Rellingen. Instrument wird für 140.000 Euro der heutigen Technik angepasst. Kirche sucht Spender
Sie begleitet Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten, Gottesdienste und Trauerfeiern – und sie steht bei Orgelkonzerten auch selbst im Mittelpunkt des Interesses: Die Rede ist von der Rellinger Kirchenorgel, die stets für eine besondere Atmosphäre in dem historischen Gotteshaus sorgt. Damit dies auch künftig so bleibt, bittet die Kirchengemeinde um finanzielle Mithilfe. Das Instrument ist in die Jahre gekommen, es muss überarbeitet und dem heutigen Stand der Technik angepasst werden. Das alles kostet mit 140.000 Euro viel Geld.
Geld, das die Kirchengemeinde noch nicht zusammen hat. „Wir bieten Patenschaften an“, sagt Martje Kruse, Pastorin und Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Die Idee dahinter: Die Unterstützer des Projektes sollen „fußweise“ für die Orgel spenden. So wird die Länge einer Orgelpfeife in Fuß gemessen. Die Rellinger Kirchenorgel verfügt über 2500 Pfeifen, ihre Länge variiert zwischen einem und 16 Fuß. Zusammengezählt beträgt die Orgelpfeifenlänge 10.000 Fuß. „Das ist auch der Betrag, den wir uns als Spende wünschen“, so Kruse weiter. Die Paten erhalten von der Kirchengemeinde eine Urkunde. Das Spendenkonto bei der Sparkasse Südholstein hat die IBAN-Nummer DE91 2305 1030 0003 4707 62, das Stichwort lautet Orgel.
Die übrigen 130.000 Euro sollen aus Eigenmitteln der Gemeinde, über Stiftungen und die beiden Fördervereine aufgebracht werden. „Wir befinden uns in der luxuriösen Lage, dass uns gleich zwei Fördervereine finanziell unter die Arme greifen werden“, sagt die Kirchengemeinderatsvorsitzende.
Da ist zum einen der Förderverein zum Erhalt der Rellinger Kirche. „Wir haben bei der letzten großen Sanierung zehn Prozent der Kosten übernommen. Diesmal haben wir uns ein noch ehrgeizigeres Ziel gesetzt“, berichtet der Vorsitzende Detlef Goos. 30.000 Euro wolle sein Verein beisteuern. Eine ähnlich hohe Summe hofft der Verein zur Förderung der Musik an der Rellinger Kirche (MRK) aufzubringen. Dessen Vorsitzender Michael Schopf hält eine funktionierende Orgel für unverzichtbar für die musikalische Vielfalt in dem barocken Gotteshaus.
Für die ist Kantor Oliver Schmidt zuständig. „Ich spiele um die Defekte herum“, bringt er den momentanen Zustand auf den Punkt. Die Orgel, deren denkmalgeschütztes Prospekt über Altar und Kanzel prangt, geht zurück auf ein Werk von Matthias Schreiber aus den Jahren 1755/56. Er ist der letzte Glückstädter Orgelbauer aus der Schnitger-Schule. Nach mehreren Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert erfolgte 1971 die letzte große Veränderungen. Unter Verwendung des Prospektes und fünf noch funktionsfähiger historischer Regler wurde ein neues Instrument gebaut. „Dieses befindet sich technisch auf dem Stand von 1971. Mittlerweile ist es sehr schwierig geworden, dafür Ersatzteile zu beschaffen“, berichtet Schmidt.
Hinzu kommen gravierende Verschleißerscheinungen, die sowohl Teile der Pfeifen als auch die Elektronik des Spieltisches betreffen. Während sich der historische Spieltisch weiterhin hinter dem Instrument befindet, wurde 1971 ein elektronisches Modell auf der Empore platziert, um den Kantor in den Gottesdienst einbinden zu können. „Wir haben uns entschieden, einen neuen Spieltisch zu beschaffen, der den heutigen technischen Anforderungen entspricht“, sagt Schmidt. Weiterhin erfolgt eine Generalüberholung des eigentlichen Instrumentes. Alle 2500 Pfeifen werden ausgebaut und grundgereinigt, die defekten Pfeifen ersetzt. Gleichermaßen wird mit allen Bauteilen und dem Gehäuse verfahren. Maßnahmen gegen den Schimmelpilzbefall sind ebenso geplant wie der Einbau von Ventilatoren und eines Absauggerätes.
Neben der technischen Überholung werden klangliche Veränderungen vorgenommen. Die Disposition, also die Klangkomposition der einzelnen Register, wird geändert, damit ein wärmerer, vollerer Klang entsteht. Gleichzeitig wird die Intonation der Orgel an die Raumakustik angepasst und die Klanghöhe etwas erhöht, damit die Orgel wieder in Kombination mit Orchestern erklingen kann. „Wenn wir das geschafft haben, haben wir zehn bis 15 Jahre Ruhe, was das Instrument betrifft“, hofft Schmidt. Die Maßnahmen hat Hans-Martin Petersen, Kirchenmusikdirektor und Orgelgutachter, vorgeschlagen. Die Arbeiten beginnen im September und sollen sechs Wochen dauern. Die Kirchengemeinde hat Angebote von fünf Orgelbauern eingeholt.