Pinneberg. CDU und SPD begrüßen die Millionen-Pläne für das Ilo-Gelände. Eine Genossenschaft will einsteigen und in Wohnungen investieren.

Pinnebergs Politiker stehen Plänen für eine Bebauung des Ilo-Geländes mehrheitlich aufgeschlossen gegenüber. So der Tenor einer Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, während der sich am Dienstagabend ein potenzieller Investor vorstellte. Zwar musste Martin E. Schaer vom Hamburger Büro Matrix Immobilien seinen Heimweg ohne erhofften Grundsatzbeschluss antreten. Das lag jedoch nur an einem Vertagungsantrag von Grünen und FDP, die das Projekt noch einmal beraten wollen. Mit Zustimmung von Sozial- und Christdemokraten kann Schaer für September fest rechnen. Mit der Wohnungsbaugenossenschaft Neue Gewoge steht ein potenzieller Partner parat.

Über die Zukunft des etwa fünf Hektar großen, in unmittelbarer Nähe des Pinneberger Bahnhofs gelegenen Areals wird seit zwei Jahrzehnten diskutiert. Wo bis 1990 die Ilo-Motorenwerke beheimatet waren, sollen laut aktuellem Entwurf 330 Wohneinheiten entstehen. Geht es nach Schaer, der mit dem Elmshorner Architekten Helge Reimer zusammenarbeitet, werden im nördlichen Bereich des Plangebiets Firmen angesiedelt. Direkt an den Gleisen, wo der alte Güterbahnhof zusehends verfällt, soll ein Gewerbehof realisiert werden. Handwerker und Existenzgründer seien die Zielgruppe. „Die drei- bis fünfgeschossigen Gebäude sollen eine Schallschutzfunktion übernehmen“, so Reimer. Somit werde die Wohnqualität südlich der Straße An der Mühlenau gesteigert. Für den östlichen Bereich des Geländes plant der Architekt ein regionales Dienstleistungszentrum. Dort könnten Arztpraxen eine neue Heimat finden. Auch ein Parkhaus ist Teil des Konzepts. Für die ehemalige Deponie auf dem Ilo-Gelände habe man eine Lösung parat. Die Fläche solle versiegelt werden. Ilo-Produktionshallen und ein Schornstein müssten der Bebauung bis auf ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude weichen.

Misch aus Sozial- und Eigentumswohnungen

Bei den künftigen Bewohnern des neuen Stadtteils setzen Schaer und Reimer eigenem Bekunden zufolge auf eine „Durchmischung“. Es würden sowohl Sozialwohnungen als auch Eigentumswohnungen entstehen. Die Qualität der Bebauung werde in Richtung Mühlenau gesteigert. Schwerlastverkehr solle aus dem Quartier weitgehend verdrängt werden. Ohnehin sei autoarmes Wohnen Bestandteil des Konzepts. Die Nähe zur Bahn und die gute soziale Infrastruktur könnten Menschen anlocken, die vornehmlich öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad nutzten. Zumal die Pinneberger Innenstadt mit ihren Einkaufsmöglichkeiten nur etwa einen Kilometer entfernt sei.

Schaer und Reimer machten klar, dass sie sehr weit sind. Mit der Erbengemeinschaft um die Familie Rahimi, der das Areal gehört, habe man „sehr intensiv verhandelt“. Infolge der Gespräche sei ein Mandat erteilt worden, das Konzept öffentlich vorzustellen. Es gebe einen gewissen Zeitdruck, zumal ab sofort für die Anhandgabe des Geländes Kosten anfielen. Ziel sei es, noch im Herbst 2016 einen abgesegneten Bebauungsplan in der Tasche zu haben.

Die Neue Gewoge, die schon vor etwa einem Jahr als Partner des von der Politik ausgebremsten Investors Bouwfonds gehandelt wurde, hat sich erneut in Stellung gebracht. „Es gab ein Gespräch mit Vertretern von Matrix Immobilen“, so Vorstand Wolfgang Hermann am Mittwoch. Denkbar sei, als Kompagnon einzusteigen. Ein anderes Modell werde hingegen bevorzugt: „Wir würden am liebsten voll erschlossen kaufen.“ Um und bei 100 der 330 geplanten Wohneinheiten könnten auf diesem Wege an die Gewoge gehen. Das Investitionsvolumen des Gesamtprojekts beziffert der Gewoge-Chef auf mehr als 50 Millionen Euro.

Kritische Stimmen aus Reihen der Grünen und der Liberalen

Kritische Stimmen mussten die Planer aus Reihen der Grünen & Unabhängigen vernehmen. So verwies Manfred Stache darauf, dass Pinneberg mit der Entwicklung des Rehmenfelds ein weiteres Großprojekt im Blick habe. Für ihn zu viele Baustellen, die derzeit aufgemacht würden: „Wir müssen Schwerpunkte setzen“, so Stache. Mit seiner Forderung, mehr als die geplanten 20 Prozent Sozialwohnungen zu bauen, blitzte er bei den Planern ab. Grünen-Fraktionschef Joachim Dreher mahnte eine vernünftige Bürgerbeteiligung an, bevor derartige Projekte in trockene Tücher gebracht würden. Birgit Klampe von der FDP ließ durchblicken, dass die hohe Anzahl der Wohneinheiten in ihrer Fraktion kritisch gesehen werde: „Wir wünschen uns mehr Gewerbe.“ Anders SPD-Bauexperte Gerhard Thomssen, der von einer guten Möglichkeit sprach, das Gelände zu entwickeln: „Wir doktern schon zu lange daran herum.“ Eine gleichzeitige Entwicklung des Rehmenfelds – für Thomssen kein Problem. Auch für den Christdemokraten Klaus Seyfert nicht: „Die CDU begrüßt das Konzept. Wir könnten den vorgelegten Grundsatzbeschluss schon jetzt fassen.“ Bürgermeisterin Urte Steinberg: „Eine Entwicklung des Gebietes würde Pinneberg einen weiteren Schub geben.“ Das vorgestellte Konzept halte sie für „sehr interessant“.