Rellingen. Nach den Reparaturen am Dach und an den Gauben wird im September die Orgel von Rellingens Wahrzeichen modernisiert.

Nach der Sanierung ist vor der Sanierung – dieses Motto trifft für Rellingens historische Barockkirche zu: Nach dem der Hausschwammbefall im Dachbereich beseitigt wurde, steht jetzt die Modernisierung der Kirchenorgel an, um das Klangbild in dem denkmalgeschützten Gemäuer zu verbessern.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) war einer der Finanziers der Hausschwamm-Sanierung, die Ende 2013 abgeschlossen wurde und laut jetzt vorliegender Endabrechnung 415.998 Euro gekostet hat. „Wir hatten mit Ausgaben in Höhe von 400.000 Euro kalkuliert. Angesichts der unliebsamen Überraschungen, auf die wir gestoßen sind, sind wir im Rahmen geblieben“, sagt Pastorin Martje Kruse, die Vorsitzende des Kirchenvorstandes. Der Hausschwamm war bereits in den 70er-Jahren im Dachbereich entdeckt, jedoch mangels ausreichender finanzieller Mittel nicht vollständig beseitigt worden. 2013 erfolgte nun die Sanierung des Dachtragwerkes und der Gauben. Und im Verlauf der Maßnahme wurde offenbar, dass sich der unliebsame Gast weiter ausgebreitet hatte als erwartet. „Es war eine bestandsgefährdende Situation. Für uns stellte es sich als großer Glücksfall dar, dass wir derart große finanzielle Unterstützung erhalten haben“, sagt Kruse weiter.

Deutsche Stiftung Denkmalschutz als Toröffner

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die bundesweit den Erhalt bedrohter Kulturdenkmale finanziert, steuerte 25.000 Euro bei. Auf ihr finanzielles Engagement weist die Stiftung mit einer Plakette hin, die künftig an einer Infotafel vor dem Eingang zur Kirche hängt. „Wir prüfen intensiv, welche Projekte wir fördern“, sagt Wolfgang Grandinger von der Stiftung. Ihr finanzielles Engagement diente der Kirchengemeinde als „Toröffner“ für weitere Stiftungen. So konnten weitere 20.000 Euro von der Stiftung Kirchliche Baudenkmäler (KiBa) generiert werden. Die Hermann-Reemtsma-Stiftung steuerte 30.000 Euro bei, von der Oetker-Stiftung kamen weitere 20.000 Euro.

Die Gemeinde gab 10.000 Euro dazu, der Kirchenkreis 68.200 Euro und aus Eigenmitteln der Kirchengemeinde flossen 72.798 Euro in das Projekt. Dank eines Denkmalschutzsonderprogramms der Bundes konnten 130.000 Euro gewonnen werden. Zu guter Letzt gab der Förderverein zum Erhalt der Rellinger Kirche 40.000 Euro dazu.

Auch für die Modernisierung der Kirchenorgel will der Förderverein 30.000 Euro beisteuern. Eine ähnlich hohe Summe hat sich der Verein zur Förderung der Musik an der Rellinger Kirche (MRK) vorgenommen. Die Kirchengemeinde selbst hat Anfang Juni eine Patenschaftsaktion ins Leben gerufen. Die Unterstützer des Projektes sollen „fußweise“ für die Orgel spenden, also quasi die Patenschaft für eine Orgelpfeife übernehmen. Ihre Länge wird in Fuß gemessen. Die Rellinger Kirchenorgel verfügt über 2500 Pfeifen, ihre Länge beläuft sich zwischen einem und 16 Fuß. Zusammengezählt beträgt die Orgelpfeifenlänge 10.000 Fuß. Innerhalb weniger Wochen kamen aufgrund der Aktion 20.000 Euro zusammen. „Eine fantastische Summe“, sagt die Pastorin.

Sie hofft auf weitere Spenden. Angesichts der bisherigen Zusagen lässt Kruse keinen Zweifel daran, dass die 140.000 Euro teure Maßnahme wie geplant im September und Oktober in Angriff genommen werden kann. Die Orgel geht zurück auf ein Werk von Matthias Schreiber aus den Jahren 1755/56. 1971 erfolgte die letzte große Veränderung, als unter Verwendung des Prospektes und fünf noch funktionsfähiger Regler quasi ein neues Instrument gebaut wurde. Heute ist es technisch überholt und dank gravierender Verschleißerscheinungen nur noch eingeschränkt nutzbar.

Geplant ist die Anschaffung eines neuen Spieltisches, eine Generalüberholung des eigentlichen Instrumentes und der 2500 Pfeifen, eine Bekämpfung des Schimmelpilzbefalls sowie der Einbau von Ventilatoren und eines Absauggerätes. Genaueren Einblick in die Maßnahme erhalten Interessierte beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September.

Das Motto lautet in diesem Jahr „Handwerk, Technik, Industrie“. Kantor Oliver Schmidt bietet um 14 und 16 Uhr an diesem Tag zwei Führungen zum Thema „Orgelbau – ein Handwerk zwischen Kunst und Technik“ an, die durch Klangbeispiele der Orgel ergänzt werden.