Rellingen/Haseldorf. Xavier de Maistre eröffnet Schleswig-Holstein Musik Festival im Kreis Pinneberg. Im Haseldorfer Rinderstall begeisterten Landgren & Co.
Es war ein gelunger Auftakt des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) im Kreis Pinneberg. Der Franzose Xavier des Maistre verzauberte sein Publikum am Dienstag in der barocken Rellinger Kirche mit seiner Harfe.
Xavier de Maistre war zwölf Jahre lang Harfenist der Wiener Philharmoniker, bevor er 2010 seine Solokarriere begann. Ein mutiger Schritt, denn die Harfe hat ein Imageproblem. Nur wenige Harfenisten sind in der Lage, allein ein Abendprogramm zu füllen.
Doch Xavier de Maistre ist es gelungen, das Instrument männlicher zu machen. Er erweiterte das Harfenrepertoire, gewann die Plattenfirma Sony für sich und bearbeitete bekannte Werke für andere Instrumente – und begeisterte die andächtig lauschenden Zuhörer in Rellingen im ausverkauften Gotteshaus, die ihm im oberen Rang Standing Ovations zollten. Die eine oder andere Zuschauerin erhoffte sich so wohl auch einen besseren Blick auf den gutaussehende, großgewachsenen Musiker und Echo-Klassik-Gewinner, der regelmäßig die bedeutenden Konzerthäuser Europas, Asiens und Nordamerikas füllt, indem er seinem Instrument ganz neue, verblüffende Effekte entlockt.
So auch bei Bedřich Smetanas „Moldau“ und Peter Tschaikowskys berühmter Oper „Eugen Onegin“, die auf dem Rellinger Konzert zu hören waren. Erstaunlich wild setzte Xavier de Maistre sein Instrument bei Aram Chatschaturjans „Östlicher Tanz“ und „Toccata“ aus dem Kinderalbum II „Klänge der Kindheit“ ein, zupfte schwungvoll die Saiten, trommelte auf den Rahmen.
Wer das wundervolle Konzert verpasst hat, kann es sich am 27. September von 22 Uhr an in der Sendung „Soirée“ auf NDR Kultur anhören.
„Konzertflüchtlinge“ verpassten ein denkwürdiges Konzert in Haseldorf
Trotz der Hiobsbotschaft, dass Percussion-Virtuose Martin Grubinger aus Österreich wegen eines Magen-Darm-Virus ausfiel, erlebten die Musikfreunde im Haseldorfer Rinderstall am Dienstag einen ganz besonderen Abend. Zwar blieben einige Stühle leer, weil Karten zurückgegeben wurden. Die „Konzertflüchtlinge“ allerdings verpassten ein denkwürdiges Konzert – denn SHMF-Intendant Christian Kuhnt hatte mit der deutsch-japanischen Star-Pianistin Alice Sara Ott, dem David Orlowsky Trio und dem schwedischen Posaunisten und Sänger Nils Landgren mehr als nur Ersatz gefunden. Während Alice Sara Ott mit perfektem Spiel Melodien von Paganini und Chopin darbot, faszinierte das David Orlowsky Trio mit seiner ganz eigenen Interpretation und Weiterentwicklung der Klezmer Musik.
Das Trio ist übrigens am 27. Juli erneut im Rinderstall zu hören. Nils Landgren letztlich, künstlerischer Leiter der Jazz Baltica, faszinierte gemeinsam mit dem jungen Pianisten Philip Frischkorn das Publikum – und als alle Protagonisten noch einmal gemeinsam auf die Bühne zur Session kamen, war das Publikum hin und weg. Ein denkwürdiger Abend. So etwas hat der Rinderstall noch nicht erlebt.