise ein halbes Jahr vom Muttertier gestillt. Nun werde sie das Waisenfohlen so lange mit Milch und beigemischtem Kraftfutter aufziehen, bis es nicht mehr nötig sei, erklärt die Pferdezüchterin. „Ich habe es nach der Mutter Monah genannt, die ich vor 16 Jahren als junges Tier in Obhut nahm.“

Der Tod der Stute ist nicht das einzige Problem, mit dem die Züchter auf ihrer Weide an der Ortsgrenze zu Hasloh konfrontiert wurden. Erst wollten einige Landwirte aus der Region den Kauf der 12.000 Quadratmeter großen landwirtschaftlichen Fläche durchkreuzen. Dann legten die Gemeinde Hasloh und ein direkter Nachbar Widerspruch gegen die vom Kreis Pinneberg im September erteilte Baugenehmigung ein. Daraufhin stoppte das Verwaltungsgericht Schleswig per Eilentscheidung für vier Monate den Weiterbau des 1600 Quadratmeter großen Pferdestalls. Erst als das Oberverwaltungsgericht (OVG) im März die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs kassierte, konnte der Bau schließlich fertiggestellt werden.

Zuchtstuten mussten oft Unterkunft wechseln

„Diese zeitliche Verzögerung verursacht uns einen Schaden in sechsstelliger Höhe“, ärgert sich Peter Krumm. Die 20 Zuchtstuten, die in den gekündigten Ställen in Nordrhein-Westfalen, Belgien und Schweden standen, mussten kurzfristig wieder woanders untergebracht werden. Dieses unvorhergesehene Hin und Her habe den Tieren erheblichen Stress bereitet, sagt Krumm, der vor Jahrzehnten in Schweden mit der Pferdezucht begann. Die fatale Folge für den jungen Betrieb in Bönningstedt: Statt der erwarteten sechs Fohlen, gibt es in diesem Jahr nur eines, weil nur eine Stute trächtig wurde.

Die Krumms züchten ihre reinrassigen Araberpferde ägyptischer Herkunft vor allem für Pferdeliebhaber im arabischen Raum, USA, Australien, Südafrika und Deutschland, sagt Krumm. Und denen seien diese Vollblutpferde mit nachgewiesener Abstammung einige Zehntausend Euro und mehr wert. „Etwa die Hälfte der Tiere geht ins Ausland.“ Auf den Kaufpreis bezogen, steige der Exportanteil sogar auf 80 Prozent. „Reitpferde sind nicht unser Markt“, betont Christina Krumm. Auch wenn natürlich jedes der edlen Tiere geritten werden könnte. „Das sind unheimlich intelligente Tiere.“ In kürzester Zeit hätten sie beispielsweise begriffen, dass kein Strom am Weidezaun fließt, wenn sie von der Koppel in den Stall geholt werden.

Nachbar hat Klage eingereicht

Ganz durchgestanden ist für Familie Krumm der Rechtsstreit noch nicht. Nachbar Karsten Blohm, dessen Widerspruch der Kreis ablehnte, hat jetzt Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht, sagt Ehefrau Resy de Ruijsscher. Die Klage sei noch nicht begründet. Aber sie fuße im Wesentlichen auf der Argumentation des Widerspruchs. Und da kritisierte Landwirt Blohm die zu dichte Bauweise des Stalles an das bewaldete Biotop auf seinem Grundstück, was eine Feuergefahr darstelle. Eine Einschätzung, die aber bereits die Landesforsten und das OVG in ihren Stellungnahmen verworfen haben.

Dafür hat die Gemeinde Hasloh ihren Widerspruch wieder zurückgezogen, berichtet Bürgermeister Bernhard Brummund. „Wir haben uns damit jetzt arrangiert, weil unsere Bedenken entkräftet werden konnten.“ Das scheint auch für die meisten Anwohner zu gelten. „Alle Leute, die hierher kommen, sind nett und freundlich und drücken uns die Daumen für den Prozess“, sagt Vater Krumm. Einige hätten sogar, gefragt wann sie mit ihren Enkeln zum Pferdefüttern vorbeikommen könnten. „Damit haben wir nicht gerechnet.“