Appen . Rolf Heidenberger engagiert sich seit 25 Jahren für schwerstkranke Kinder. 2014 erhielt er selbst die Diagnose Krebs.

25 Jahre hat „Appen musiziert“ krebskranken Kindern geholfen. 5,6 Millionen Euro konnten eingenommen und damit Gutes für die kleinen Patienten bewirkt werden. Dann musste der Initiator Rolf Heidenberger jedoch am eigenen Leibe erfahren, wie sich die kranken Kinder fühlen, wie ihre Verwandten und Freunde mit ihnen leiden. Denn bei dem 65-Jährigen sind gleich zweimal bösartige Tumore festgestellt worden. Heute kann er allerdings verkünden: „Ich bin frei von Krebs.“

Vor gut einem Jahr ging er zu seinem Appener Hausarzt, „um mir eine Salbe für einen Pickel im Ohr zu holen.“ Doch der erkannte, dass es sich mitnichten um etwas Gutartiges handelte und machte sofort einen Termin bei einer Pinneberger Hautärztin. Die diagnostizierte schwarzen Hautkrebs. Später sollte sich herausstellen, dass es sich um einen besonders aggressiven Typus handelte. Heidenberger brachte in Erfahrung, wo die Spezialisten sitzen, und dazu gehört die Universitätsklinik in Kiel. Die Arbeit der dortigen Kinderklinik ist vielfach von „Appen musiziert“ unterstützt worden. Heidenberger ist gut bekannt mit den Medizinern, und innerhalb kürzester Zeit konnten Untersuchungs- und Operationstermin abgemacht werden. Denn angesichts der Schwere der Erkrankung musste es schnell gehen.

Noch beim OP-Team sorgte Heidenberger für Heiterkeit, als er kurz bevor ihm der Anästhesist die erste Spritze setzte, darum bat, ihm wenigstens ein Teil des Ohres zu belassen. Daran sollte seine Brille weiter Halt finden. Doch entgegen der vorherigen Prognose konnte der Hautkrebs operiert werden, ohne das Ohr zu entfernen. Es blieb nur eine Narbe in der Ohrmuschel. Der Krebs schien besiegt.

Regelmäßige Untersuchungen waren danach allerdings obligatorisch, und Ende Juli vergangenen Jahres gab es die nächste Hiobsbotschaft. In der Lunge fanden die Mediziner Ablagerungen des Hautkrebses. Wieder konnte sich Heidenberger auf sein umfangreiches Netzwerk verlassen und wurde innerhalb kürzester Zeit in Kiel operiert. „Ich war absolut sicher, dass mir dort geholfen wird“, erinnert er sich.

Ursprünglich sollte nur eine der drei Metastasen zu Untersuchungszwecken entfernt werden. In einem Gespräch mit dem Chirurgen kurz vor der Operation wurde die Marschrichtung geändert. Alle Herde sollten raus.

„Ich gehe offensiv mit der Krankheit um“, erklärt der ehemalige Edeka-Manager, „und denke positiv.“ Das sei für ihn Teil der Therapie. Die Ärzte hätten ihn in seiner Herangehensweise bestärkt. Er verheimlichte die Krankheit nicht, sondern spricht darüber. Heidenberger will nicht, dass hinter seinem Rücken getuschelt wird.

Besonders seine 92-jährige Mutter hätten die Nachrichten mitgenommen. Seine Frau, der Sohn und die Schwiegertochter litten ebenso mit. „Das kann keiner nachempfinden“, so der Vollblut-Organisator über die Ängste in seinem direkten Umfeld. Dankbar sei er gewesen, dass Menschen ihm sagten, sie hätten für ihn gebetet.

Die Krankheit bleibe „tückisch und gefährlich“, obwohl keine Nachbehandlung in Form von Bestrahlung oder Chemotherapie nötig sei. Alle acht Wochen muss Heidenberger allerdings zu einem umfangreichen Check erscheinen. „Bammel“ hat er vor dem nächsten Termin Anfang Oktober.

„Ich blicke nach vorn“, gilt auch für die Organisation der 30. Appen-musiziert-Gala am Sonntag, 20. September. Was in den vergangenen Wochen war, wird von ihm ausgeblendet. Kurz war der Krankenhausaufenthalt, weil der Kopf der karitativen Großveranstaltung so schnell wie möglich wieder an die Arbeit wollte.

Denn das Jubiläums-Event soll alles Dagewesene in den Schatten stellen. Beim Erlös will Heidenberger zusammen mit den vielen ehrenamtlichen Helfern die sechs Millionen Euro voll machen. Die größten Stars des vergangenen Vierteljahrhunderts sind in die Distelkamphalle eingeladen worden. Unter anderem treten Michael Holm, die Wildecker Herzbuben, Mary Roos, Torfrock, die Les Humphries Singers, Boney M. und Nicole auf.

Erstmals gibt es zudem in Kooperation mit dem Kreisjugendring ein großes Kinderfest. Ein Weltrekordversuch ist geplant, und für die jüngeren Erwachsenen gibt es zum ersten Mal eine Rockbühne. Weitere Informationen, etwa zu dem Ticketvorverkauf sind auf www.appen-musiziert.de im Internet zu finden.

Dass dies die letzte Großveranstaltung der deutschlandweit größten ehrenamtlich organisierten Feuerwehrveranstaltung zugunsten krebs- und schwerstkranker Kinder werden sollte, hatte Heidenberger bereits nach der ersten Krebserkrankung beschlossen. „Ohne mein Netzwerk geht es nicht, und auf andere ist es nicht einfach übertragbar.“

Dass er danach aufhören wolle, solle man ihm gönnen. Dann habe er sich über 50 Jahre ehrenamtlich engagiert. Pläne hat Heidenberger natürlich auch für die Zeit nach „Appen musiziert“. Seinem Gewächshaus will er sich widmen und nach langer Zeit wieder an der Heimorgel spielen.